Wer hinter den Stimmen von Siri, Wiener Linien und ÖBB steckt

Eine Frau mit blonden Haaren und Pony trägt einen blauen Hosenanzug mit Schleife.
Ihre Stimmen begleiten uns durch den Alltag, sind uns vertraut und doch unbekannt. Wir haben die Stimmen unserer Freizeit unter die Lupe genommen.

Kürzlich ist es ihr wieder passiert. Da stand Angela Schneider an der Kasse von irgendeinem Supermarkt, grüßte, schlichtete ihren Einkauf aufs Band, zahlte und verabschiedete sich. Nur wenige Worte, aber schon fiel sie, diese oft gestellte Frage: ,Sind Sie nicht ...?“ Ja, ist sie. Angela Schneider ist jene Stimme, die fast rund um die Uhr Hunderttausende Wiener und Besucher der Bundeshauptstadt durch den Tag begleitet.

Was für ein Unterschied zu ihrer anderen Existenz. Da ist die Absolventin der Schauspielschule des Wiener Volkstheaters zwar ebenfalls Stimme. Aber mit Gesicht. Auf einer Bühne. „Als Öffi-Stimme bin ich unsichtbar“, so Angela Schneider sichtlich erleichtert. 

Eine Frau sitzt in einem Tonstudio vor einem Mikrofon und einem Bildschirm.

Ihre Stimme kennt jeder Wiener: Angela Schneider

Mars und Venus

Sieben Jahre ist es jetzt her, dass die Wiener Linien  weiblich wurden. Ein Einschnitt für viele. Den Wechsel von ihrem Vorgänger Franz Kaida zu Angela Schneider goutierten nicht alle Fahrgäste. „Von Wohlwollen bis zu kritischen Tönen war alles dabei“, erinnert sich die Wienerin mit burgenländischen Wurzeln. „Da  merkte ich, welche Bedeutung diese Stimme für die Wiener hat.“

Nicht nur für die Wiener. Stimmen machen Stimmung. Und markante sind besonders gefragt. Studien zeigen, dass männliche Stimmen  bevorzugt werden, wenn es um pure Information geht. Weibliche Stimmen hingegen stehen bei jenen Nutzern hoch im Kurs, die eine Hilfestellung suchen. So erklärt sich etwa, warum in einem Call Center  vorwiegend Frauen tätig sind.

Hey Siri!

Als das US-Technologieunternehmen Apple seinen Sprachdienst Siri vorstellte, war die Reaktion vieler Nutzer: „Ist eh ganz witzig, aber wer braucht denn so etwas?“ Acht Jahre ist das her.

Mittlerweile gilt Heike Hagen (siehe Aufmacherbild), Siris deutsche Stimme, als berühmtestes Vokalorgan im deutschsprachigen Raum. Auch weil Siri über den Exotenstatus hinausgewachsen ist. Die technikaffine Sprecherin ist darüber hinaus ein echter Tausendsassa. Heike  Hagen ist nicht  nur via iPhone und iPad präsent, sie spricht aus dem TV, dem Radio und verleiht dazu noch Hörbüchern und Video-Games Charakter. Eine Branche mit Zukunft. Mittlerweile hat  Siri auch eine männliche Stimme. Und Siri mit Alexa eine Konkurrenz.

Alexa wird männlich

In fünf Jahren soll der Markt für digitale Sprachassistenten um mehr als 30 Prozent wachsen. Da schadet es nicht, wenn auch ein paar echte Weltstars die Werbetrommel  für die Stimmen rühren, die uns künftig durch den Tag begleiten. Samuel L. Jackson zum Beispiel. Der Hollywood-Schauspieler, der vor 25 Jahren neben John Travolta in Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ neu durchstartete, soll demnächst in den USA bei Amazon im „Celebrity Mode“ verfügbar sein.

Falls man damit seinen eigenen „Echo“-Lautsprecher aufrüsten will, kommt das pro Stimme auf 99 Cent. Ziemlich günstig für das eigentlich unbezahlbare Gefühl, einmal einen Star um so etwas Banales wie die Wetterauskunft zu bitten. Oder darum, ein Gedicht aufzusagen. Oder einen aufzuwecken. 

Alexa bleibt anonym

An einem jedoch will man beim Internetgiganten Amazon nicht rütteln: Die Identität der deutschsprachigen Alexa bleibt weiterhin streng geheim. „Ihre Grundlage ist eine echte, menschliche Stimme“, so die knappe Auskunft aus der  deutschen Konzernzentrale in München.

Auf jeden Fall gilt: Bei allen besprochenen Diensten ist es eine Software, die danach bei Bedarf die gesprochenen Texte zerhackt und sie  wie gewünscht neu zusammenfügt. Klingt brachial, aber sonst müsste ja ständig eine echte Person hinter dem Mikrofon sitzen.

Die Stimme der ÖBB

Eine Frau sitzt an einem Tisch im Freien und gestikuliert beim Gespräch.

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