Mein Wecker ist eigentlich kein Wecker, sondern ein Handy, das im Grunde seinen Weck-Zweck nicht erfüllt. Einerseits habe ich mich von der Eule (Nachtmensch, der frühmorgens nur schwer aus den Federn kommt) zur Lerche (Frühaufsteher, der abends gerne Federn lässt) entwickelt, andererseits betreibe ich instinktiv das vorhin angesprochene Wecker-Bashing: Vor wichtigen Ereignissen WACHE! ICH! VON! SELBER! AUF! Die Wissenschaft nennt das Schlaf-Wach-Rhythmus, der in unseren Genen verankert ist. Im Körper befindet sich eine Hauptuhr, namens „Nucleus suprachiasmaticus“, die der Zirbeldrüse signalisiert: „Hey, es ist Nacht, produzier’ das Schlafhormon Melatonin!“ Dazu gibt es zahlreiche Unteruhren, die unterschiedliche Körperfunktionen regulieren. Hauptuhr und Unteruhren tauschen sich im Gehirn aus, verstehen sich blendend und erzielen Gleichklang. Kommt dann noch der Botenstoff Cortisol dazu, schrillen die Alarmglocken des Weckers – nicht.
Tagwache!
Dass man vorher von selbst aufwacht, hat der Neurowissenschafter Jan Born in einem Schlafexperiment herausgefunden. Probanden wurde mitgeteilt, sie würden um sechs Uhr geweckt, tags darauf um neun. In Wahrheit war an beiden Tagen Punkt sechs Uhr Tagwache. Am darauf vorbereiteten Tag stieg der Cortisolspiegel pünktlich eine Stunde vorher an, am unvorbereiteten blieb der Hormonschub aus. Cortisol wird also nicht nur von der inneren Uhr, sondern auch unbewusst gesteuert. Deshalb wachen wir vor dem Wecker auf.
Haben Sie am Montag einen wichtigen Termin? Probieren Sie’s! Sie werden ohne Wecker aufwachen. Der inneren Uhr sei Dank! Und wenn Sie sich jetzt noch an den lateinischen Namen erinnern, sind Sie ein echt aufgeweckter Mensch.
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