Die Allzweckwaffe
Klopapier hat kein Ablaufdatum, ist im Mengen-Angebot günstiger und vielseitig einsetzbar. Neben seiner Primärverwendung eignet es sich als Verband-, Isolier- und Informationsmaterial sowie als Wasserfilter. Soweit die praktischen Gründe. Psychologen orten zudem einen unsichtbaren Feind, der beim Menschen Handlungsunfähigkeit auslöst. Dem muss man mit Hamstern etwas entgegensetzen, um wieder Frau und Herr der Lage zu sein.
Die Gene sind schuld
Angstforscher wie der deutsche Borwin Bandelow, schieben die Panikkäufe außerdem auf unsere Vorfahren, was dann zum Tragen kommt, wenn uns nichts mehr einfallen will. Vor Hunderttausenden Jahren, so Bandelow, war Vorratshaltung ein Muss, da im Winter wachstumstechnisch tote Hose war. Wer nicht bunkerte, starb. „Das steckt bis heute in unseren primitiven Genen.“ Dazu kommt: Kauft einer, kauft jeder, was plausibel, wenn auch nicht befriedigend klingt.
Handke hat die Lösung
Die Suche nach Gründen für das Klopapier-Hamstern muss also weitergehen. Und siehe da: Ausgerechnet ein Österreicher scheint das Phänomen entschlüsselt zu haben. Literaturnobelpreisträger Peter Handke offenbarte 2012 in seinem „Versuch über den Stillen Ort“, dass ihm jener weltweit „Zuflucht, Asyl, Versteck, Rückzugsgebiet, Abschirmung, Einsiedelei“ gewesen sei. „Ein Ort, wo der Geist im wahrsten Sinne Ruhe findet.“ Inmitten des Weltgeräusches einsilbig geworden, kehrte er ‚danach‘ „vielsilbig, voll von Redelust“ zurück.
Was diese These unterstützt: Abort heißt im Lateinischen entschwinden. Eine Sehnsucht, die an Tagen wie diesen nur allzu nachvollziehbar ist.
Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechselnd über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftigen.
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