Warum geraten wir immer dann in einen Stau, wenn wir es eilig haben?

Blockabfertigung von Lastwagen auf der A93
Ob Raser mit eingebauter Vorfahrt oder Sonntagsfahrer, im Stau sind alle gleich. Daher müssten alle ein Interesse haben, ihn zu vermeiden.

Was, so spät ist es schon?! Ich muss mich auf den Weg machen, schleunigst! Schnell noch einen Schluck Kaffee, dann zum Auto und los! Die verlorene Zeit hole ich locker auf, oder?

So oder so ähnlich denken viele, die in der Früh eilig ihr Fahrzeug starten. Aber der Elan findet bald ein Ende. Zumindest ist es kein Zufall, dass  Staumeldungen  im morgendlichen Verkehrsfunk so zahlreich sind.

Wir fahren, fahren, fahren

Zwar gibt es viele Gründe für einen Stau – etwa Baustellen oder einfach eine Verkehrsüberlastung –, aber die gröbsten  Verursacher sind wir. Und zwar genau dann, wenn wir es eilig haben. Denn zu diesem Zeitpunkt begleitet uns ein Phantom – der „Stau aus dem Nichts“.


Wir kennen das. Wir scheren aus der Kolonne aus, beschleunigen, überholen und fädeln uns dann  wieder ein. Der Effekt eines solchen Manövers ist, dass wir für den Moment zwar freie Fahrt haben, die nachfolgenden Lenker jedoch übermäßig abgebremst werden, da sie Auffahrunfälle vermeiden wollen. Unsere „freie Fahrt“ besteht dann auch nur so lange, bis wir auf eine Stauwelle aufschließen, die jemand hinterlässt, der es ebenso eilig hatte wie wir. Diese Welle kann sich bis zum totalen Stillstand fortsetzen. Und das, weil wir nur an uns  denken – und nicht an die restlichen Verkehrsteilnehmer als Kollektiv.

Formel Phantomstau
Am Wiener Gürtel ist dieser Stau zu Stoßzeiten im Minutentakt zu beobachten. Zu höheren Weihen kam er, als im Jahr 1992 zwei  deutsche Physiker den „Phantomstau“ erstmals mathematisch ausformulierten. Eine Lösung dagegen suchen Verkehrsplaner nach wie vor.  

Aber die Hoffnung lebt. Denn   Autofahrer  können sich etwas von der Fauna abschauen. „Bei Ameisenstraßen und Vogelschwärmen kommt es zu  keiner Staubildung und  zu keinen Zusammenstößen, weil die einzelnen Tiere miteinander kommunizieren und das zügige Vorankommen aller im Vordergrund steht“, so Ivana Walden von der ASFINAG.

Zukünftig sollen über WLAN verknüpfte Autos Störstellen frühzeitig mitteilen. So können Drängler rechtzeitig  Tempo  drosseln und abruptes Bremsen vermeiden.

Bis dahin fahre ich  fünf Minuten früher los, versprochen.

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