Sounds of Africa

Sounds of Africa

Die "afrikanische Musik" gibt es nicht. Natürlich. So wenig wie es „eine“ europäische Musik gibt. Viel zu unterschiedlich sind die Kulturen, Traditionen und Sprachen auf dem riesigen Kontinent. Umso vielfältiger und spannender ist dafür das, was wir als afrikanische Musik zu hören bekommen.

Hier ein kleiner Überblick anlässlich der „Afrika Tage“, die heute auf der Donauinsel eröffnet werden.

Hoher Besuch zur Eröffnung der elften AFRIKA TAGE auf der Wiener Donauinsel: Auma Obama, die große Schwester des US-Präsidenten Barack, hält heute die Eröffnungsrede. Die Germanistin, die in Heidelberg und Bayreuth studiert hat, arbeitet als Entwicklungshelferin in ihrer Heimat Kenia – wo sie sich erst vergangene Woche mit ihrem Bruder traf, um ihn in seinem Einsatz für Frauenrechte zu unterstützen.

Und hier die Highlights der kommenden 16 Tage:

1. August, 18.00 Uhr

Vor 14 Jahren gründete Musiklehrer Nkululeko Innocent Dube mit seinen besten Schülern in Bulawayo eine Musik-Akademie, die arbeitslosen Jugendlichen ohne Perspektive eine Ausbildung in Gesang, Tanz, Schauspiel und verschiedenen Instrumenten bieten sollte. Mittlerweile touren die Lehrer mit ausgewählten Studenten regelmäßig durch Europa und sind gefeierte Gäste bei den großen Sommer-Festivals. Klassischer Mbube-Gesang wird hier um Frauenstimmen erweitert, dazu kommen mitreißende Marabi- und Mbaqanga-Grooves, Tradition, Pop und Rap. Ein echtes Erlebnis.

1. August, 20.30 Uhr

1980 aus den Resten der deutschen Krautrock-Legende Embryo entstanden, gelten die Dissidenten inzwischen auch dem britischen „Rolling Stone Magazine“ als „Godfathers of World Music“. Gemeinsam mit dem ägyptischen Sufi-Star Mohamed Mounir sollten sie die
Donauinsel zum Beben bringen.

2. August, 20.30 Uhr

Der 64-jährige Sänger und Gitarrist ist ein direkter Nachfahre Sundiata Keitas, eines malischen Königs aus dem 13. Jahrhundert. Selbst Musik zu machen war für ihn deshalb eigentlich tabu. Als Albino musste er zusätzlich gegen viele Vorurteile in seiner Heimat kämpfen. Trotzdem ist er heute ein gefeierter Nationalheld, der bereits mit Carlos Santana, Wayne Shorter und Joe Zawinul aufgenommen hat.

4. August, 20.30 Uhr

Hip-Hop, Reggae, Dancehall – dazu eine ultralässige Performance. Der Künstler aus Kenia ist längst auch in Europa und den USA ein gefeierter Live-Performer.

5. August, 20.30 Uhr

Jazz-Saxofon meets unwiderstehliche Balafon- und Rhythmus-Gruppe aus Burkina Faso. Fährt endlos ab.

8. August, 16.00 Uhr

Die junge kapverdische Sängerin besticht durch smoothe Grooves und eingängige Refrains. Noch ein echter Geheim-Tipp.

Das komplette Programm finden Sie unter

www.afrika-tage.de

Weitere Tipps für Afrika-Freunde:

KASUMAMA FESTIVAL Das familiäre Festival im Waldviertel steigt immer schon im Juli. Am besten jetzt schon für 2016 vormerken. www.kasumama.at

KULTUREN IN BEWEGUNG Ganzjährig Tipps zu Musik- und Kulturveranstaltungen. www.kultureninbewegung.org

Der Sohn Ali Farka Tourés nahm zu Lebzeiten seines Vaters keine eigenen CDs auf. Aus Respekt vor der übermächtigen Figur des legendären Afro-Blues-Gitarristen, der auch mit Größen wie Taj Mahal und Ry Cooder zusammengearbeitet hat.

Heute gilt „Vieux“ selbst als einer der besten Gitarreros des Kontinents, seine Jams in Bamako mit Kollegen wie Ngoni-Ass Bassekou Kouyate sind legendär. Weitere Tipps für Gitarren-Fans: Lobi Traore, Habib Koité, Sekou Diabaté, King Sunny Adé, Ben Zabo, Baba Maal, Keziah Jones ...

Der Kanadier aus Somalia wurde von einem der ganz großen Stars Afrikas entdeckt: Youssou N'Dour. Spätestens seit seiner Coca-Cola-Fußball- WM-Hymne „Wavin Flag“ gilt der Rapper, Poet und Gitarrist als Weltstar. Und Beispiel der erfolgreichen afrikanischen Diaspora, zu der auch Sinkane, Tunde Adebimpe (TV On The Radio). MC Solaar und die Young Fathers zählen.

Jazz, Rock, Avantgarde und afrikanische Tradition, der Superstar aus Mali scheut vor keinem Experiment zurück. Dabei hing Rokia Traores Karriere an einem seidenen Faden: Als Tochter aus hochadeligem Haus war ihr der Weg auf die Bühne eigentlich verboten. Erst als sich der große Ali Farka Touré für die talentierte Gitarristin und Sängerin einsetzte, ließ ihr Vater sich umstimmen.

In seiner Heimat Malawi war Esau Mwamwaya Schlagzeuger in verschiedenen Bands. In London lernte er den schwedischen Elektroniker Johan Karlberg (Radioclit) kennen. Gemeinsam bastelten sie mit „Julia“ einen Elektro-Groove, der in den britischen Charts voll einschlug. Und auch der Nachfolger „Let Go“ hat das Zeug zum Sommerhit.

Die Gitarristin und Sängerin aus Côte d'Ivoire besticht durch einen Mix aus klassischer Songwriterei und traditionellen westafrikanischen Elementen. Und spielte schon Duette mit europäischen Pop-Größen wie Damon Albarn (Blur), den Noisettes und Paul McCartney.

Keith Richards nannte sie vor Jahren seine „Lieblings-Rockband“ – das machte die Musiker aus dem Norden Malis praktisch über Nacht berühmt. Zu Recht. Ihr Mix aus Blues und Tuareg-Tradition ist mehr als fesselnd. Noch mehr Wüsten-Rock gibt’s von ihren noch nicht so bekannten Tuareg-Kollegen Bombino und Tamikrest. Aber auch die fantastische Noura Mint Seymali aus Mauretanien geht in diese Richtung.

Vor vier Jahren nahm die junge Songwriterin Bulelwa Mkutukana aus Südafrika unter dem Künstlernamen Zahara ihre erste CD auf – und eroberte ihre Heimat im Sturm. Mit einer Stimme, die an ihre Vorbilder Joan Armatrading und Tracey Chapman erinnert und Songs zwischen Balladen und sanft groovendem Afro-Soul.

Jazz, Soul, Afro – die schöne Songwriterin aus Butterworth, Südafrika, gilt als legitime Nachfolgerin Miriam Makebas. Eine zeitgemäße, die auch Hip-Hop-Elemente und Art-Pop verarbeitet. Und gerade im Rap-Genre tut sich in Afrika einiges, wie die Erfolge von Mzbel, D’Banj oder Timaya zeigen.

Und natürlich - im Rap- und Dancehall-Genre tut sich in Afrika einiges, wie die Erfolge von Mzbel, D’Banj oder Timaya zeigen.

Und da gibt's auch richtig bezaubernde Songs, wie "Shangri La" von Fantasma feat. Moonchild. Und ... und... und...

MBUBE: 1939 nahm der südafrikanische Lagerarbeiter Solomon Linda einen Song auf, der Popgeschichte schreiben sollte – jahrzehnte später, als „The Lion sleeps tonight“. US-Folk-Ikone Pete Seeger entdeckte den Song in den frühen 50ern und machte aus dem Zulu-Text „Mbube – Uyembube“ („Löwe – du bist ein Löwe“) das berühmte, lautmalerische „Wimoweh“. Danach kamen die Tokens, die Tremoloes, Brian Eno, The Nylons, The Passengers, Roger Whittacker ... In Südafrika sorgte Linda mit dem Original-Song für ein neues Genre: „Mbube“ – Männer-a-capella-Bands mit mächtigen Bässen und Falsett-Stimmen, wie sie etwa die von Paul Simon entdeckten Ladysmith Black Mambazo berühmt gemacht haben. 1962 starb Linda völlig mittellos an Nierenversagen. Einen Grabstein bekam er erst 18 Jahre später.

Die vom Ragtime beeinflusste, ursprüngliche „Township-Music“ Südafrikas inspirierte viele Größen der afrikanischen Szene: Abdullah Ibrahim (Dollar Brand) und Miriam Makeba ebenso wie ihren Ex-Mann, den Jazz-Trompeter Hugh Masekela. Aus dem Marabi entstand in den 1960ern die poppige Variante des Mbaqanga, die die Mahotella Queens noch heute zelebrieren.

Ab den 60er-Jahren wurde Musik aus Westafrika immer wichtiger. Juju (Nigeria), Highlife (Ghana), Makossa (Kamerun) ... Den größten Einfluss auf die Musikwelt hatte der in den 1970ern von Fela Kuti und seinem Drummer Tony Allen (o.) geprägte Afrobeat: Funk & Soul trifft auf Tradition – sehr heiß. Allen beeinflusst heute noch Bands wie Blur – und Dance-Acts wie Makossa & Megablast.

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