Folge 58: Venus von Willendorf

Folge 58: Venus von Willendorf
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts war die prähistorische Fundstätte in der Wachau bei Willendorf bekannt – ab 1908 begannen Wissenschaftler des Naturhistorischen Hofmuseums im Windschatten des Eisenbahnbaus mit systematischen Ausgrabungen. Schon im ersten Jahr fand man die kleine, nur 11 cm hohe Statuette aus Kalkstein. Der korpulente Frauenkörper war ursprünglich farbig gefasst, ein paar Spuren von Rötel haben sich an geschützteren Stellen seiner Oberfläche erhalten.

Aus der Jäger- und Sammlerkultur der jüngeren Altsteinzeit haben sich einige dieser wohl mit Fruchtbarkeitsriten in Verbindung stehenden „Venus“-Figuren erhalten – unter ihnen ist das Wiener Exemplar ein Meisterwerk: Während andere mit Andeutungen arbeiten, ist die Willendorf-Venus plastisch durchgearbeitet und mit Details ausgestattet.

Arme und Hände liegen auf den schweren Brüsten, den großen Kopf ziert eine feine Flechtfrisur. Bis 1998 blieb das Original der Öffentlichkeit hinter Tresortüren verborgen – heute gehört sie zu den prominentesten altsteinzeitlichen Fundstücken Österreichs.

Amüsantes Nebenprodukt ihrer Popularität: Der „Willendorf-Award“ wird für herausragende medizinische Studien zur Fettleibigkeit vergeben.

Info: www.nhm-wien.ac.at

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