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Veganes Eis? Ein Plädoyer für die Vielfalt im Stanitzel

Veganes Eis? Ein Plädoyer für die Vielfalt im Stanitzel
Der Sommer schmeckt auf einmal immer besser, weil farbenfreudiger.

Also, ich bin jetzt keiner, der meint, ob warme Tage oder kalte, ein Eis geht einfach immer. Natürlich, Saison hat das Stanitzel erst im Sommer. Und da am liebsten in Form von Sorten wie Erdbeer-Vanille, Amarena oder Mango.

Für die heimischen Geschmackspräferenzen ist das fast schon exotisch. Denn bis vor Kurzem ging hier gar nix über das beliebte „Vanille-Schoko-Erdbeer“-Trio. Laut Eis-Umfrage ist es noch gar nicht lange her, dass das lange als Geheimtipp geltende Stracciatella  auf einen Spitzenplatz kam. 

Ich lutsche an der mit Schokolade durchsprenkelten Sorte schon lange nicht mehr. Denn ich fahre voll auf die neue Vielfalt ab. Und die schaut im banalsten Fall so aus: Himbeer-Veilchen, Minze,  Erdbeer-Tropic, mit einem Wort: Der Sommer schmeckt auf einmal  immer besser, weil farbenfreudiger.

Warum das möglich ist? Offenbar hat das mit der kaum zu bändigenden Experimentierfreudigkeit der Eismacher, der Gelatieri, zu tun. In der Szene erzählt man sich von Eissalons, die mehr als 200 verschiedene vegane Sorten im Angebot haben sollen. Darunter Ausgefallenes wie Orange-Olivenöl-Safran. Oder Komisches wie Erbsen-Minze und Tomate. Unter uns: Die Naschkatze, der das schmeckt, möchte ich sehen.

Wie auch immer, wer sich an einem veganen  Eis versucht, also, auf Zutaten wie Milch, Ei  oder Zucker verzichtet oder höchstens eine  lactosefreie Milch zulässt, geht vermutlich spielerischer  an die schönste Sache des Sommers heran. Auf jeden Fall aufgeschlossener – sowohl vor als auch hinter der Budel.

Bei Genussmitteln wie Tee, Kaffee oder Bier hat der Spaß an der Sortenvielfalt schon vor Jahren bunte Blüten getrieben. Bei Kaffee etwa schlägt sich das Ergebnis in dem plötzlich aufkommenden Wunsch nach Arabica aus Äthiopien nieder, und das bitte mit einem Aroma von Orangeblüten.

Selbst wenn man noch nie in Äthiopien war, stellt man sich diesen Kaffee irgendwie geheimnisvoll, stolz und  fruchtig vor. Die Fantasie trinkt oder isst schließlich mit.

Um bei Eis zu bleiben. Bio-Hafermilch klingt jetzt zwar nicht nach Party unter Palmen, aber wählt man Kokosmilch schaut das schon wieder ganz anders aus. Allein beim Stichwort Kokos tanzen die Geschmacksknospen auf der Zunge vor Freude Lambada, stimmt’s?

Ob veganes Eis auch wirklich anders schmeckt? Irgendwie schon. Cremiger, g’schmackiger, runder, fruchtiger, spannender, besser. Ehrlich.

Einem zum Vergleich „normalen“ Walderdbeer-Eis möchte ich zwar auf keinen Fall  Fadesse nachsagen. Aber im Zweifelsfall schiele ich zukünftig in jene Vitrinen, die sich einer nie gekannten Vielfalt unterwerfen. Ich sage nur: 200 Sorten und mehr.

Hoffentlich dauert der Sommer noch lang. Sonst geht sich das kaum aus. Die Orgie muss jedenfalls sein und sei es auch nur, um dann wieder beruhigt beim gewohnten Erdbeer-Vanille, Amarena und Mango zu landen. Aber vegan. Immerhin.

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