Uwe Ochsenknecht über Beziehung

Uwe Ochsenknecht über Beziehung
Was bisher geschah: Uwe Ochsenknecht, 58, macht Karriere auf der Bühne, im Fernsehen und auf der Leinwand. Jetzt zieht er zum ersten Mal Bilanz: In einem Buch und bei einem offenen Gespräch über das Leben als Anti-Hecht, seine schauspielenden Söhne und Frauen. Und: Ein bisschen Beethoven war auch noch dabei.

freizeit: Coole Mütze, Herr Ochsenknecht, Sie wirken sehr jugendlich.

Uwe Ochsenknecht: Ich hoffe nicht nur vom Styling her.

Fühlen Sie sich nicht zu jung für die Biografie, die Sie 2013 veröffentlicht haben? Das macht man doch normalerweise ganz zum Schluss.

Ich wurde von einigen Verlagen immer wieder gefragt und fand es bisher auch blöd. Ich fand mich selbst nicht so wichtig, dass ich über mein Leben ein Buch hätte schreiben müssen. Aber das Argument, dass ich so erzählen könnte, wer ich wirklich bin, hat mich überzeugt.

Wer sind Sie wirklich?

Ein Mensch wie jeder andere – mit einem besonderen Talent. Ich wollte mich aber einmal nicht darstellen, sondern von mir erzählen. Ich hätte einen tollen Hecht aus mir machen können. Habe ich aber nicht.

Ein erfolgreicher Schauspieler in den besten Jahren, der auch singen kann: Ist man da bei Frauen nicht automatisch ein toller Hecht?

Es gibt auch Frauen, die sagen: Nur weil er Schauspieler ist und Geld hat, was glaubt der, wer er ist? Ich denke, das gleicht sich aus.

Frauen sind im Buch ein großes Thema.

Ich habe von Frauen auch alles gelernt, was im Leben wichtig ist.

Zum Beispiel?

Kochen, aufräumen, sauber machen.

Sehr witzig.

Im Ernst. Frauen sind psychisch viel stärker als Männer. Ich war bei vier Geburten dabei. Ein Mann wäre schon im dritten Monat verstorben vor lauter Leid. Frauen sind auch einfühlsamer und bringen Männern Emotionen bei. Da gibt es vieles.

Wichtig war Ihnen auch, die Geschichte Ihrer Kindheit mit einem schlagenden Vater zu erzählen. Eine Art Therapie?

Nein, so sehe ich das nicht. Ich wollte mich auf eine Zeitreise begeben und da gehört die Erinnerung daran eben dazu. Meine Kindheit war zwar turbulent und bewegend, aber ich glaube nicht, dass ich davon traumatisiert worden bin.

Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass von Ihrem Vater auch viel Gutes kam. Waren die Schläge so schlimm, dass Sie sie überhaupt erwähnen mussten?

Ich habe herausgefunden, dass es pädagogisch nicht sehr wertvoll war und deshalb auch meine Kinder nie geschlagen. Die Botschaft war mir wichtig. Aber in der Nachkriegszeit, wo ich aufgewachsen bin, haben wahrscheinlich viele Kinder noch Prügel bekommen.

Das Positive war, dass Sie Ihr Vater sehr in Ihren schauspielerischen Ambitionen unterstützt hat. Sind Sie ihm dankbar?

Natürlich. Mein Vater hatte selbst eine Ausbildung als Opernsänger. Mit Kunst konnte er was anfangen. Als ich auf die Schauspielschule kam, war ich erst 17, ich brauchte also seine Unterschrift. So schwierig das Verhältnis sonst mit ihm war, in der Hinsicht meinte er: „Ich wollte immer was Künstlerisches machen, meine Eltern haben es verboten. Ich möchte dir aber keine Steine in den Weg legen.“

Sie haben vier Kinder. Sind Sie glücklich, dass Ihre drei Söhne auch Schauspieler geworden sind?

Ich war sehr misstrauisch. Wilson und Jimmy haben ja schon mit zwölf ihre ersten Filme gemacht – die „Wilden Kerle“. Das sind erst mal Kinderfilme. Mit Kindern wird schauspielerisch oft nicht richtig gearbeitet. Die sagen ihre Sätze auf und gut. Das hat mit Schauspielerei nicht viel zu tun. Ich finde, man braucht eine gute Basis. Die ist immer das Theater. Aber das ist heute schwierig.

Wie meinen Sie das?

Durch die ganzen Casting-Shows wollen die Kids an einem Tag berühmt werden und ohne Ausbildung der perfekte Sänger sein. Bei der Schauspielerei ist das nicht anders.

- Uwe Ochsenknecht

Sie haben Ihren Sohn Rocco noch gar nicht erwähnt. Jetzt läuft das Dschungelcamp wieder ...

Aber nicht wieder mit ihm, oder?

Wie es aussieht, nicht. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihm? So gut wie man liest?

Wir haben mittlerweile guten Kontakt und ich habe durch ihn eine Enkeltochter. Das ist das Wichtigste. Weiter möchte ich da nicht ins Detail gehen. Da wurde genug drüber geschrieben und geschmiert.

Aber über ihre Ex-Frau Natascha dürfen wir reden. Sie waren 20 Jahre ein Paar und schreiben daher sehr viel über sie.

Ja, darüber können wir reden. Aber nicht zu ausführlich. Steht doch alles im Buch.

Aber Sie schreiben, dass Ihre aktuelle Beziehung Ihre bisher glücklichste ist. Kann man das vergleichen? Also ich wäre an Nataschas Stelle beleidigt.

Sie sind aber nicht Natascha und daher auch nicht beleidigt. Man darf nicht den Schluss draus ziehen, dass alle anderen Beziehungen davor Scheiße waren. Ist doch Quatsch! Alle Beziehungen, die ich davor hatte, haben dazu geführt, dass ich meine jetzige Freundin kennenlernen konnte. Das ist doch schön. Und ist nicht immer der Partner mit dem man gerade zusammen ist, der beste?

Schön wär’s. Es geht doch auch sonst im Leben nicht immer nur nach oben.

Ich war noch nie mit jemandem zusammen, der schlechter war, als der davor. Das wäre doch ziemlich blöd.

Liebe ist nicht immer logisch. Aber: Was ist eigentlich das Sinnvollste, das Sie aus Beziehungen gelernt haben?

Den anderen sein zu lassen, wie er ist. Jedes Haustier lässt man, wie es ist. Nur beim Menschen fängt man an, herumzuschrauben, wenn das Herzchen nicht mehr ganz so laut klopft. Ein Beispiel: Meine Freundin, mit der ich seit viereinhalb Jahren glücklich bin, föhnt sich immer morgens die Haare. Anfangs freut man sich, dass sie sich hübsch macht. Später könnte man sagen: Mensch, immer das nervige Geräusch. Da braucht es dann eine kleine Zen-Meditation: „Halt das Maul, halt das Maul“, dann geht es wieder. So, das war jetzt aber ein großes Kapitel Partnerberatung. Nächstes Thema.

Wie gefällt Ihnen Wien?

Sehr gut. Ich war schon mal hier und habe beim Kaiser vorgesprochen. Gibt es denn die Sendung noch?

Ja, die gibt es.

Das war lustig. Ich fand auch den „Kottan“ gut oder „Vier Frauen und ein Todesfall“. Da habe ich mal in einer Folge mitgespielt. Sehr schräg! So was trauen sich die Deutschen nicht. Wir sind immer so „straight“. Im Verrücktsein seid ihr Österreicher uns voraus.

Was können wir noch besser?

Vieles. Zum Beispiel Nachspeisen, diese Kuchen und das ganze Dreckszeug. Das ist ganz schlimm für mich. Ich liebe das. Vorhin stand ein Gugelhupf in meinem Hotelzimmer. Die Hälfte ist schon weg.

Man sieht’s noch nicht.

Ich habe extra ein weites T-Shirt an. Sachertorte ist ja auch extrem gut. Und was mir hier noch gefällt, ist, dass es hier vor Geschichte strotzt, wenn man durch die Gassen läuft. An jedem zweiten Haus hängt eine Tafel: „Hier hat Mozart gewohnt, hier Beethoven. Ist doch einfach Hammer!

Vielleicht hängt an Ihrem Hotel hier auch bald die Tafel: „Hier hat Uwe Ochsenknecht gewohnt.“

Ich sage ja immer: So lange nicht ein Schild von mir an einer Wohnung hängt, wo ich mal gelebt habe, bin ich auch nicht wirklich berühmt. Beethoven hat ja in Wien in verschiedenen Wohnungen gewohnt. Er war ein Vagabund. Insgesamt waren es mehr als 70 Wohnungen in seinem Leben.

Ach so?

Das wissen Sie nicht? Ich gebe mal ein bissl Nachhilfe hier. Er ist umgezogen, weil er entweder zu laut Klavier gespielt hat oder in einer Nacht- und Nebelaktion, nicht mehr ganz nüchtern, eine Wohnung angemietet hat. Am nächsten Tag wollte er sie nicht mehr, weil ihm der Blick auf die Häuserwand nicht zugesagt hat.

Woher wissen Sie das alles so genau?

Ich hab einmal in einem Dokumentationsspielfilm über ihn mitgespielt. Er ist ja auch in Wien gestorben. Verreckt ist er, weil er zu viel Wein gesoffen hat. Wein wurde damals mit Blei haltbar gemacht. Als man eine Haarlocke, die es von ihm noch gibt, untersucht hat, hat man dabei 1000-fach überhöhte Bleiwerte festgestellt. Das schlägt sich auf die Hörnerven. Deshalb wurde er auch taub.

Danke für die Geschichtsstunde. Mein Jahresvorsatz heuer lautet ab sofort: Mehr Biografien lesen.

Ach, nehmen Sie sich nichts vor. Dieser Druck sorgt dafür, dass es nicht klappt. Tun Sie’s, weil es Ihnen Spaß macht.

Nehmen Sie sich denn nie etwas vor?

Natürlich, aber nicht am Jahresanfang. Manchmal gelingt es am 22. Februar besser. Ich möchte mich ja weiterentwickeln und irgendwann erleuchtet sein. Aber das wird jetzt langsam knapp. Mal sehen.

Uwe Ochsenknecht: "Was bisher geschah". Bastei Lübbe, um 19,99 €.

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