Überleben

Überleben
Wasser, unser wichtigstes Lebenselixier, wird knapp. MICHAEL HOROWITZ über teures Grundwasser vom Dachstein für die USA und gesundes Gemüse aus dem Meer für uns.

Aus dem All sieht die Erde wie ein blauer Planet aus. Doch der größte Teil des Wassers ist salzig und ungenießbar. Nur 2,5 Prozent sind süß und trinkbar. Die wichtigste Ressource der Zukunft, unser Lebenselixier Nummer eins, wird immer knapper. Wasser – ein längst wertvollerer Rohstoff als Erdöl – wird in gigantischem Ausmaß verschwendet, verdreckt und vergiftet.
In den letzten sechs Jahrzehnten hat sich die Weltbevölkerung fast verdreifacht, der Wasserkonsum versechsfacht. Rund eine Milliarde Menschen müssen verseuchtes Wasser trinken, zusätzliche 2,5 Milliarden leiden unter akutem Wassermangel. Während in Europa jeder Mensch im Durchschnitt rund 130 Liter sauberes, reinstes Trinkwasser pro Tag teilweise verschwendet. Bereits mit einer Fünf-Minuten-Dusche verbrauchen wir mehr Wasser, als Milliarden Menschen an einem Tag zur Verfügung steht. Nach einem Jahrhundertsommer wie heuer wird deutlich, welchen Wert Wasser hat.
Die Dramatik der weltweiten Wasserkrise schockiert, doch wenig wird dagegen getan. Experten warnen bereits davor, dass durch die globale Wasserknappheit in Zukunft auch Kriege um die wichtigste Ressource der Menschheit entstehen könnten. Wenn wir nicht bewusster und sparsamer mit Wasser umgehen, wenn wir weiterhin Erdbeeren aus Südspanien – die zuvor quer durch Europa transportiert wurden – statt aus der Steiermark konsumieren, werden unsere Enkel um jeden Tropfen kämpfen müssen. Wasser wird zum Luxusgut. In den USA ist es längst soweit: Seit vier Jahren leidet Kalifornien unter einer dramatischen Dürre, unter immer unkontrollierbareren Waldbränden. Nicht nur Flüsse und Seen versiegen, auch das tief liegende Grundwasser schwindet rasant. Unkontrolliert wird diese letzte Wasserreserve abgesaugt: Der Boden sinkt bis zu drei Meter pro Jahr ab, Brücken, Straßen und Bewässerungskanäle werden brüchig. Und wer das Wettrennen um die letzten Wasservorräte gewinnen will, muss immer tiefer bohren.
Denn Beverly Hills ohne prall gefüllte Swimmingpools und Bewässerungsanlagen für Golfplätze ist undenkbar … Während in Los Angeles im vergangenen Sommer pro Tag und pro Kopf 265 Liter Wasser verbraucht wurden, waren es in Beverly Hills 855. Rettung kommt aus Österreich: Ab nächstem Jahr wird in Amerika Grundwasser vom Dachstein verkauft. Im März 2016 beginnt man in Obertraun das Luxus-Grundwasser abzufüllen: Der Preis wird pro Flasche im zweistelligen Eurobereich liegen, freut man sich in der Dachstein-Region.
Die Wasserknappheit hat durch den Klimawandel bedingt auch längst die südlichen Länder Europas erreicht. Obst- und Gemüse-Anbaugebiete verdorren immer mehr. Obwohl gigantische Bewässerungsanlagen (noch) in Betrieb sind. Weil Süßwasser immer seltener wird, suchen Forscher nach Ersatzgemüse aus dem Meer: Algen. Die Unterwasserpflanzen sind vollgesaugt mit wertvollen Mineralstoffen wie Kalium und Kalzium, Eisen, Jod und Magnesium. Und haben einen hohen Gehalt an Vitamin A, B und C. Also werden wir in Zukunft im Winter statt Erdbeeren aus Spanien mehr gesundes Gemüse aus dem Meer essen …


michael.horowitz@kurier.at

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