Larissa Marolt über Reality-TV

Larissa Marolt über Reality-TV
Für viele ist Larissa Marolt die Nervensäge aus dem Dschungelcamp. Sie selbst sieht sich ganz anders. In der freizeit spricht die Kärntnerin über ihre tiefgründige Seite, ihren Wunsch Schauspielerin zu werden und ihre Einstellung zur Liebe. Und ihr Papa hatte beim Interview auch noch das ein oder andere Wort mitzureden.

freizeit: Larissa, was ist der größte Vorteil daran, prominent zu sein?

Larissa Marolt: Das sind so kleine Sachen. Am Flughafen muss ich manchmal den Pass nicht aus der Tasche holen, weil mich die Leute kennen. Dass man leihweise Klamotten von Designern bekommt ist auch nicht schlecht.

Ihre Prominenz haben Sie vor allem Ihrem Auftritt im Dschungelcamp 2014 zu verdanken. Heute geht die 9. Staffel zu Ende. Haben Sie zugeschaut?

Larissa: Ehrlich gesagt, habe ich im Moment zu viele andere Dinge im Kopf. Ich verbinde mit dem Dschungel gar nix mehr. Für mich war er absolut nicht hinderlich – im Gegenteil. Ohne Dschungel wäre ich nicht, wo ich bin, aber er ist für mich abgeschlossen. Mir kommt es so vor, als wäre meine Teilnahme ewig und nicht erst ein Jahr her.

Immerhin hat Sie die Teilnahme auch in Deutschland einem breiten Publikum bekannt gemacht.

Larissa: Beim Dschungel haben drei Wochen jeden Tag über acht Millionen Leute zugeschaut. Das hat meine Bekanntheit ziemlich gesteigert. Aber die Leute sprechen mich krasserweise auch immer noch auf „Germany’s Next Topmodel“ an, obwohl das sechs Jahre her ist.

Sie haben im Fernsehen immer polarisiert. War das schon als Kind so oder kam das erst durch Ihre Medienpräsenz?

Larissa: Normal war ich sicher nicht, aber was ist heute schon normal. Ich bin schon als Kind angeeckt.

Heinz Marolt: Immer.

Larissa: Papa, gibst du das Interview oder ich? Ich habe immer polarisiert. Mir war das anfangs nicht bewusst. Die Leute sehen mich auch ganz anders, als ich mich sehe. Manchmal finde ich die Sichtweise anderer schockierend.

Können Sie das näher erklären?

Larissa: Wer mich aus dem Dschungel kennt, glaubt, dass ich nur lustig und durchgeknallt bin – eine Furie und ein Tollpatsch. Man hat ja die verschiedenen Bilder gesehen. Die Leute erwarten dann, dass ich immer so aufgedreht bin. Aber es gibt auch eine andere Larissa. Ich bin ein vielseitiger, direkter Mensch mit eigenem Kopf und Humor. Aber ich bin immer bestrebt, niemanden zu verletzen. Das habe ich von meinen Eltern gelernt.

Die Larissa, die der TV-Zuseher kennt, trägt das Herz auch auf der Zunge. Oder?

Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist und habe keine Angst, was Falsches zu sagen. Viele Leute können das gar nicht, weil sie nicht aus ihrer Haut kommen. Ich habe den Mut zu sein, wie ich bin. Damit ist viel über mich gesagt. Manchmal bin ich etwas theatralisch und dramatisiere diverse Sachen, das gebe ich zu. Aber welche Frau kennt das bitte nicht?

Sie arbeiten auch als Schauspielerin. Vielleicht ist eine dramatische Ader da gar nicht so schlecht.

Larissa: Ja, das ist mein Traum und mein Ziel. Ich drehe gerade einen Krimi für das ZDF mit Roland Koch.

Heinz Marolt: Und das ist immerhin ein Burgschauspieler.

Larissa: Wobei ich sagen muss, dass nicht so viele Filme produziert werden. Und dann muss man für die Rolle geeignet sein. Fürs Erste bin ich aber dankbar, dass ich den Sprung geschafft habe.

Sie haben das renommierte New Yorker Actor's Studio von Lee Strasberg besucht. Was ist das Beste, das Sie dort gelernt haben?

Larissa: Mut, sich zu blamieren und zur Hässlichkeit. Man hat keine Angst mehr und wird körpersicher. Ich konnte meine Persönlichkeit entwickeln, bin offener geworden. Das hat mir auch im Dschungel geholfen. Wenn ich mir manche Camp-Szenen heute ansehe, weiß ich aber oft selber nicht mehr, was echt oder gespielt war.

Darüber ist viel spekuliert worden.

Larissa: Selbst wenn ich es noch wüsste, würde ich es nie verraten. Fernsehen ist Magie. Es bleibt dem Zuschauer überlassen, was er für echt hält. Und es ist im Grunde ja auch so, dass jeder Mensch ein Schauspieler ist. Angenommen, Ihr Fotograf hatte einen schlechten Tag. Er wird trotzdem seine Arbeit machen und lachen. Auch die Verkäuferin beim Billa wird nicht jedem ihre privaten Probleme auf die Nase binden. Jeder ist Schauspieler, aber man kann es professionell lernen. Und ich habe mich entschlossen, mir diese Techniken anzueignen.

Schauspieler wollen viele werden. Warum glauben Sie, dass ausgerechnet Sie es schaffen können?

Larissa: Ich bin „born to entertain“ und kann von einer Sekunde auf die andere was machen, wenn es fad ist. Diese Spontanität ist fürs Fernsehen wichtig. Deshalb werde ich auch für Unterhaltungsshows gebucht. Da muss man schlagfertig sein und darf keine Angst haben, Blödsinn zu reden. Man muss furchtlos sein. Ich habe als 16-Jährige mit dem Fernsehen begonnen, jetzt bin ich 22. Da kriegt man Routine, und es schmerzt mich auch nicht mehr, wenn ich Blödsinn rede. Man kann es wieder gutmachen und darf sich selbst nicht zu ernst nehmen. Ich glaube, dass Leichtigkeit am Ende das Wichtigste ist.

Schaden Unterhaltungsshows dem Image eines Schauspielers nicht mehr als sie ihm nützen?

Larissa: Ich muss mir schon viel Negatives anhören, wenn es um Reality-Sachen geht. Aber auch dahinter steckt viel Arbeit, Energie, Aufwand und Konzentration. Vor zehn Jahren wärst du als Schauspieler noch abgestempelt gewesen, aber mittlerweile hat sich das gebessert, weil die Masse bei Reality-Fernsehen zusieht. Ich bin ein Freigeist und Rebell, was das angeht, geniere mich nicht für ein Projekt, auch wenn es einen komischen Ruf hat. Angenommen, ich wäre seriöse Schauspielerin und hätte keine Rollenangebote – von irgendwas muss man leben. Ich gehe in alle Richtungen und wünsche mir, dass man mich nicht auf etwas reduziert.

Sie sind auch gern gesehener Talkshow-Gast. Bei Lanz zum Beispiel saßen Sie einmal neben dem deutschen Ex-Finanzminister Hans Eichel. Informieren Sie sich vorher darüber, wer mit Ihnen in einer Show sitzt?

Larissa: Das mache ich immer. Ich google vorher, damit ich das weiß. Aber ich habe Herrn Eichel dann in der Sendung ohnehin mit einem Steuerberater verwechselt. Da gibt es immer Leute, die sich darüber aufregen. Viele vergessen, dass ich zuletzt vor allem in Amerika war und kaum mitgekriegt habe, was in Österreich oder Deutschland passiert. Ich habe mich voll auf meine Schauspielausbildung und den amerikanischen Lebensstil konzentriert. Dann bin ich in den Dschungel gekommen und hatte von vielen Themen keinen Tau. Da wird man schnell verurteilt.

Schlimm?

Larissa: Die Leute wissen oft selbst vieles nicht. Das hört man oft im Radio bei Umfragen. Außerdem werde ich ja auch nicht als „Einstein“ gebucht, sondern, um Schwung in die Bude zu bringen. Irgendwann habe ich aufgehört, mich damit zu beschäftigen, was die Leute über mich denken. Wenn es einem als Dummheit ausgelegt wird, wenn man eine Frage nicht beantworten kann, läuft etwas schief in der Welt. Das hat nichts mit Intelligenz zu tun. Ich beherrsche auf jeden Fall emotionale Intelligenz. Das ist schon mal viel wert.

- Larissa Marolt

Wie oft sind Sie noch in New York?

Larissa: Immer wieder, auch wenn es keinen Plan gibt. In letzter Zeit hatte ich sehr viel im deutschsprachigen Raum zu tun. New York ist aber definitiv meine zweite Heimat.

Das Leben in New York ist teuer. Wie haben Sie das finanziert?

Larissa: Ich habe alles, was ich bei „Austria’s Next Topmodel“ verdient habe, in den Amerika-Aufenthalt investiert – was ich nicht bereue. Das Wohnen haben mir die Eltern mitfinanziert, weil ich ja zwei Jahre drüben war.

Was kostet dort eine Wohnung?

Larissa: In einer sicheren Gegend bekommt man nichts unter 1.400 €, es sei denn, man wohnt in einer WG. Da kriegt man ab 800 € schon was. Ich habe aber alleine gewohnt, weil ich meine Privatsphäre brauche.

Sie sind seit 2013 mit dem Filmemacher Whitney Sudler-Smith liiert. Ist das was Ernstes?

Larissa: Man kann nie sagen, was in Zukunft passiert, aber zur Zeit könnte ich mir nichts Besseres vorstellen. Zwischen uns gibt es eine Verbindung, die selten ist. Da spürt man glaube ich auch.

Er lebt in Amerika, Sie arbeiten in Europa. Ist die große Distanz nicht auf Dauer ein Problem?

Larissa: Anfangs war die Fernbeziehung schwierig. Aber mittlerweile klappt es, weil er weiß, dass er nie mehr so einen Menschen findet wie mich und umgekehrt. Ich bin da altmodisch. Wenn zwei Menschen zusammen gehören, finden sie zueinander. Die Fernbeziehung ist eine Phase. Das wird nicht ewig so bleiben. Und wenn sich einer von uns in jemand anderen verlieben sollte, passiert es sowieso. Ich bin jemand, der an die wahre Liebe glaubt. Mein Vater sagt immer: Ein guter Hund bleibt beim Haus, ein schlechter gehört sowieso weg. So ist es auch.

Sind Sie ein tiefgründiger Mensch?

Larissa: Auf jeden Fall. Ich analysiere viel. Schlimm ist nur, dass ich oft anders rüberkomme. Mich interessiert es, Menschen zu beobachten. Da lernt man am meisten – imitieren, kopieren und sich klar werden, warum Menschen sind, wie sie sind. Meine Hausaufgabe in der Schauspielschule war, jede Woche im Park zu sitzen, Menschen zu beobachten und sie in der Schauspielklasse nachzumachen.

Heinz Marolt: Das kann sie wirklich. Ich kenne niemanden, der Menschen besser imitieren kann als Larissa.

Larissa: So bin ich auch zur Schauspielerei gekommen. Ich habe schon als Dreijährige andere Leute imitiert. Aber nicht als Verarsche, sondern mit Respekt. Es ist ja nix anderes, als jemandem den Spiegel vorzuhalten, so wie Till Eulenspiegel. Der Hofnarr war früher ja der einzige, der dem König die Meinung sagen durfte. Ich sehe Dinge, die andere nicht sehen und habe ein sehr gutes Einfühlungsvermögen für Menschen.

Macht Bekanntheit eigentlich einsam?

Theoretisch könnte ich jeden Tag die Party meines Lebens feiern und muss dafür nicht mal was tun. Selbst wenn ich in den Supermarkt gehe, werde ich von Leuten angesprochen, die mit mir feiern wollen. Das Ding ist halt, dass echte Freundschaft nur über Jahre wächst. Ich habe aber ein gutes Netzwerk, auch wenn die meisten Freunde leider im Ausland leben. Also ist die Familie mein bester Freund. Einsam bin ich eigentlich nicht.

Was ist im Moment Ihr größter Wunsch?

Larissa: Urlaub ohne Handy. Zwei Wochen ungestresst sein zu können und sich um nichts Sorgen zu machen, wäre toll. Ich würde dann täglich ein Kilo Kekse in mich reinstopfen, richtig fett werden, nur daliegen und mal ’ne richtig faule Sau sein.

Und beruflich?

Larissa: Mein Ziel ist ein Kinofilm, in dem ich eine Rolle spiele, die komplett konträr zu meinem Naturell ist – ruhig, introvertiert, zynisch und traurig. Darauf arbeite ich hin. Sonst würde ich gerne weiter fürs Fernsehen arbeiten. Mein Highlight ist meine eigene Doku-Show, die bald auf RTL zu sehen sein wird. Mehr darf ich nicht verraten – außer, dass ich den Zuschauern erhalten bleibe.

Larissa Marolt, 22, wurde 1992 in Klagenfurt als zweites von vier Kindern geboren. Ihre Eltern besitzen ein Hotel am Klopeiner See. Papa Heinz, Ex-FPÖ-Politiker, ist heute auch ihr Manager, der darauf achtet, dass die richtigen Themen angesprochen werden: „Über Politik gemma gar nit Auskunft, Larissa. Das spar ma uns.“ Larissas Fernsehkarriere begann 2009, als die damals 16-Jährige die erste Staffel der Castingshow „Austria’s Next Topmodel“ gewann. Danach maturierte Marolt und studierte von 2011 bis 2013 an der „Lee-Strasberg-Schule“ in New York Schauspiel. Richtig bekannt wurde sie durch die Teilnahme am RTL-Dschungelcamp 2014, in dem sie sich von der Zicke zum Publikumsliebling mauserte. Marolt tritt bis heute im Fernsehen auf, wie etwa Ende 2014 als Jurorin bei „Die große Chance“. Sie bastelt aber auch an ihrem „großen Traum“, nämlich Schauspielerin zu werden.

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