Kritik im Netz: YouTube-Paar gibt autistischen Adoptivsohn ab

Kritik im Netz: YouTube-Paar gibt autistischen Adoptivsohn ab
Das Paar dokumentiert sein Leben auf YouTube. Nachdem die US-Amerikaner ihren Adoptivsohn kürzlich abgaben, hagelt es nun Kritik.

Myka Stauffer und ihr Ehemann James leben in Ohio. Auf YouTube lassen die beiden die Öffentlichkeit bereitwillig an ihrem Alltag teilhaben. Klar, dass man als Follower vor einigen Jahren auch ihren Entschluss, ein Kind zu adoptieren, mitverfolgen konnte.

Man denke darüber nach, ein Kleinkind aus China zu adoptieren, gab das Paar im Juli 2016 bekannt. Es gebe auch Pläne, ein zweites Kind aus Uganda oder Äthiopien zu sich zu nehmen.

Nach direktem Kontakt mit einer Adoptionsvermittlungsagentur erfuhr das US-Paar laut eigenen Angaben von einer "Hirnschädigung" des Buben. Später sollte sich diese vage medizinische Einschätzung als neurologische Entwicklungsstörung, genauer gesagt als Autismus-Spektrum-Störung, entpuppen. Diese hat Auswirkungen auf Verhalten und Kommunikation des Menschen.

Nach anfänglichen Bedenken entschieden sich die Stauffers letztlich dazu, den kleinen Bub namens Huxley aufzunehmen. Ihrer virtuellen Fanbase kommunizierte das Influencer-Pärchen (Myka Stauffer allein folgen auf Instagram derzeit über 200.000 Menschen), dass man die Kosten für die Adoption über Werbedeals und Markenkooperationen decken wolle.

Man bat die Community auch um Spenden, um bestmöglich auf die Bedürfnisse des Buben eingehen zu können, berichtet die BBC.

Millionen Klicks

Jenes Video, das das erste Aufeinandertreffen des Paares mit ihrem zukünftigen Adoptivsohn zeigt, wurde schließlich über fünf Millionen Mal auf YouTube geklickt.

In den Folgejahren – die Stauffers bekamen noch vier leibliche Kinder – produzierte die Familie massenhaft Videos, in denen man Huxley beim Aufwachsen zusehen konnte.

In diversen Magazin-Interviews sprach Myka Stauffer darüber, wie sich das Leben mit ihrem Adoptivsohn gestaltet. Multinationale Marken kooperierten mit der Familie, 2019 wurde sie im Magazin People gezeigt.

Im September 2019 sprachen die Stauffers erstmals öffentlich über die Autismus-Diagnose ihres Sohnes. Folglich wurde es still um Huxley. Er tauchte nicht mehr in den Familienvideos auf.

Mit Aufgabe überfordert

Vor wenigen Tagen verkündete die Familie, dass man den mittlerweile vierjährigen Huxley dauerhaft an eine andere Familie abgegeben habe. Dies sei zum "emotionalen Wohle" des Kindes passiert.

Man habe sich angesichts seiner Entwicklungsstörung nicht adäquat um ihn kümmern können und fühle sich der Aufgabe als Adoptiveltern nicht länger gewachsen. In seinem neuen Zuhause könne er nun die Zuwendung erhalten, die er benötigt.

Die Anwälte von Myka Stauffer und ihrem Mann erklärten Buzzfeed, die Familie hätten Huxley in neue Obhut vermittelt, wo man "für seine Bedürfnisse gerüstet sei".

Im Netz hagelte es prompt Kritik für die Entscheidung des Paares.

Zwar zollten einige wenige Nutzer dem Paar "Respekt" für seinen Entschluss, andere bezichtigten die beiden jedoch, sich des Buben "entledigt" zu haben. Adoptierte Kinder "sind kein Hund, den man aus dem Tierheim adoptiert hat, den man nach 14 Tagen zurückgeben kann, wenn er einem nicht passt…eklig", kommentierte ein Nutzer.

Behörden prüfen

Sämtliche Inhalte des YouTube-Kanals "The Stauffer Life" sind nun nicht mehr abrufbar. Derzeit prüfen die lokalen Behörden, wo sich der Bub aufhält und unter welchen Bedingungen er lebt. Mehrere große Werbepartner sollen die Zusammenarbeit mit den Bloggern inzwischen beendet haben.

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