Traumtouren durch Österreich

Traumtouren durch Österreich
Das Land auf zwei Rädern erobern. Radeln liegt im Trend und ermöglicht traumhafte Einblicke in die schönsten Gegenden Österreichs.

Es ist eine Frage der Erfahrung. Wer schon einmal mit dem Fahrrad und nicht nur mit dem Auto einen Fluss entlanggefahren ist, weiß, dass es auch flussabwärts ganz schön bergauf gehen kann. Dafür ist es nach so einer anstrengenden Tour auf zwei Rädern aber auch wesentlich befriedigender, in ein gemütliches Gasthaus einzukehren – schließlich hat man sich die kulinarische Belohnung hart erarbeitet. Außerdem erlebt man Landschaft und Natur bei einer Radtour ganz anders und wesentlich intensiver als im Vorbeirauschen mit vielen PS. Österreichs Schönheit lässt sich – ebenso wie die seiner Nachbarländer – per Rad ganz wunderbar erkunden. Die freizeit hat besonders attraktive, mehrtägige Radtouren zusammen gestellt, die neben dem sportlichen Erlebnis auch jede Menge Attraktionen entlang der Route bieten. Wer’s ein wenig langsamer angehen will, kann sich natürlich auch ein beliebiges Teilstück heraussuchen. Und damit das Radeln ganz sicher zum erfreulichen Erlebnis wird, gibt Ex-Radprofi Bernhard Kohl Tipps, was man vor und während der Tour beachten sollte.

Von den Lungauer Bergen im Nationalpark Hohe Tauern bis nach Bad Radkersburg am Südzipfel der Steiermark führt dieser Weg auf 342 Kilometern Länge in sechs Etappen. Über sanfte Berge, Almen, vorbei an Weinbergen, Kürbisäckern und Obstgärten, geht es immer entlang der Mur, dem viertlängsten Fluss Österreichs. Und dazwischen wartet ein Stopp in Graz mit seinen vielen kulturellen Highlights.

Traumtouren durch Österreich

Kategorie: leicht. Etappen: Muhr-Murau (125 km), Murau-Judenburg (64 km) Judenburg St. Michael (62,8 km), St. Michael Frohnleiten (49,9 km), Frohnleiten-Wildon (36,3 km), Wildon – Bad Radkersburg (60,1 km). 1.078 Höhenmeter bergauf, 1.675 bergab. Grüne Schilder mit weißer Schrift R2 www.murradweg.com

Großes Bild: Das neue Graz - die Murinsel am Lendkai entstand 2003, als Graz Kulturhauptstadt war

Das eher flache Burgenland ist ideal für Radtouren. Entweder rund um den Neusiedler See oder rund um die salz- haltigen Lacken im Seewinkel oder von Mörbisch ins ungarische Sopron. Der See lässt sich problemlos mit der Fähre überqueren. Oder am Kirschblütenradweg das Leithagebirge entlang, den See im Blick, zwischen Obstwiesen und Weingärten – auch nach der Kirschblüte reizvoll. Am besten von Donnerskirchen Richtung Breitenbrunn, da geht es weniger bergauf.

Kategorie: leicht. Die Touren sind beliebig kombinierbar, Radverleih bei Bahnhöfen und Bädern oder bei „nextbike“ registrieren, Rad per Handy ausleihen und an jedem beliebigen Standort zurückgeben. www.nextbike.at; www.eurobike.at

Die Route führt durch hochalpine Landschaft, aber trotzdem geht es meist bergab, obwohl auch einige Aufstiege zu bewältigen sind. Auf 311 Kilometern fährt man vom höchsten Punkt, den Krimmler Wasserfällen, bis Passau. Man radelt die Salzach und die Saalach entlang, vorbei an den Bergen des Steinernen Meeres, an Burgen und Schlössern. Highlights: Die Eisriesenwelt, die Keltenstadt Hallein, die Festung Hohensalzburg, das barocke Schärding und die Drei-Flüsse-Stadt Passau.

Kategorie: mittel. Etappen: Krimml-Mittersill (34,1km), Mittersill-Bruck (32,5 km), BruckSchwarzach (30,9 km), Schwarzach-Golling (43,3 km), Golling-Salzburg (28 km), Salzburg-Braunau (76,9 km), Braunau-Passau (65,9 km). www.tauernradweg.com

Dieser Radweg ist nicht allzu lang, verlangt dem Radler mit seinen beachtlichen Steigungen aber einiges ab. Als Belohnung für die Mühe gibt es atemberaubende Ausblicke in die endlose hügelige Weite der Weingärten bis über die Grenze nach Slowenien und jede Menge feiner Buschenschanken. Die Runde ist 75,3 Kilometer lang und führt von Kaindorf über Leibnitz, Gamlitz, den Kreuzberg und Heimschuh wieder an den Ausgangspunkt zurück.

Kategorie: schwer. Vom Parkplatz Kaindorf (Kennzeichen ein großes Fahrrad) nach Leibnitz (2 km), Wagna (2,2 km ) Obervogau (8,2 km), Spielfeld (4,7 km), Obegg (3,6 km) Eckberg (7,3 km), Glanz (3,4 km), Lubekogel (2 km), Gamlitz (13,6 km), Grubtal (1,7 km), Kreuzberg (6,2 km), Großklein (5,7 km), Heimschuh (9,2 km) und Kaindorf (5,5 km) http://www.genussradeln.at

Eine Route durch den „Gemüsegarten Österreichs“ zu den prächtigen Schlössern des Marchfelds. Von Langenzersdorf aus geht es auf den Spuren Napoleons nach Deutsch Wagram, Markgrafneusiedl, vorbei an den Spargelfeldern und dem Barockschloss Obersiebenbrunn, rund um das Trappenschutzgebiet bei Haringsee, zum kaiserlichen Jagdschloss Eckartsau bis zu den Marchfeldschlössern Niederweiden und Schloss Hof.

Kategorie: leicht. Die Route ist 61,8 Kilometer lang. Start ist beim Donauradweg in Langenzersdorf, Ziel ist Schloss Hof. Weitgehend eben. Von Schloss Hof erreicht man den Bahnhof Marchegg in 18 Minuten. www.marchfeldkanal-radweg.at

Der Klassiker und einer der schönsten Radwege Österreichs. Daher ist er aber auch, besonders an den Wochenenden, sehr stark frequentiert, sodass es an neuralgischen Punkten schon eng werden kann. Obwohl es flussabwärts geht, kann es auf der mitunter hügeligen Strecke auch ein bisschen bergauf gehen. Doch die Steigungen sind stets nur kurz und leicht bewältigbar. Auf dem Donauradweg gelangt man von Passau nach Wien in sechs Tagen. 317 Kilometer lang ist die Tour, sie führt von Bayern über Schlögen durch die spektakuläre Schlögener Schlinge nach Linz, Perg, Maria Taferl durch den Nibelungen- und Strudengau nach Maria Taferl, dann durch die Wachau nach Melk, Dürnstein und Krems. Von dort geht es weiter über Traismauer und Tulln und Greifenstein nach Wien. Entlang der Route sind es zahlreiche Kulturdenkmäler wert, besichtigt zu werden. Und da die kulinarischen Verlockungen enorm sind, braucht man zwar ordentlich Ausdauer, es ist aber trotzdem gar nicht so leicht, nichts zuzunehmen, zumal Radfahrer in allen Lokalen an der Strecke willkommen sind. Wer sich nicht eine ganze Woche Zeit nehmen möchte, kann auch nur eine oder zwei Tagesetappen radeln und mit der Bahn problemlos wieder an den Ausgangspunkt zurückkehren.

Kategorie: leicht. Etappen: Passau-Schlögen (40 km), Schlögen-Linz (59 km), Linz-Perg (50 km), Perg-Maria Taferl (59 km), Maria Taferl-Krems (52 km), Krems-Wien (57 km). Highlights an der Strecke: Stift St. Florian, Stadtplatz Enns, Wallfahrtskirche Maria Taferl, Stift Melk, Ruine Dürnstein, Schiele Museum in Tulln. www.österreich-radreisen.at

Eine spannende Tour führt in vier Tagesetappen insgesamt 189 Kilometer von Retz bis nach Marchegg. Durch Kellergassen, vorbei an sanft geschwungenen Weinbergen, durch die reizvollen Flusslandschaften von Thaya und March. Und: Das Weinviertel ist noch nicht so überlaufen. Mit vielen Möglichkeiten zur Entspannung – von der Therme Laa bis zum skurrilen Nonseum in Herrnbaumgarten und natürlich in den zahlreichen Weinkellern der Region. Mit der Bahn gelangt man an den Ausgangspunkt zurück.

Kategorie: leicht. Etappen: Retz-Laa (45 km), Laa-Herrnbaumgarten (40 km) Herrnbaumgarten-Hohenruppersdorf (58 km), Hohenruppersdorf-Marchegg (46 km). www.weinviertel.at/radfahren

Vom Stephansplatz nach Mönichkirchen führt diese Tour für Genießer, die knapp 100 Kilometer lang ist. Die Route verläuft entlang der Thermenlinie mit ihren zahlreichen Weinorten – von Gumpoldskirchen über Baden und Bad Vöslau. Hier verläuft die Route zudem angenehm flach. Wer also bei einem der Heurigen einkehren möchte, kann die Heimreise jederzeit mit der Bahn antreten. Oder an einem beliebigen Ort einsteigen. Gegen Ende, wenn es gegen den Wechsel zu geht, wird es allerdings anstrengender.

Kategorie: leicht. Auf 95,7 Kilometer von Wien über Baden, Wiener Neustadt, Grimmenstein bis Mönichkirchen sind 1.126 Höhenmeter im Aufstieg zu überwinden. Von Wien durch die Thermenregion geht es auf ebenen Wegen. www.outdooractive.com

Quer durch das Mostviertel führt dieser Radweg auf 111 Kilometern Länge. Er ist ideal für Familien. Die erste Etappe etwa führt von Traismauer am Kernhof mit seinem Kameltheater und den weißen Tigern vorbei. Wer sich die Steigungen ersparen möchte, fährt einfach in die umgekehrte Richtung und startet in Mariazell. Man kann auch mit der Traisentalbahn nach Lilienfeld fahren und von dort losradeln. Entlang der Strecke erwarten die Radler zahlreiche gekennzeichnete fahrradfreundliche Betriebe.

Traumtouren durch Österreich
wo18 - mostviertel.at

Kategorie: leicht (ausgenommen 4. Etappe). Etappen: Donauhafen Traismauer-St. Pölten (23 km), St. Pölten-Lilienfeld (27 km), Lilienfeld-St. Ägyd (24 km), St. Ägyd-Mariazell (37 km). www.traisentalradweg.at

Großes Bild: Wunderbares Mostviertel: Sanft geschwungene Hügel und Weinberge. Und immer wieder radelt man entlang dem Fluss im Traisental

Sechs Tage ist man unterwegs von Wien nach Budapest, immer die Donau im Blick. Die Tour ist 278 Kilometer lang und führt durch drei Länder: Österreich, die Slowakei und Ungarn. Sie beginnt im Nationalpark Donauauen, vorbei an Schloss Ort und Schloss Eckartsau, danach weiter nach Bratislava und von dort nach Ungarn, nach Mosonmagyaróvár. Die Schüttinsel dort ist ein Auparadies mit einem Gewirr von Donauseitenarmen, unberührter Natur und zahl- reichen Wasservögeln, Wildschweinen und Rehen. Richtung Komarom geht es ein Stück mit der Bahn weiter. Highlight in der Region Komarom ist Babolna mit dem weltberühmten Arabergestüt, das im 18. Jahrhundert von Joseph II. gegründet wurde. Entlang der Route gelangt man durch kleine Bauerndörfer zum Donauknie in die Königsstadt Esztergom, dessen Basilika Ungarns größte Kirche ist. Kurz danach teilt sich der Donau- strom. Die Künstlerstadt Szentendre mit der vorge- lagerten Insel und dem Frei- lichtmuseum Skanzen ist nur eine der Sehenswürdigkeiten an der Strecke. Von dort kann man das letzte Stück nach Buda- pest per Schiff zurücklegen.

Kategorie: leicht. Etappen: Wien-Bad Deutsch-Altenburg (45 km), Bad Deutsch-Altenburg-Bratislava (32 km), Bratislava-Mosonmagyaróvár (40 km), Mosonmagyaróvár-Komarom (45 km + Bahnfahrt), Komarom-Donauknie (58 km), Donauknie-Budapest (58 km+Schifffahrt). www.radurlaub.com

1. Wie weiß ich, ob ich mir eine mehrtägige Radtour auch wirklich zutrauen kann?

Bernhard Kohl: Drei bis vier Wochenenden auf dem Rad sollte man im Vorfeld schon gemacht haben. Wer heuer noch nie auf dem Rad gesessen ist, und dann eine mehrtägige Tour plant, das ist nicht sehr schlau.

2. Wie viele Kilometer pro Tag kann ein Freizeitsportler schaffen?

Das Tempo macht die Musik. Man sollte immer so fahren, dass man dabei noch plaudern kann – wie beim Laufen. Auf jeden Fall ist es gut, eine Tour gemächlich anzugehen. Dann schafft man schon bis zu 100 Kilometer.

3. Kann man auch Kinder auf eine solche Tour mitnehmen?

Ab einem Alter von 13, 14 Jahren dürfte das kein Problem sein.

4. Fast alle Radverleiher bieten jetzt schon E-Bikes an. Wer sollte sich dafür entscheiden?

Wenn ein Paar gemeinsam fährt und einer von beiden ist geübter, dann sollte der andere ein E-Bike nehmen. So kann man den Niveau-Unterschied ausgleichen und beide haben ihren Spaß.

5. Wie sollte ich mich während einer Radtour ernähren?

Wenn man Sport macht, darf man auch kulinarisch gut unterwegs sein. Ein ordentliches Frühstück und dann einmal ein bis zwei Stunden warten, bevor man sich aufs Rad setzt. Danach sollte man jede Stunde einen kleinen Happen essen. Einen Energieriegel beispielsweise, ein paar Kohlenhydrate, eine Banane. Äpfel sind weniger gut, weil schwer verdaulich.

6. Und am Abend, wenn der Hunger am größten ist?

Gegen eine Portion Nudeln ist nichts einzuwenden. Auch wenn man danach weiter essen könnte, immer nur einen Gang bestellen. Wenn Sie danach ein halbe Stunde warten, werden Sie merken, dass Sie satt sind.

7. Wie viel sollte man trinken?

So viel wie möglich.Das Minimum ist ein halber Liter pro Stunde. Profis trinken einen Liter.

8. Wie kann ich verhindern, dass mir nach ein paar Stunden radeln der Hintern weh tut?

Auf die Beckenknochenbreite kommt es an. Die kann man in Radfachgeschäften vermessen lassen. Zu weich ist nicht gut, da sinkt man ein. Wenn man einen Sattel hat, auf dem man sich wohlfühlt, sollte man den auf alle Fälle mitnehmen, auch wenn man auf einem Leihrad unterwegs ist. So viel Platz im Gepäck muss sein. Aber auch die richtige Sitzposition ist wichtig.

9. Und wie ist die optimale Sitzposition?

Die Faustregel lautet: Wenn das Bein durchgestreckt ist, sollte man mit der Ferse das Pedal erreichen.

10. Was sind Ihre liebsten Radtouren?

Der Wachau-Radweg neben der Donau ist wunderschön. Ich liebe aber auch die Radwege in meiner Heimat, dem Weinviertel. Dort ist noch dazu sehr wenig Verkehr.

http://bernhardkohl.at

Kommentare