Traumschiff Titanic
Ich hab genug Geld, um sie zu bezahlen. Wie viel sie kostet, braucht niemanden zu interessieren“, sagt Milliardär Clive Palmer über seine große Liebe. Die Titanic. Genauer gesagt die Titanic II, die er bei einer chinesischen Werft in Auftrag gegeben hat. Experten können es trotzdem ziemlich genau sagen, 500 bis 600 Millionen Euro wird Herr Palmer für sein neues Spielzeug wohl ausgeben müssen. Dafür bekommt er – und mit ihm natürlich die ganze Welt – eine ziemlich originalgetreue Replik des legendärsten Ocean-Liners aller Zeiten. Der auf seiner Jungfernfahrt von Southampton nach New York für eine der größten Schiffskatastrophen der Neuzeit gesorgt hat: 1.502 Tote gab es beim Untergang der ersten Titanic vor 101 Jahren.
Dazu darf und soll es natürlich nicht mehr kommen, wenn die Titanic II in drei oder vier Jahren die Original-Route ihrer Vorgängerin in Angriff nimmt. Denn wie gesagt, sie ist eine ziemlich originalgetreue Replik. Aber eben nicht ganz.
Die Abmessungen werden mit 269 Metern Länge und etwa 30 Metern Breite zwar identisch sein und für die Passagiere soll authentische Kleidung zur Verfügung gestellt werden – aber es gibt natürlich Internet und Klimaanlagen und jede Menge Hightech unter der Haube. Vor allem aber wird die „Titanic II“ ein zusätzliches Deck besitzen (das zehnte), auf dem diesmal genügend Rettungsboote für alle untergebracht sind. Was prinzipiell nicht nötig wäre, denn, wie Markku Kanerva, Direktor der finnischen Firma, die mit der Konstruktion beauftragt wurde, erklärt: „Es wird das sicherste Kreuzfahrtschiff der Welt werden.“ Hatten wir das nicht schon einmal?
Egal, die Fahrt wird diesmal wirklich eine sichere sein, davon kann man schon ausgehen. Wenn sie denn wirklich jemals stattfindet. Denn Clive Parker, dem Bergbau-Unternehmer mit Reeder-Ambitionen, werden in seiner Heimat zunehmend Finanzprobleme unterstellt. Probleme mit chinesischen Partnerfirmen sollen ihm massive Verluste gebracht haben und den geplanten Stapellauf der „Titanic II“ im Jahr 2016 zumindest um ein Jahr verzögern. „Kein Problem“, sagt Parker. Sollte er seinen Traum dennoch nicht verwirklichen können, wäre allerdings nicht der erste, der daran zerbricht. Bereits 14 „Titanic-Neu“-Projekte sind untergegangen, bevor ein Schiff zu Wasser gelassen wurde. Und zumindest hat Clive Parker schon bei spektakulären Events dafür gesorgt, dass zahlungskräftige potenzielle Passagiere in den Genuss des originalen letzten, elfgängigen Dinners auf der Titanic kommen – Mahlzeit.
Warum Captain Edward Smith während des Dinners sein Schiff trotz Funk-Warnungen vor gefährlichen Eisbergen weiter mit 40 km/h durch den Nordatlantik stampfen ließ? Genau werden wir es nie wissen, am 15. April 1912 ging der 62-jährige Kapitän mit der Titanic unter.
Fest steht, dass die Titanic mit einer Länge von 269 Metern und 53.147 Bruttoregistertonnen das größte Schiff der Welt war – bevor sie nach nur 13 Tagen im Dienst der „White Star Line“ versank. Obwohl die „Titanic II“ aufgrund eines zusätzlichen Decks und höherer Sicherheitsmaßnahmen knapp 60.000 Bruttoregistertonnen wiegen soll, wäre sie damit nicht einmal in den Top-20 der heutigen Ozean-Riesen. Zum Vergleich: Die „Allure of the Seas“, das aktuell größte Schiff der Welt, bringt es auf 225.282 Tonnen. Aber zumindest würde die „Titanic II“ aussehen wie eine Legende.
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