Multimedia: Stars der Woche

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Die YOUNG FATHERS aus Schottland haben nicht ohne Grund gerade den begehrten Mercury-Preis eingeheimst und gelten als heißeste „Boygroup“ der Welt.

Shame ist einer der besten Songs, den ich seit ziemlich langer Zeit gehört habe. Da stimmt einfach alles, Zuckermelodie inklusive Uh-Uuuuh-Chor, deren Süßegrad durch den Text und diverse Moog-Synthesizer-Störgeräusche genau im richtigen Ausmaß gebrochen wird, und dazu ein unglaubliche, beinahe physisch spürbare Energie, die an TV On The Radio in ihrer grandiosen Frühzeit erinnert.

Überhaupt: Wie Alloysious Massaquoi, Graham Hastings und Kayus Bankole auf ihrer neuen CD "White Men Are Black Men Too" Hip-Hop und Elektronik, Grime, Dubstep und Pop mit einer vorantreibenden Rock-Attitüde verbinden, ist ganz einfach unpackbar gut. Punkt.

Dass Songs der YOUNG FATHERS auch Themen haben, Alltagsrassismus, Politik, Religion und Sex ansprechen, macht sie noch besser. Ihre Songs sind weit weg vom üblichen "Bitch, Pussy, Ho"-Rap, der amerikanischen Kollegen. Gänseblümchentexte schreiben aber auch sie nicht, das würden schon die zuvor genannten Themen ihrer Tracks nicht zulassen.

Aber Achtung, liebe Mitschnipp-Easylistening-Gemeinde: Auch wenn ihr neues Album eingängiger ist als das preisgekrönte „Dead“ – ganz einfach machen es uns die drei Querköpfe natürlich nicht. Um zu 27 zu gelangen, einem echten Highlight, das richtig flott daherstampft und dessen westafrikanisch inspirierter Refrain sich als echter Ohrwurm erweist, muss man erst dursch das sperrige Feasting.

Und das ist auch gut so. Beides will man spätestens ab dem zweiten Hören nicht missen.

Denn das ist genau der Stoff, aus dem wahre Lieblingsplatten sind.

Alloysious "Ally" Massaquoi wurde in Liberia geboren, kam als Vierjähriger nach Edinburgh, weil sein Vater dort studierte. Kayus "K" Bankole kommt aus Edinburgh, verbrachte aber einen Teil seiner Jugend in Nigeria, der Heimat seines Vaters, und Maryland, USA, wo seine Mutter wohnte.

Graham "G" Hastings ist in Nord-Edinburgh zur Welt gekommen. Und blieb dort. Harter Techno war der Sound in seiner harten Schule. "Je schneller, desto besser", sagt er. "Hip-Hop oder gar Soul hörte bei uns niemand." Trotzdem landete er mit 14 in einem Jugend-Hip-Hop-Club im Süden der Stadt. Zufällig. "Ich dachte: Wow, Leute tanzen tatsächlich zu dieser Musik. Es war cool", erzählt Hastings.

"Es war merkwürdig", erinnert sich Ally Massaquoi, der mit seinem Freund Bankole regelmäßig dort abhing, "Graham sah genau so aus wie die Jungs, die nur mit dir kämpfen wollen. Ich hatte damals keine anderen Erfahrungen mit weißen Teenagern. Aber Graham war cool. Er tanzte, schien interessiert an allem. Wir quatschten und ich dachte: wow, der ist wirklich ein netter Kerl. Wie gesagt, ich kannte so etwas nicht..."

Wenig später hatten sie eine Band. Mit 16 kam der erste Auftritt. Bald wurden sie mit Massive Attack verglichen. Für ihr zweites Mixtape bekamen sie vor zwei Jahren den größten schottischen Musikpreis, letzten Herbst erhielten sie den prestigeträchtigen britischen Mercury Award, schlugen alle großen Favoriten wie Damon Albarn und FKA Twigs. Die drei Freunde sind jetzt 27. Die ganze Welt steht ihnen offen. Eine schwarz-weiße Erfolgsgeschichte, die Mut macht. Und Freude.

LAW HOLT: Hustle – Ihre grandiose Stimme brachte sie in die Live-Band der „Young Sons“. Die Frau aus Edinburgh (Bild rechts) hat aber auch verdammt gute eigene Songs.

LEYYA: Superego – Zeitzündergroove, nicht hektisch aber unbarmherzig. Dazu Melancholie und pure Schönheit.

RANGLEKLODS: Lost U – Mann, der Däne bastelt coole Beats – und Songs.

THOSE DAMN HIPPIES: Coming Up – Samtstimme, Synthies, Gitarre. Richtig gut.

JANELLE MONAE: Yoga – " Baby bend over..." - Miss Superclean is getting dirty. Steht ihr aber.

$$HAPPYCATS: Goldie – Mundart-Rap trifft zeitgemäße Electronics. Ziemlich genial.

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