Stars der Woche: MYNTH

Stars der Woche: MYNTH
Mynth, die Elektronik-Aufsteiger des Jahres 2015, haben mit "Plaat II" ihre erste CD herausgebracht. Alles über die Scheibe und das Zwillingspaar aus Salzburg. Auf dem Prüfstand: CDs von den Bowie-Epigonen Suede, Stimmwunder Sia, den immer traurigen Tindersticks und der superguten Eleanor Friedberger. Und eine Playlist mit Rock-Duos von Eigner & Ritter bis zu den alten White Stripes.

Vor knapp einen Jahr erschienen sie wie aus dem Nichts auf der großen Video-Bühne: „Nightlight“,
ein düsterer Elektro-Track, Wohnpark Alt Erlaa, die Welt ist grau und kalt, Hunde bellen, Kids hängen ab, trainieren, kämpfen – oder auch nicht. Zu einem mächtigen Bass singt eine Frauenstimme zwischen sanft tröstend und „molokomäßig“ gefährlich. Die Band heißt MYNTH und hat nach einigen weiteren, großartigen Singles jetzt ihre Debüt-CD herausgebracht: „Plaat II“.

Zu den bereits bekannten Songs wie „Ascension“, „Friends“ und „Urge“ kommen nun das zarte, aber um nichts weniger intensive „Turbid“, das noch gebrochenere „Paradise“, aber auch richtige Hadern wie die neue Single „Lola“. Flirrende bis schwere Beats in sphärische Soundflächen verpackt, perfekt arrangiert, minimalistische Melodien, die umso eindringlicher wirken – und wer ist jetzt diese fabelhafte neue Band? Hinter Mynth stehen die Zwillinge Giovanna und Mario Fartacek. Sie kommen aus Salzburg, leben in Wien, haben früher Alternative Rock mit einer anderen Band gemacht – und gerade eben den Heimo Erbse Preis 2015 gewonnen. „Es steht ihnen Großes bevor“, sagt die Jury. Recht haben sie. Hoffentlich.

Was es über Giovanna & Mario sonst noch zu wissen gibt.

- In Salzburg spielten sie in einer Gitarren/Elektroband namens "Deadnote Danse" (kommen eigentlich nur mir da automatisch "Dead Can Dance" in den Sinn?)
- Mario spielte ursprünglich Gitarre, komponiert auch noch immer gerne damit - zu hören sind die Gitarrenspuren auf den Aufnahmen dann allerdings nicht mehr. Bei der Band "Olympique" spielt er live als Bassist.
- Giovanna lernte als Kind Akkordeon, spielte zehn Jahre "Quetschn" und steht heute noch auf den Sound.
- Frühe Einflüsse der beiden sind Stoner-Rock, vor allem Kyuss. Dann kamen Nine Inch Nails, Portishead, Kendrick Lamar. Und Lana del Rey, Jessie Ware, Hundreds, Delilah, Beyonce (Giovanna).
- Die Zwillinge arbeiten nicht nur gemeinsam, sie teilen sich in Wien auch eine Wohnung.

Stars der Woche: MYNTH
ROCK
NIGHT THOUGHTS
SUEDE

Vor 27 Jahren begannen die Londoner ihre Karriere in einer Garage – mit Coverversionen von Bowie-Songs aus den 70ern. Die Einflüsse sind bis heute spürbar. Und nachdem sie Bowies Schreckensphase der 80er einfach ignoriert haben, gibt’s auch keinen Grund, sich von Grund auf neu zu erfinden. Sie legen sound- und gefühlsmäßig einfach noch eins drauf. Das geht los mit dem Breitwand-Rockopern-Track „When You Are Young“ und lässt an Intensität kaum nach. Was bei einigen Songs zu Ermüdungserscheinungen führt. Mit „Tightrope“ gibt’s eine gelungene Ballade der großen Geste, bei „Learning“ übertreiben sie’s dann leider. (Warner)

Stars der Woche: MYNTH
POP
THIS IS ACTING
SIA

Sie wurde praktisch über Nacht vom ewigen Geheimtipp zum Superstar. Klar liebten Musikfreunde sie auch schon als Sängerin der Londoner Elektroniker Zero 7. Aber die kennen halt nicht wirklich viele. Dann kam ihre Single „Chandelier“ (2013) und das Video dazu wurde zu einem der meistgesehenen aller Zeiten. Wie verkraftet Sia den Ruhm? Blendend. Ihre Stimme bleibt einzigartig, auch die Bedingungslosigkeit, mit der sie an ihre Grenzen geht. Und ihre Songs waren immer schon perfekter Pop – vielleicht verlegt sie sich ein bissl sehr aufs Erfolgsrezept Power-Ballade. Aber was soll’s – sie kann’s eben! (Sony)

Stars der Woche: MYNTH
POP/SOUL
THE WAITING ROOM
TINDERSTICKS

Stuart A. Staples und seine Jungs trugen schon alte Anzüge als es noch nicht cool war – und auch die aktuelle Schwemme schwermütiger junger Männer, die traurige Songs in ihre Bärte jammern, bringt sie nicht aus dem Gleichgewicht. Sie pflegen ihre novemberliche Melancholie seit 25 Jahren, wurscht zu welcher Jahreszeit. Richtig groovig werden Songs wie „Were We Once Lovers“, „Help Yourself“ hebt für Tindersticks-Verhältnisse geradezu ab mit jazzy Bläsern und flottem Bass-Riff. Dazu gibt’s ein tiefschwarzes Duett mit Jehnny Beth (Savages) und eine wunderschöne Ballade mit der zu früh verstorbenen Lhasa de Sela („Hey Lucinda“). (City Slang)

Stars der Woche: MYNTH
SONGWRITER
NEW VIEW
ELEANOR FRIEDBERGER

Gemeinsam mit ihren Bruder Matthew spielte sie bei den Fiery Furnaces und war das schrullige Postergirl aller Indierock-Nerds – Alex Kapranos widmete ihr mit seinen Franz Ferdinand den Song „Eleanor Put Your Boots On“. Als Solokünstlerin wirkt sie erwachsen, abgeklärt – und macht großartigen Songwriter-Rock. „Open Season“ und auch „Sweetest Girl“ sind Songs, für die Tom Petty seine letzte Fransenleder- jacke hergegeben hätte. Um sie doch nie so charmant hinzubekommen. Ein bissl vermissen wir das zappelige Mädel von früher aber doch ... (Frenchkiss)

EIGNER & RITTER: Evolution – Atemberaubendes Soundgewitter: Depeche Mode-Zeugler Christian Eigner gemeinsam mit Gitarrengott Karl Ritter.

ROYAL BLOOD: Out Of The Black – Mit Bass und Schlagzeug hämmert’s auch nicht schlecht...

BLACK KEYS: I Got Mine – Bluesrock reduziert auf das Wesentliche.

SHE KEEPS BEES: Gimmie – Frau mit Gitarre plus Mann mit Drums. Reicht doch.

WHITE STRIPES: 7 Nation Army – Mann mit Gitarre plus Frau mit Drums ...

TWO GALLANTS: Incidental – Keiner leidet so inbrünstig wie der galante Mr. Adam Stephens.

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