Stars der Woche: Die coolsten Hipster
Hat der Bart schon einen Bart? Ist Omas Minirock morgen auch noch chic? Wie decke ich Sommersprossen ab, wann werde ich endlich auf meine erste Party eingeladen? Hipster sind Fragen dieser Art fremd. Recht haben Tunde Adebimpe (TV On The Radio), Young Fathers, Kacy Hill, Alt-J und Best Coast und alle anderen meiner aktuellen Playlist.
1. TALKING HEADS: Once In A Lifetime – David Byrne ist quasi die bartlose Mutter aller Hipster. Und wir wackeln zu „I Zimbra“...
2. KACY HILL: Foreign Fields – Halbnacktmodel, Kanye West-Protegé und trotzdem unberührbar. DER Clubschleicher 2015.
3. ALT-J: Fitzpleasure – Die Ex-Cambridge-Studenten sind so hip, dass ihnen auch Miley nicht widerstehen kann.
4. YOUNG FATHERS: Shame– Intellektuellos mit bedingungslosem Groove. Und Message. Und Mercury Prize.
5. PORTISHEAD: Glory Box – Darf eine Hipstress „I Just Wanna Be a Woman“ singen? Genau, ihr ist das einfach wurscht.
6. ST. VINCENT: Birth In Reverse – Fußballerin, Cara-Verlobte, Grammy-Gewinnerin. Nerdy is the new sexy.
7. FKA TWIGS: Two Weeks – An ihrer Seite wird sogar Robert Pattinson zum Hipster. Irgendwie.
8. TV ON THE RADIO: Second Song – Immer schon mehr als eine Rock-Band. Auch großartig in ihrem „Lass uns darüber reden“-Video „You“.
9. ARCADE FIRE: Intervention – Klingt nach Jugend-Messe aus den 80ern? Vielleicht, aber vor zehn Jahren war Pathos eine beinahe schockierend gute Abwechslung zur überall dominierenden ironischen Distanz. Reißt noch immer mit.
10. BEST COAST & KID CUDI & ROSTAM BATMANGLIJ: All Summer – Original Hipster-Hop-Star Cudi mit Garagenrockerin Beth Cosentino (aka Best Coast) und Mr. Vampire Weekend. Macht richtig Laune.
ALONE IN THE UNIVERSE
ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA
„Eine verschollene Beatles-Scheibe?“, denkt man beim Opener „When I Was A Boy“. Aber nein, es ist der andere, Jeff Lynne, der mit seiner Band ELO schon vor 45 Jahren geklungen hat, als hätten sich die Fab Four nie aufgelöst. Dazu kommen US-Rock’n’Roll-Einflüsse seiner Traveling-Wilbury-Kumpels Tom Petty und des leider bereits mit 52 verstorbenen Roy Orbison: „(She’s) Dirty To The Bond“, eine grandiose Hymne an die Frau, in deren Hände der Rockabilly-Boy besser nicht gerät. Und die er umso mehr anbetet. Nostalgisch schönes Teil. (Sony)
LEAVE A TRACE
CHVRCHES
Nach dem Erfolgs-Debüt vor drei Jahren wurde das Trio von Tausenden H&M-Umkleidekabinensoundtrack-Bands gnadenlos kopiert. „Bang! Bang!“ mit dem Elektrozeugl und dazu fette Synthies – das war ein allzu verlockendes Rezept. Aber bei Lauren Mayberry & Co steckt doch mehr dahinter, das wird bei ihrer zweiten CD deutlich. „Leave A Trace“, „Clearest Blue“ sind Hits mit Charakter, bei aller Euphorie schwingt immer auch zarte Melancholie mit. Keine Party dauert ewig. Stadion-Pop? Ja, aber sexy und sympathisch. Ein kleines Wunder. (Universal)
COURTING THE SQUALL
GUY GARVEY
Ist er verliebt? „I am reborn“, singt der Frontman der preisgekrönten Britrocker Elbow auf seiner ersten Solo-Platte. Nachdem er mit „The Take Off And Landing Of Everything“, der bisher letzten CD seiner Band, noch schmerzhafte Trennungsaufarbeitung auf höchstem Niveau betrieben hat, scheint er in seinen neuen Songs geradezu ansteckend lebensfroh. Für seine Verhältnisse zumindest. „Angela’s Eyes“ ist beinahe schon Afro-Funk, der Titeltrack ein charmanter, nur leicht melancholischer Walzer, „Harder Edge“ groovt Peter-Gabriel-Style. Sehr lässig. (Universal)
25
ADELE
Sie begrüßt uns mit einem „Hello“, das gleichzeitig kraftvoll und brüchig ist – und alles beinhaltet, was wir an ihr lieben. Dass sie im Refrain aufdreht und die Soulsirene rauslässt, dient Demonstrationszwecken. Und befriedigt die Erwartungshaltung der Fans: Große Gefühle brauchen große Töne. Eh, hat schon was, wenn’s so gut gemacht ist wie hier. Bei „Miss You“ zeigt sie, dass sie auch angesagte Beats drauf hat, ihre allerstärksten Momente sind die leiseren, wie „When We Were Young“, „Remedy“. (XL)
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