Stars der Woche: CHAIRLIFT
Damit das gleich klar ist: Caroline Polachek ist das Schönste, Beste, Zauberhafteste und Spannendste, was der Popmusik in den letzten zehn Jahren passiert ist. Miss Polachek ist Sängerin, Keyboarderin und maßgeblicher Kreativpart des New Yorker Hipster-Duos CHAIRLIFT. Und egal, ob sie schrullig Beyoncé covert, für Elektro-Souler Blood Orange säuselt oder uns mit ihrem Nebenprojekt Ramona Lisa auf schräge bis romantische Ausflüge mitnimmt, es fällt schwer, ihr zu widerstehen.
Auf „Moth“, dem neuen Chairlift-Album, bittet sie zum Tanz in die 80s-Disco. Unter anderem. Und sogar das kann man ihr nicht abschlagen. Also bewegen wir uns linkisch zum treibenden Beat von „Romeo“ und genießen mit geschlossenen Augen den hinreißenden Refrain. Die Glitzer-Kugel hat sie nur für uns aufgehängt ...
Aber Polachek und ihr Partner Patrick Wimberly haben musikalisch wesentlich mehr im Köcher – immerhin haben sie mit „No Angel“ einen der besten Songs auf Beyoncés letztem Album geschrieben. Das neue Selbstbewusstsein hört man gerade auch im zerbrechlichen Großstadt-Soul von „Crying In Public“ und dem unverschämt auf die Girl-Pop-Karte setzenden „Moth To The Flame“. Zehn Songs zwischen Indie-Club und ganz großer Bühne. Alle gut.
LOVE
GET WELL SOON
Wenn jemand großes Musiktheater macht, dann Konstantin Gropper. Und wenn er sich nach dem Kino – wir erinnern uns an die fantastische Roland-Emmerich-Ode „Roland I Feel You“ – mit der Liebe beschäftigt, wundert man sich nicht, dass im Video zu „It’s Love“ Udo Kier einen kulinarisch versierten Kidnapper spielt. Gropper erzählt von Obsessionen – und singt mindestens so elegant wie Kier kocht. Das ist auch das Faszinierende an diesem Album: Während die Liebe wie in Sibylle Bergs Roman übers „Glück“ ihr hässlichstes Gesicht zeigt, der Sound sich langsam aufbaut, bleibt die Stimme beinahe unerträglich entspannt. Schaurig schön. (Caroline)
POOL
PORCHES
Böse 80er-Synthiesounds? Ja, jede Menge. Dazu Saxofon, Autotune, supersmoother Falsettgesang, schicke Störgeräusche und gefaktes Band-Leiern – alles, was der aktuelle Hype verlangt. Und trotzdem kommen die zwölf Songs, die Aaron Maine mit seiner Freundin Greta Kline alias Frankie Cosmos (Kevin Klines Tochter), im gemeinsamen Wohnschlafzimmer in New York (Klischee? Klar!) aufgenommen hat, so sympathisch rüber, dass es schwer fällt, sie nicht zu mögen. Weil sie bei allem Artifiziellen noch zerbrechlich, authentisch wirken. „Cars“, „Be Apart“, „Underwater“, „Braid“ haben das Zeug zu nostalgischen Hymnen. (Domino)
POND SCUM
BONNY PRINCE BILLY
Die Songs von Will Oldhams neuem Album wurden zwischen 1994 und 2002 im Rahmen der Live Sessions des legendären Radio-DJs John Peel aufgenommen. Und jeder einzelne ist eine absolute Perle. Das kommt im intimen Setting dieser Produktion sogar noch klarer zur Geltung. „I Was Drunk at the Pulpit“ wird – so zart, wie es hier gespielt ist – unendlich traurig, das bissige „Death to Everyone“ verwandelt sich in ein reflexives Meisterwerk. „Jolly One“ die zarteste Liebeserklärung, seit es Songwriter gibt. Das Einzige, das mich an der CD ein bissl traurig stimmt: Sooo gut wie in diesen acht Jahren wurde der Hobo-Prinz nie wieder. Aber gut ist er noch immer. (Goodtogo)
ANTI
RIHANNA
Ri-Ri will keinen sexy Hausfrauen-Dancepop mehr machen. Risiko: Der Erfolg der „Vorab-Singles“ blieb mau, was die verkaufsstrategische Folge hatte, dass sie nicht auf der CD zu finden sind. Schade, „Bitch better ...“ ist einer der bisher schärfsten Songs des Superstars aus Barbados. Aber: Rihanna rudert nicht etwa panisch zurück, sondern zieht ihren mutigen Kurs durch. Der Opener „Consideration“ bringt zeitgemäße Elektronik, die bei „Desperado“ mit einem coolen Blues-Riff kombiniert wird. Dazu gibt’s Hip-Hop-Grooves am Puls der Zeit („Woo“, „Needed“) und eine atemberaubende Ballade („Higher“). Mit „Kiss It Better“ und „Work“ (mit Drake) sind schon auch fette Mainstream- Radio-hits dabei. (Roc Nation)
GRIMES: Kill V. Maim
CHEMICAL BROTHERS & BECK: Wide Open
TIMBALAND FEAT. AALIYAH: Shakin
KENDRICK LAMAR: Untitled II
LAPSLEY: Love Is Blind
ANNA F.: New York, I Love You But You’re Bringing Me Down
PJ HARVEY: The Wheel
IGGY POP: Gardenia
RIHANNA: Higher
ESSAIE PAS: Le port du masque est de rigueur
DRAKE: Summer 16
BEYONCÉ: Formation
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