Star der Woche: SANTIGOLD
Die Entwarnung kommt aber schon im zweiten Song: „Big Boss“ ist eine minimalistische Perle mit weichem Bass, Kinderschlagzeugsounds und karibisch angehauchtem Sprechgesang. Und einer Fülle an so dezenten wie stimmigen Produktionsdetails. Cool. Und so geht's weiter: heiß/kalt. „Banshee“, der einzige Song, der ein wenig abfällt, bringt uns rhythmisch noch weiter in heiße, karibische Gefilde. „Chasing Shadows“ ist eine elektronische Ballade mit zungenbrecherisch rasantem Strophenteil (ja, das geht), es folgen eine grandiose Autotune-Orgie („Walking in a Circle“), treibende Wave-Beats („Rendevouz“), World-Percussion im dramatischen „Before The Fire“ – undundund.
Diese unbändige Lust an der Vielfalt mögen manche Kollegen als mangelnde Homogenität auslegen. Ich find's richtig spannend. Und ja, dann ist da noch das bereits als Single bekannte Duett mit ILoveMakonnen: „Who Be Lovin Me“. Der kann tatsächlich so daneben singen, dass es physisch spürbar wird. Mit jedem Ton stellen sich ein paar Nackenhaare mehr auf. Charme hat's trotzdem.
THE UNRULY MESS I’VE MADE
MACKLEMORE & RYAN LEWIS
Was war das dem armen Ben „Macklemore“ Haggerty peinlich, als er vor zwei Jahren den Grammy in der Kategorie Rap gewann. Gegen Kendrick Lamar! Seitdem hat er sich tausend Mal entschuldigt. Muss er nicht. Meister Lamar selbst sagt über ihn: „He cool.“ Recht hat er. Haggertys Style wechselt zwischen supertight und „ich sag dir was ins Ohr“, mit Ed Sheeran liefert er einen veritablen Hit ab („Growing Up“), mit Idris Elba einen der coolsten Rap-Songs des Jahres – und mit „White Privilege II“ ein unter die Haut gehendes Statement gegen Gewalt an Afroamerikanern. (Warner)
THE GREAT DETACHMENT
WINTERSLEEP
Zwei Akkorde, aber heftig, ein Zeugl, zu dem man einfach mittrommeln muss, fantastisch eingesetzte Handclaps – und Paul Murphys unaufgeregte Stimme: Mit „Amerika“ legen die gereiften Indierock-Lieblinge aus Halifax eine Bomben-Single vor. Und treten gleich bei der zweiten Nummer das Gaspedal ihres alten V8-Cruisers noch einmal richtig durch („Santa Fe“). Die Jungs sind wieder in großer Gitarrenlaune, eine Ballade gibt’s auch, der Folk bleibt weitgehend draußen – perfekte Scheibe für jeden, der ganz einfach Rock’n’Roll mag. (Caroline)
PHASE
JACK GARRATT
Mit dem britischen Critics Choice Award und dem ersten Platz in der BBC 2016-Liste war der 24-jährige Multiinstrumentalist der große Abräumer der letzten Saison. Und sein CD-Debüt fängt entsprechend selbstbewusst an. Nach der ersten James-Blake-mäßig verhaltenen Strophe explodiert „Coalesce“ förmlich, ein mächtiger Synthie drückt einen gegen die Wand, Garratts Stimme geht durch die Decke – richtig starker Stoff. Das kann kein Mensch eine ganze CD lang durchziehen. Garratt auch nicht. Aber Songs wie „Worry“ und „Breathe Life“ sind Elektrosoul am Puls der Zeit. Schönes Teil. (Universal)
ABBAR EL HAMADA
AZIZA BRAHIM
Die Wurzeln in der Westsahara, geboren in einem Flüchtlingslager in Algerien, bekam Aziza Brahim mit elf Jahren ein Stipendium für das Musikstudium in Kuba. Als 18-Jährige kam sie zurück, spielte mit Tuareg-Bands, Sahraui-Musikern, wurde schließlich von einem spanischen Plattenlabel entdeckt und lebt in Spanien. All diese Einflüsse hört man in Brahims Musik, westafrikanische Gitarren, Sahara-Wüstenblues, dramatische spanische Sehnsucht, arabische Ornamentik, spanische karibische und Latin-Grooves. Eine Scheibe, die uns sanft durch die Welt trägt. (Hoanzl)
ANNENMAYKANTEREIT: Oft gefragt
ELTON JOHN & MOBY: Why Does My Heart Feel So Bad
CHET FAKER: No Diggity
TORI AMOS: Smells Like Teen Spirit
JAMIE CULLUM: The Wind Cries Mary
TOBIAS JESSO JR.: How Could You Babe / Without You
BILLY JOEL: She’s Always A Woman...
BON IVER: I Can’t Make You Love Me
ASGEIR: Torrent
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