Star der Woche: LAFAWNDAH
Ihren echten Namen sagt sie nicht. Bleiben wir also bei Lafawndah. Der Geburtsort ist Paris. Wahrscheinlich. Jedenfalls hat sie dort an der Sorbonne Kunstgeschichte studiert. Ihre Wurzeln sind im Iran, teilweise auch in Ägypten. Eine Zeit lang hat sie in London gelebt, dann in Mexiko, wo sie Schlagzeug in der All-Girls-Punkband Nidada spielte, in New York, wo sie in Christian Hayes legendärer Galerie arbeitete, in der Karibik, wo sie ihre erste EP aufnahm...
Wann wir endlich eine komplette CD von ihr zu hören kriegen? Vielleicht bald. Vielleicht nie. Erstens hat sie wahnsinnig viel zu tun, eine Produktion hier, eine Kooperation dort, Modeshootings, Nahost-Diskussionen und wer weiß, vielleicht bekommt sie ja wirklich eine Rolle in OITNB, zuzutrauen wär's ihr. Und zweitens kommt sie aus einer Generation MusikerInnen, denen der virtuelle Output im Netz mit seinen größeren Freiheiten durchaus in den Kram passt. Wir werden ihr wohl auf der Spur bleiben müssen...
ADORE LIFE
SAVAGES
Dröhnender Bass, das Zeugl treibt, die Gitarren wechseln zwischen Riff-Donnerwetter und düsteren Wave-Zerlegungen – das kennt man bereits vom hochgelobten Damen-Quartett aus London. Aber so gut wie auf ihrer aktuellen CD haben sie’s noch nie gemacht. Zehn großartig strukturierte und arrangierte Songs mit minimalen, dafür umso eindringlicheren Melodien – und Sängerin Camille Berthomier ist eine echte Postpunk-Hohepriesterin. Und „Adore“ entpuppt sich als Ballade, die man tatsächlich mitsummen kann! (Matador)
NOT TO DISAPPEAR
DAUGHTER
Nein, vom fragilen Indie-Folk der frühen Jahre ist bei dieser fantastischen Londoner Band nicht mehr viel übrig geblieben. Elena Tonra und ihre beiden Mitstreiter bauen eine große, schimmernde Wall of Sound auf, die aber zum Glück nie Gefahr läuft, die einzelnen Songs zu erdrücken. Es bleibt immer Luft für Tonras unaufgeregte Stimme, mit der sie die melancholischsten Texte der Welt vorträgt. Und wohl auch einige der schönsten Refrains („How“, „New Wave“, „Numbers“ ...) die’s derzeit zu hören gibt. (4ad)
RIGHT ON!
JENNYLEE
Ms Jenny Lee Lindberg ist im Hauptberuf Bassistin der gefeierten All-Girls-Rockband Warpaint. Doch obwohl die Mädels von Erfolg zu Erfolg eilen, reicht ihr das noch nicht ganz – und so brilliert sie bei ihrem Solo-Debüt auch noch als Gitarristin, Sängerin und Autorin. Kommt gut rüber, egal ob’s wie auf „Boom Boom“ mit 70ies-Bass in Richtung Keller-Disco geht oder sie uns auf „Blind“ die Feedback-Gitarre um die Ohren knallt. Gute Melodien, sehr lässige, relaxte Stimme. Und Yoga kann die Gute anscheinend auch noch ... (Beggars)
ART ANGELS
GRIMES
Sängerin, Songwriterin, Produzentin, Videoregisseurin, Performerin, Kostümdesignerin, Choreografin, Elektronikerin, Soundtüftlerin – Claire Boucher, die zarte Kanadierin mit der noch zarteren Stimme hält alle Zügel fest in der Hand. Und hat mittlerweile die Stilsicherheit, etablierten Acts – Lady Gaga, Madonna – den Rang abzulaufen. „Realiti“, „Flesh Without Blood“ – das ist Pop für dieses Jahrtausend: glamourös, groovig, schräg – richtig gut. (4ad)
LAFAWNDAH: Tan – Drum-Beats für die Public Image Ltd gemordet hätten, Orient-Vocals, Derwisch-Ekstase. Coolest Sounds aus Brooklyn.
SIA & KANYE WEST: Reaper – Die Königin der Power-Ballade macht gemeinsame Sache mit dem bösen Mr. West. Ein Million-Dollar-Couple.
KAMAIYAH: How Does It Feel – „... to be rich?“, fragt die Rapperin aus Oakland. Sie wird’s bald wissen ...
THE WEEKND: Low Life – Sexual Maniac oder new King of Pop? Egal, was der Knabe derzeit angreift, wird zu Gold. Und zu Recht.
JACK GARRATT: Worry – Ins neue Jahr mit dem Sieger der „BBC 2016“-Liste. Und der Kerl ist auch echt gut. Schöne Ballade mit Wumms.
AURORA: Lucky – Mark my words: Von der Norwegerin werden wir heuer noch viel hören. Auch ohne BBC-Liste.
SEVDALIZA: That Other Girl – Zum zweiten Mal iranische Roots in dieser Playlist. Und von dieser jungen Künstlerin gibt’s nächste Woche mehr zu lesen. Und zu hören.
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