Star der Woche: ELLIPHANT
Nein, Zurückhaltung war noch nie die Sache der Schwedin Ellinor Miranda Salome Olovsdotter, die sich nicht nur der Einfachheit halber ELLIPHANT nennt. Sie scheut auch durchaus nicht davor zurück, einiges an Porzellan zu zerdeppern, wenn’s grad passt. Das hat sie mit dieser anderen Schwedin, die einen ähnlich langen Namen hat gemeinsam, Pippilotta Viktualia Rullgardina Krusmynta Efraimsdotter ... oder so ähnlich. Ob sie auch Superkräfte hat?
Wahrscheinlich, auf ihrer CD „Living Life Golden“ zeigt Elliphant jedenfalls ordentlich Muskeln. Großartig schon in der Vorab-Single „Step Down“, die wuchtige Dancehall- Beats auf Balladen-Tempo herunterschraubt, melodiös sonnigste Karibik-Vibes versprüht um schließlich in einem orgiastischen Refrain zu enden, der jedes Stadion rocken könnte. Und sie lässt über zwölf Songs selten nach.
Top: Die funkensprühende Zusammenarbeit mit Superbitch Azealia Banks („Everybody“), das Duett mit Party-Partnerin Mo („One More“), die Hadern mit Langzeit-Buddies Diplo („Love Me Long“) und Skrillex („Spoon Me“). Ein besonderes Highlight ist die Zusammen- arbeit mit Producer David Sitek (TV On The Radio) im Titel-Track. Das ist ganz großes Pop-Kino.
Und ja, sie trägt tatsächlich gern Sandalen mit Socken. So cool musst du erst mal sein.
FULL CIRCLE
HAELOS
Wow, dem Londoner Trio Lotti Benardout, Arthur Delaney und Dom Goldsmith ist mit ihrer Debüt-CD ein richtig großer Wurf gelungen. Das Rezept: Wir spielen Musik, die wir selbst gern hören. Das klingt dann, als würden Massive Attack, Portishead, The xx und Lana Del Rey eine richtig coole Party machen. So ohne tanzen, höchstens langsam hin- und herwiegen. Fette Beats, bedrohliche Synthiewände, perfekte Breaks und immer ein Auge auf die Schönheit einer einfachen Melodie. Mit Lotti & Arthur als stimmliche Sahnehäubchen. (Rough Trade)
KNOW-IT-ALL
ALESSIA CARA
Ausgerechnet mit ihrer Anti-Partyhymne „Here“ wurde die 19-jährige Kanadierin praktisch über Nacht berühmt. Und zur Heldin aller Teenager, die sich auf Saufgelagen und „Ich bin so superchic“-Events genauso wenig wohl fühlen wie sie. Und das sind mehr als man glauben würde. Zum Glück, denn die junge Songwriterin macht überaus intelligente, witzige und ganz einfach gute, nur oberflächlich leichtfüßige Poptracks zu Jugendbefindlichkeiten („17“), den Schönheitswahn („Scars“) – und das Leben („Wild Things“). (Universal)
ALL MY DEMONS GREETING ME AS A FRIEND
AURORA
Noch eine 19-Jährige, diesmal aus Norwegen. Und, Achtung Klischee, mit einem düstereren Grundton als ihre kanadische Kollegin. Aurora bettet ihre melancholischen Gedanken in Synthieflächen, Piano und sparsame Drums, ihre klare Stimme schwebt darüber wie einst bei Kate Bush. In manchen Refrains sorgt dann doch die Basedrum für jugendlichen Druck – am schönsten sind aber die Songs, in denen sie ihrer Melancholie treu bleibt: „Home“, „Winter Bird“, „Murder Song“, „Black Water Lilies“. (Vertigo)
UNTITLED UNMASTERED
KENDRICK LAMAR
King Kendrick beweist seine Sonderstellung auch mit einem wie nebenbei releasten, „ungemasterten“ Album. Und titellosen Songs. Unglaublich transparent und luftig kommen die Grooves daher, mit jazzy Kontrabass und einem Zeugl, für das man seine Seele verkaufen möchte. Dazu kommen gesampelte und extra eingesungene Vocals zwischen zappaesk („02“) und supersexy („05“). Und natürlich Lamars spoken word Performance, die nicht nur intelligenter, sondern auch tighter ist als die sämtlicher Kollegen. (Interscope)
ROKIA TRAORE: Tu Voles
PHOSPHORESCENT: Sun Arise!
BAND OF HORSES: The First Song
BLONDIE: Denis Denis
CHVRCHES: Clearest Blue
DONNA SUMMER: State of Independence
THE VERVE: Bittersweet Symphony
THE PIXIES: Here Comes My Man
ALANIS MORISSETTE: Ironic
WOLF ALICE: Bros
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