Multimedia: Stars der Woche

Solange war eine fränkische Heilige des 9. Jahrhunderts. Eine junge, schöne Schäferin, die Kranke heilen konnte, was ich persönlich schöner finde als vieles, was andere, wesentlich berühmtere Heilige so getan haben. Aber Solange hatte kaum überregionale Bedeutung, ihr Kult blieb auf das Department Cher, wo sie ihre Schafe hütete, beschränkt...

Ihre singende Namensvetterin, Miss Solange Knowles, steht, so sehen es viele, ganz klar im übermächtigen Schatten ihrer großen Schwester: Beyonce. Andere wiederum, vor allem auch Solange selbst, betonen die Freiheiten, die dieses "Schattendasein" bietet. Denn während Beyonce auf Schritt und Tritt überwacht wird und jeder Song, den sie herausbringt so gestaltet sein muss, dass er möglichst ALLE Menschen der Welt anspricht, weil er ja gefälligst auch ein Welthit zu sein hat, muss sich die sieben Jahre jüngere Schwester um praktisch überhaupt nichts scheren. Wie sie auf einem herrlichen Mixtape von 2010 auch kundtut: Fuck The Industry. Und nachdem sie mit 16 einen eher unbeholfenen Versuch unternommen hatte, ihrer großen Schwester nachzueifern ("Solo Star"), nutzte Solange die Freiheit, die ihr die Off-Mainstream-Bühnen des internationalen Popgeschäfts boten.

Mit I Decided (2008) machte sie klar, worum es ihr ging, es folgten wunderbare Kollaborationen mit den Indierockern der Dirty Projectors (Stillness Is The Move), Of Montreal (Sex Karma), mit dem Ausnahmeexzentriker Theophilus London (Flying Overseas), The Lonely Island (Semicolon) und den Roots (Twice). Nur so zum Beispiel. Und da hab ich doch glatt ihren unglaublichen Track Kenya vergessen, den sie gemeinsam mit Chris Taylor von der fabelhaften Alternative-Band Grizzly Bear für einen guten Zweck aufgenommen hat.

Und dann gibt's natürlich noch ihre eigene EP True, koproduziert von Wunderwuzzi Dev Hynes (Blood Orange), mit dem madonnahaften Indie-Hit Losing You, der Discoballade Parking Lot und dem superentspannten Groovemonster Bad Girls mit Verdine White (Earth Wind & Fire) am Bass. Sie hat jedenfalls schon viel gemacht, die "kleine" Solange Knowles. Und sehr viel davon war richtig gut, hätte sich durchaus ein ganz großes Publikum verdient. Ob es sie dann doch hin und wieder nervt, dass wirklich jeder ihre große Schwester kennt, aber nur Nerds und Auskenner sie? Wer weiß das schon. Was man weiß, weil es schon öfter passiert ist: Dass Solange durchaus jähzornig sein kann. Vor allem zwei Dinge bringen sie in Rage. Dumme Fragen von Journalisten, die sie bloß als hübschen Aufputz für ihre männlichen musikalischen Partner hinstellen. Und Berühmtheiten, bei denen auch wir uns manchmal fragen, wofür genau die jetzt eigentlich berühmt sind. Kim Kardashian zum Beispiel, oder Bountie Hunter Rachel Roy. Eine der beiden Damen, so wird gemunkelt, soll übrigens der Grund sein, warum Jay tatsächlich Haue bekommen hat, aber pscht...

Übrigens: Die guten Taten der mittelalterlichen Solange wären wohl vergessen worden. Heilig gesprochen wurde sie aus einem anderen Grund: Ein böser junger Graf hatte sich in sie verliebt und wollte ihr an die Wäsche. Doch das gute Mädchen wehrte sich. Also packte er sie auf sein Pferd und entführte sie kurzerhand. Solange schlug so lange auf ihn ein, bis sie beide vom Pferd fielen. Vor lauter Wut köpfte der Graf darauf hin die Schäferin. An der Stelle steht heute die ihr geweihte Kirche. Und seit Solange Knowles ihren Schwager verprügelt hat, schnalzen ihre Verkaufszahlen in die Höhe, hören auch die Menschen, die sie jahrelang ignoriert haben, endlich ihre Songs. Witzig irgendendwie...

Unglaubliche Atmosphäre, jede Menge Leben und Details in der City und dem Umland von Chicago, und eine Grafik, wie man sie so im „Open World“-Genre noch kaum gesehen hat. WATCH DOGS, der lang erwartete Hacker-Thriller läuft auf meiner XBox – und die ersten Eindrücke sind phänomenal. Wie lange der Spielspaß anhält, wird sich allerdings erst zeigen. Denn wenn die große Welt, die mir so viel Freiheit verspricht, genauso tot ist wie in GTA V, spielt man sich eben doch nur durch die Hauptstory wie durch einen interaktiven Film. Was durchaus spannend sein kann – aber eben auch ein wenig enttäuschend, wenn man die Möglichkeiten bedenkt, die so eine virtuelle Realität zu bieten hätte.

GLASS ANIMALS: Psylla – Nein, mein Lieblingssong hat's nicht auf das Debüt- Album der Briten geschafft. Mehr zu ihrer trotzdem superguten CD „Zaba“ gibt's nächste Woche an dieser Stelle.

CAM’RON / A-TRACK: Deepsh*ts – Hoooo, die fahren ordentlich ab, die Jungs. Und dieser im Hip-Hop untypische Pathos-Rock-Keyboard-Hook kann was!

CONOR OBERST: Time Forgot – Mein Lieblingstrack seiner neuen CD.

MIKA VEMBER: Summer Nights – Endlich Sommer. Und am schönsten ist er mit den Songs der großartigen Mika Vember.

NORAH JONES: Sunrise – Werd ich jetzt sentimental? Egal. Einfach schön.

VIC MENSA: Down On My Luck – Meine neue Dance/House-Hymne.

SOLANGE: Bad Girls – So smooth und doch so viel besser als das übliche R’n’B-Gedödel. Warum sie ihren Schwager Jay-Z getögelt hat? Ihre Sache.

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