Von der Nudel zum Urknall

Niemand muss wissen, dass am 25. Oktober Nudelwelttag war und Singles mit Hang zur Gourmetküche die besseren Marktchancen haben. Was allerdings nicht schaden könnte: Ein paar wirklich gute Ideen zum Tag des Orgasmus, der am 9. Mai gefeiert wird. Zeitgleich mit dem Tag der verlorenen Socke.

Was ich vergangene Woche gelernt habe? Erstaunliches – etwa, dass am 25. Oktober Welttag der Nudel war. Da möchte ich gerne Shakespeare zitieren: Eine schmutzige Fantasie ist ein ewiges Fest. Nur Pastafabrikanten, Nonnen und Pragmatiker werden an dieser Stelle nicht gedanklich in eine Nebenfahrbahn abdriften und einen schönen Toast auf die Eiernudel, deren Nährwert und Vielfalt aussprechen. Wenigstens beruhigend, dass es dazu eine ernst gemeinte Umfrage gibt. Immerhin dürfen wir daraus erfahren, dass Singles, die sich gesund ernähren oder Gourmet-Küche bevorzugen, am beliebtesten sind. Über individuelle Nudelvorlieben (das Angebot an Formen, Farben und Größen ist sehr groß) der Singlepopulation erfahren wir allerdings nichts.

Doch nun zu Ernsthafterem, nämlich der Sinnhaftigkeit irgendwelcher Welttage. Was viele vielleicht nicht wissen: Es gibt auch einen Welttag des Orgasmus. Er findet am 9. Mai statt, zeitgleich mit dem Welttag der verlorenen Socke, was schon wieder etwas Metaphernhaftes hat. Wie könnte es anders sein, türmen sich rund um den Event auf den Online-Seiten der Medien allerlei lustige Geschichten zum Thema. Man sieht Bildergalerien mit Menschen, die während des Kommens geknipst wurden (und fragt sich bei Betrachtung, ob man dabei auch so dämlich aussieht). Man erfährt, dass Männer eher leicht und Frauen eher schwer kommen (brandneu, aha) oder dass ein Orgasmus so viele Kalorien verbraucht, dass man unmittelbar nach der genüsslichen Anstrengung statt einer Zigarette eine Schaumrolle inhalieren könnte.

Die ganz großen Fragen stehen im Raum: Haben Tiere einen Orgasmus? Oder war der Urknall eine Art weltenumspannender Höhepunkt? Gab’s im Paradies multiple Orgasmen? Und sollte so ein wichtiger Tag nicht entsprechend begangen werden? Am Nationalfeiertag, den Tag „danach“, lassen wir hierzulande die Fahnen baumeln und die Hubschrauber des Bundesheers auf dem Heldenplatz landen. Allenfalls summen wir die Bundeshymne. Was also tun am Tag des Höhepunkts? Rudelbumsen, für ökologisch korrekte Vibratoren demonstrieren und Bürgermeister Häupl eine Büste von Beate Uhse in Wien I enthüllen lassen? Ein Orgasmus-Beratungstag im Wiener Rathaus? Vorspiel-Aktionismus im Parlament? Gratis-Dildos in den Wiener Verkehrsbetrieben? Man sieht, dieser Tag birgt sicher mehr ungeahntes Potenzial, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Auf jeden Fall mehr als der „Welttag des audiovisuellen Erbes“ oder der Weltspartag. Apropos: Ähnlich wie bei dessen Vermarktung durch Banken könnten Sexshops zum ungezwungenen Schnuppern einladen und Goodies verteilen. Phallusförmige Schlüsselanhänger oder T-Shirts mit provokanten Sprüchen wie „Frauen können den Orgasmus vortäuschen, Männer die ganze Beziehung“ bzw. „In my next life I want to live backwards. Start out dead and finish off as an orgasm“ (Woody Allen). Dazu: Orgasmus-Jodeln im Weißen Rössl, Themenwanderung nach Fucking/Oberösterreich, eine TV-Diskussion mit Gerti Senger und Peter Filzmaier – Titel: „Gebt dem Kommen das Kommando.“ Nur so: Es gibt auch einen Welttag der Feuchtgebiete (2. Februar).

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