Serie, Teil 2: Genießen lernen

Serie, Teil 2: Genießen lernen
Der schnellste Weg zu größerer Lebensfreude führt über unsere Sinne. Lesen Sie in Teil 2 der freizeit-Serie, wie Sie Ihre Genussfähigkeit trainieren und dadurch mehr Zufriedenheit und Wohlempfinden erreichen.

Im Urlaub geht bekanntlich alles leichter: Wir genießen intensiver, schmecken, riechen, sehen und fühlen mehr. Das Leben ist schön. Wohlgefühl und Glücksmomente lösen Probleme und Sorgen förmlich in Luft auf. Das funktioniert am besten, wenn unsere inneren Antennen voll auf Empfang sind. Dann sind wir bereit, die Welt mit allen Sinnen wahrzunehmen und zu genießen. Zurück im Alltag lassen die Anforderungen von Job und Familie solch unbeschwerte Zeiten allerdings rasch wieder rar werden. Dabei ist die Fähigkeit zum Genuss das ganze Jahr über eine der wichtigsten Voraussetzungen, um mit Leichtigkeit und Lebensfreude durch den Tag zu gehen. „Wer seine Sinneslust nur im Urlaub auslebt, vernachlässigt die restlichen gut 340 Tage des Jahres eine Wartung von Körper, Geist und Seele“, sagt die Psychologin und Verhaltenstherapeutin Beate Handler. Dabei geht es nicht um Disziplin bei Sport, Essen und Genuss. Sondern darum, Zeit für sich selbst herauszuschinden, sich bewusst Gutes zu tun. Dazu kann etwa gehören, regelmäßig spazieren zu gehen, statt sich aufs Laufband zu quälen. Oder auch umgekehrt. Entscheidend ist, was Sie entspannt. Meditation, Musik, Ausgehen, Lesen, Kino? Vielleicht ist es eine Mischung aus all dem. Weil Sie die Abwechslung lieben. Jedem Menschen tut etwas anderes gut. Handler: „Mit allen Sinnen seine Welt wahrzunehmen und so seine Bedürfnisse zu erforschen, hilft, die beste Entspannungstechnik für sich zu entdecken.“

Beate Handler ist auch Genusstrainerin, arbeitet hier vor allem in kleinen Gruppen. Düfte werden erschnuppert, Steine, Stöckchen und Sand ertastet, mit jedem Sinn wird experimentiert. Assoziationen werden hergestellt, Erinnerungen kehren wieder – etwa an die Kindheit. „Oft stellen die Teilnehmer erstaunt fest, dass sie vieles schon kennen, aber eben nicht bewusst einsetzen.“ Weil sie es sich verbieten, nicht wichtig genug nehmen oder sich selbst nicht gönnen. „Die Menschen müssen Genuss nicht lernen, sondern nur wiederentdecken, aufleben lassen und anwenden, was sie in sich tragen“, sagt Handler. Genusstraining wird auch in der verhaltenstherapeutischen Behandlung bei unterschiedlichen Beschwerden eingesetzt. Ziel ist es, den Alltag besser bewältigen zu können. Etwa bei Burn-out-Symptomen, Depressionen, Essstörungen oder Tinnitus. Das Training kann helfen, wieder mehr zu genießen. Gerade wenn ein Sinn beeinträchtigt ist, etwa bei Schwerhörigkeit, hilft es, die anderen Sinne zu schärfen. So unterstützt Handler beim Hörtraining eines Hörgeräteherstellers. Das Schulen aller Sinne ermöglicht ein entspannteres Hinhorchen, was die Hörleistung verbessert. Handler: „Wer schlecht hört, hat Stress, weil es anstrengend und unangenehm ist, die Umgebung nicht zu verstehen."

Serie, Teil 2: Genießen lernen
Serie, Teil 2: Genießen lernen

Dazu eignet sich etwa folgendes Geschmacks-Experiment, das jeder ausprobieren kann: Man nehme ein kleines Stück Schokolade, das bei geschlossenen Augen zunächst mit den Lippen ertastet und dann langsam im Mund aufgenommen wird. Es gilt die Konsistenz der Schokolade mit Zunge und Mundhöhle zu ertasten, unterschiedliche Zutaten wie Krokant, Gelee oder Fruchtstückchen zu erkennen und Geschmacksrichtungen zuzuordnen. Das Stück wird nicht zerbissen, sondern schmilzt langsam. Handler: „Wer jetzt schmatzt, ist im Vorteil, da die Riechzellen so den Duft der Nahrung leichter aufnehmen können.“ Ein Stück Schokolade auf diese Weise genascht, bringt mehr Genuss als einen Riegel auf die Schnelle zu verschlingen. Eine Übung, die man auch im Büro machen kann. Das Experiment wird noch intensiver, wenn Sie sich ein Stück mit unbekannter Geschmacksrichtung bei geschlossenen Augen reichen lassen. „Das Besondere in den Alltag einzubauen hilft bei der Entspannung, Sinnes-Expeditionen intensivieren diese Momente“, sagt Verhaltenstherapeutin Handler. Und meint damit Achtsamkeit. Die Fähigkeit, konzentriert in den Moment einzutauchen, vollkommen bei der Sache zu sein. So wie Kinder oder Musiker, die total im Spiel aufgehen. „So ist man nicht mit den Gedanken woanders. Sondern ist sich bewusst, dass man etwas Bestimmtes tut.“ Noch ein Tipp der Genuss-Expertin: „Versuchen Sie, sich mit Ihrer Lieblingsfarbe zu beschäftigen, als sähen Sie diese zum ersten Mal. Was verbinden Sie damit, welche Assoziationen haben Sie? Empfinden Sie die Farbe als warm oder kalt? Wie könnte sie riechen? Wie sich anfühlen, wenn sie mit den Händen greifbar wäre?“ Alltagsdingen und Momenten unterschiedliche Sinne zuzuordnen, auch wenn diese auf den ersten Blick keine Rolle spielen, kann man mit allem ausprobieren. Wie schmeckt der Lieblingssong, wie fühlt sich das Lieblingsbild an und wie klingt das Lieblingsessen? Handler: „Wer sich stets auf Experimente mit Augen, Ohren, Nase Tast- und Geschmackssinn einlässt, lebt nicht nur seine Sinne, sondern trainiert sie auch. Jeden Tag aufs Neue.“

Buchtipp: „Mit allen Sinnen. Tägliches Genusstraining“, Beate Handler, Goldegg Verlag

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1. „Wer zuletzt lacht, lacht am besten“ – was meinen Sie dazu?

Ein wahres Wort. (C)

Ich warte doch nicht bis zuletzt. Ich lache immer als Erster. (A)

Also mir ist es lieber, wenn alle gemeinsam lachen. (B)

Egal, ob man zuletzt lacht. Man muss auf jeden Fall am lautesten von allen lachen. (D)

2. Angenommen, Sie wären alleine auf Urlaub. Was könnte Sie am stärksten reizen?

Ein erotisches Abenteuer. (D)

Sport oder Kultur. (C)

Das Nachtleben: Jubel, Trubel, Geselligkeit. (A)

Der pure Erholungswert, Abschalten vom Alltag. (B)

3. „Kein Genuss ohne Reue“ – was meinen Sie dazu?

Na ja, das gehört halt dazu. (B)

Ich bin für jedweden Genuss, aber ohne jegliche Reue. (D)

Besser, man denkt schon vorher nach, bevor man nachher etwas bereuen könnte. (C)

Wenn’s ein besonders toller Genuss ist, kann man ja sein Gewissen vorübergehend auf Urlaub schicken (A)

4. Am besten arbeiten Sie, wenn ...

... der Leistungsdruck enorm ist. (D)

... ich mich intellektuell von einer Fragestellung herausgefordert fühle. (A)

... ich von der Sinnhaftigkeit der Aufgabe überzeugt bin. (C)

... ich genügend Zeit zur Verfügung habe. (B)

5. Wofür nützen Sie eine kurze Arbeitspause am liebsten?

Zum Kaffeetrinken und Tratschen. (A)

Den Kopf zu klären und sich bereit für Neues zu machen. (C)

Zum Rauchen, Trinken, Essen, Spielen. (D)

Ich rufe zuhause an. (B)

Serie, Teil 2: Genießen lernen
Genuss im Urlaub: aufregende Affäre, ...
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... oder endlose Entspannung?

6. Mit welchem Stein würden Sie am ehesten Ihre Persönlichkeit vergleichen?

Bergkristall. (C)

Diamant. (D)

Kieselstein. (B)

Leuchtender Edelstein wie Rubin oder Smaragd. (A)

7. Wann gehen Sie am ehesten mit dem Kopf durch die Wand? Wenn ...

... mich überschäumende Energie vorwärts treibt. (D)

... die Wand aus Papier besteht. (C)

... ich unbedingt wissen will, was dahinter liegt. (A)

... es räumlich keinen anderen Weg zu geben scheint. (B)

8. An einem Menschen mögen Sie am wenigsten, wenn er ...

rücksichtslos eigene Interessen durchsetzt. (B)

faul und inaktiv ist und immer einen Ansporn braucht. (D)

sich für nichts interessiert und deshalb langweilig ist. (A)

kein Ziel hat und nur die Zeit totschlägt. (C)

9. Welches der nachstehenden Dinge wäre für Sie der schönste Genuss?

Eine aufregende Reise. (A)

Ein nahezu orgiastischer Exzess. (D)

Meditative Erleuchtung. (C)

Erwiderte Liebe. (B)

10. Welchem Spruch über Zeit stimmen Sie am ehesten zu?

Seneca: Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen. (C)

Da Vinci: Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will. (B)

Joubert: Die Zeit ist Bewegung im Raum. (D)

Heine: Jede Zeit ist eine Sphinx, die sich in den Abgrund stürzt, sobald man ihr Rätsel gelöst hat. (A)

Typ A

Auf ständiger Jagd nach Anerkennung. Durch Ihren Kopf geistern unzählige Ideen, die sofort umgesetzt werden wollen. Als rastlose Natur sind Sie ständig unterwegs und bei jedem angesagten Event dabei. Sie genießen es, wenn Sie im Mittelpunkt stehen und mit möglichst verschiedenen Charakteren über Gott und die Welt plaudern können. Wenn sich ein andächtiges Publikum an Ihren geistreichen Bemerkungen ergötzt und Ihnen durch bewundernde Blicke und anerkennende Worte signalisiert, wie toll und einzigartig Sie sind. Es fällt Ihnen aber nicht leicht, solch befriedigende Augenblicke festzuhalten und voll auszukosten: Sie sind ja schon wieder am Sprung!

Typ B

Harmonie schenkt Kraft. Sie nehmen das Leben, wie es gerade kommt. Sie wollen mit anderen Menschen in Harmonie leben und ordnen sich deshalb bereitwillig den Wünschen anderer unter. Sie genießen es, wenn es Ihren Lieben gut geht und das Leben rundherum möglichst friktionsfrei und ohne Konflikte verläuft. Ihr Genuss liegt im beschaulichen Auskosten des Augenblicks, in dem die Welt stillzustehen und ewige Harmonie zu herrschen scheint. Aus dieser Ruhe schöpfen Sie enorme Kraft und die Bereitschaft, weiterhin für andere da zu sein. Dies nützt aber mancher weidlich aus. Wie wäre es hin und wieder mit etwas mehr Egoismus?

Typ C

Genuss mit Maß und Ziel Die Zeit ist für Sie viel zu kostbar, um sie zu sinnlos verschwenden. Wertvoll ist für Sie, was einen Nutzen hat. Was Sie weiterbringt, wodurch Sie Erfahrungen sammeln. Zuerst muss alles erledigt werden, was wichtig ist: Zeit für Genuss bleibt auch noch später. Haben Sie Ihr Tagewerk aber vollbracht, gestatten Sie sich durchaus kurze Momente des Innehaltens, schauen in sich selbst hinein und genießen das beruhigende Gefühl, mit sich eins zu werden und Ihr persönliches Ziel erreicht zu haben. In manch einem dieser raren Genussmomente könnte aber die leise Sehnsucht erwachen, diese schönen Augen-blicke mit anderen teilen zu wollen.

Typ D

Der Genuss liegt im Exzess Ihre größte Angst ist, etwas zu versäumen. Deshalb muss alles möglichst schnell gehen, der Tag hat schließlich nur 24 Stunden. Sie wollen sich spüren und stürzen sich energiegeladen auf jede neue Herausforderung, testen dabei oft Ihre persönlichen Grenzen. Genuss bedeutet für Sie die spannende Begegnung mit dem Außergewöhnlichen; ein orgiastisches Erlebnis der Extraklasse, das konventionelle Grenzen überschreitet und Sie in sinnliche Dimensionen außerhalb von Raum und Zeit befördert. Prinzipiell geben Sie sich nicht mit halben Genüssen zufrieden, Sie wollen alles. Vor- sicht, darin liegt ein gewisses Sucht- potenzial!

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