Satellitenfotos: Die nächste Dimension

Satellitenfotos: Die nächste Dimension
Spionage war früher. Satelliten der neuesten Generation haben uns auch im Visier, aber sie wollen uns helfen statt aushorchen.

Sie sind ultrakompakt, ziemlich günstig und treten bevorzugt im Rudel auf: die Minisatelliten des Unternehmens  Planet Labs aus San Francisco. Rund zweihundert  der Hightech-Winzlinge umkreisen seit mehreren  Jahren relativ unbemerkt im Formationsflug   die Erde und nehmen alles ins Visier, was  irgendwie von Interesse zu sein scheint. Gigafactory, Teslas gigantische Batteriefabrik in der Wüste von Nevada etwa – ein banaler, silbern schimmernder rechteckiger Block –, ein Vulkanausbruch auf Hawaii – eine bedrohlich graue  Wolke – oder die Region um den Tafelberg in Kapstadt – verbaut bis zum Äußersten. Wow!

Die schuhkastengroßen Späher aus dem All erzielen bei den  Betrachtern einen spektakulären Effekt. So nah fühlte man sich den Hotspots dieser Erde tatsächlich noch nie. Ein Gefühl, das irgendwie cool ist. Ganz anders als zu Zeiten des Kalten Krieges, als sich die USA und die UdSSR mit aus  Spionageflugzeugen aufgenommenen Bildern gegenseitig die Hölle heiß machten. Aber das hier ist völlig legal, das Resultat einer Geschäftsidee und kein Polit-Theater.

Vor acht Jahren war Planet Labs noch eines der vielen Start-up-Unternehmen in San Francisco.  Eines  mit viel Potenzial.  Ausgestattet mit einer mehrjährigen NASA-Erfahrung hatte nämlich der Mitgründer  Will Marshall   frühzeitig erkannt, dass hochauflösende Bilder  von der Erde nicht nur faszinierend anzuschauen, sondern auch ein lukratives Geschäft sind.

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Der Mini-Satellit "Dove" von Planet Labs

Vor zwei Jahren wurden sieben SkySat-Satelliten von Google erworben, seitdem geht es bei Planet Labs ab wie die Rakete. Regelmäßig werden Satelliten in eine etwa 500 Kilometer hohe Umlaufbahn geschickt, am 15. Februar 2017 waren es – vom indischen Space Center in Sriharikota aus – 88 auf einen Sitz. Weltrekord.
In der Zwischenzeit sind noch einige dazugekommen, sodass Planet  Labs stolz von sich behaupten kann, mit seinen  Satelliten die weltweit größte Konstellation von Erdbeobachtungssatelliten zu betreiben.  

Mit dieser Flotte, so eine Sprecherin des europäischen Planet-Labs-Büros,  lasse sich täglich ein genaues Bild der gesamten Landmasse unseres Planeten aufnehmen. Das Ziel dabei: „Globale Veränderungen sichtbar und die gewonnenen Daten zugänglich und verwertbar zu machen.“ Für Unternehmen, Bauern wie auch für Organisationen, denen der sich änderende Zustand der Erde am Herzen liegt.
  Zur Mission  dieses Zukunftsunternehmes meinte  Mitgründer Will Marshall im Vorjahr beim Slush-Startup-Festival in Helsinki: „Wir wollen dafür sorgen, dass Menschen mit der Grundlage unserer Aufnahmen  klügere Entscheidungen treffen können. Und zwar täglich.“  Manche Bilder, etwa von der Stadt Doha im Emirat Qatar, erinnern an ein Relief. Wie ist das möglich?  „Die Konstellation aus 13 SkySat-Satelliten ist in der Lage, Bilder aus einer seitlichen Perspektive aufzunehmen, um so auch eine vertikale Ansicht zu liefern“, erklärt  die Planet Labs-
Sprecherin.
 Das europäische Büro von Planet Labs wird von Berlin aus organisiert. Etwa Hundert operative und technische Mitarbeiter steuern den beeindruckenden Satellitenschwarm von der lokalen Mission Control aus. Erfahrung damit hat man, denn das Geschäft mit den Bildern vom Globus läuft global: Schon vor drei Jahren kaufte  Planet Labs eine fremde Flotte – fünf RapidEye-Satelliten, die seit 2008 im All schweben. Ihre Betreiber waren der  erste deutsche Privatanbieter für Geodaten-Dienstleistungen. Nach Insolvenz  gelangten die „big five“ über eine Zwischenstation mit einem Aufkäufer aus Kanada in den ständig wachsenden Schwarm von Planet Labs.
 

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