Florian Holzers Restauranttest: Bruder
Kann ein gutes Lokal auch lustig sein? Lustig im Sinne von: mit Witz konzipiert, stets überraschend, mit einer Prise Ironie? Ja, ein gutes Lokal kann lustig sein, wie das neue „Bruder“ beweist. Hubert Peter kommt aus Vorarlberg und entwickelte sich in den vergangenen fünf Jahren zu einem der unkonventionellsten Barkeeper Wiens. Im (leider nicht mehr existierenden) „Die Liebe in der Marktwirtschaft“ am Spittelberg und im fulminanten Pop-up „Rien“ im ehemaligen „Café Griensteidl“ arbeitete er unter anderem mit dem jungen Küchenchef Lucas Steindorfer. Das klappte gut, weshalb sie beschlossen, etwas Eigenes probieren zu wollen. Ein halbes Jahr adaptierten sie ein Lokal im biedermeierlichen Raimundhof und haben da nun ein sympathisch-frisches, junges, urbanes Lokal, das einerseits Bar ist, andererseits Bistro. Gekocht wird in einer offenen Küche, Spontaneität und die humorvolle Interpretation von Klassikern sind hier das Thema, in der Bar sind eindeutig Hubert Peters selbst angesetzte Sirupe, Essenzen und Liköre, aus denen er schier unglaubliche Kreationen bastelt, die Stars. Die Brettljause „Mir doch Wurst“ besteht aus erstklassiger Ware, ist aber noch recht herkömmlich (8,50 €), der Polentasterz mit im Ofen gegarter Karotte und etwas Kaffeepulver („Sommer in Kärnten“) gefällt durch feine Aromen (8,50 €). Das Schneckengulasch ist erstklassig (10,50 €), das vegetarische Pilz-Beuschl ein zumindest interessanter Zugang (15,50 €) und der Spieß mit knusprig-zartem Schweinebauch, eingelegten Roten Rüben und selbst gemachtem Senf großartig (13,50 €). „Es soll Spaß machen“, meint Lucas Steindorfer. Macht es.
Bruder,
Wien 6, Windmühlg. 20,
Tel: 0664/135 13 20,
Mi-Fr ab 17, Sa, So 10-15,
https://bruder.xyz
Bewertung:
Küche: 27 von 35
Keller: 7 von 10
Service: 13 von 15
Atmosphäre: 13 von 15
Preis/Wert: 16 von 20
Familie: 2 von 5
Gesamt: 78 von 100
florian.holzer@kurier.at
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