Folge 60: Saliera

Folge 60: Saliera
Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, präsentiert für die freizeit die 100 größten Kunstwerke Österreichs.

Prominente Aufträge sicherten Cellini meist reiche Entlohnung, zugleich aber führte er das Leben eines Abenteurers. Kühn, unbeherrscht und angriffslustig, skrupellos und jähzornig schreckte er auch vor Verbrechen nicht zurück: 1534 tötete er, nachdem er bereits 1530 den Mörder seines Bruders ermordet hatte (und vom Papst begnadigt worden war), einen Rivalen: den Goldschmied Pompeo de Capitaneis. Er floh aus Rom und durfte erst 1537 zurückkehren. Jetzt eröffnete er eine neue, größere Werkstatt. Endgültig in Ungnade fiel er am päpstlichen Hof erst, als er verdächtigt wurde, Juwelen aus dem päpstlichen Schatz veruntreut zu haben.

An fürstlichen Tafeln benutzte man ein sogenanntes Salzschiff, um das damals außerordentlich kostbare Gewürz bereitzustellen. Status und finanzielle Möglichkeiten des Besitzers bestimmten Aufwand und Raffinesse von Dekor und Materialien – für den französischen König Franz I. ging der beauftragte Goldschmied weit über das bis dahin Übliche hinaus: Cellini schuf ein Abbild der Welt – auf dem hölzernen Sockel stehen vier pausbäckige Gesichter für Winde und Himmelsrichtungen, zwischen ihnen erscheinen die vier Tageszeiten, auch den Lauf der Sonne und des Mondes symbolisierend. Darüber teilt sich die emaillierte Fläche in Wasser und Land, darauf tummeln sich Flora, Fauna und die Menschen – selbst die (antike) Architektur ist mit dem Pfeffertempel vertreten. Für die illustren Gäste gab es also reichlich Gesprächsstoff – benutzt wurde das Objekt jedoch nie.

Info: www.khm.at

Kommentare