Erde ohne Eis

Erde ohne Eis
Eine britische Zeitung will die Welt retten. Michael Horowitz über neue, beängstigende Entwicklungen beim Klimawandel und Metropolen, die im Meer versinken könnten.

Metropolen wie New York, London und Berlin im Meer versunken. Venedig sowieso komplett unter Wasser. Dänemark, die Niederlande und große Teile Norddeutschlands wären bereits zuvor in der Nordsee verschwunden. So würde unsere Erde ohne Eis aussehen. In einigen tausend Jahren könnte es Realität sein. Was nach einem unvorstellbaren Schreckensszenario klingt, ist nichts anderes, als der vom U.S. Geological Survey im Auftrag des Innenministeriums errechnete Endpunkt dessen, was permanent abläuft: der Meeresanstieg, das Schmelzen der Gletscher, als Folge des Verbrauchs aller fossilen Brennstoffe durch die Zivilisation, durch sieben Milliarden Menschen, im Jahr 2100 werden es bis zu 13 Milliarden sein. Dann könnten auch die Meere, laut Klimaforscher Radley Horton von der New Yorker Columbia University, bereits um bis zu 1,80 Meter angestiegen sein. Der katastrophale Klimawandel verändert die Erde immer mehr. In der Arktis und in Teilen Russlands sind die Durchschnitts-Temperaturen in den letzten Jahren um zehn Grad gestiegen, Hurrikans mit Böen bis 340 Stundenkilometer und Überflutungen danach sind bereits Realität. Und kaum erträgliche Hitzewellen. Erwärmt sich die Erde in Zukunft um zwei Grad, steigt die Wahrscheinlichkeit von extremen Hitzetagen gegenüber heute um das Fünffache.

Durch den Ausstoß von Kohlendioxid und andere Treibhausgase hat sich die Erde im vergangenen Jahrhundert schon um mehr als ein halbes Grad erwärmt. Wissenschaftler warnen davor, dass das Klima in Zukunft im weltweiten Durchschnitt sogar um bis zu 4,5 Grad wärmer werden könnte. An die von Politikern genährte Illusion, die globale Erwärmung ließe sich auf zwei Grad begrenzen, glauben Forscher kaum mehr. Und sie argumentieren, dass die Emissionen in den vergangenen Jahren immer weiter zunahmen, man eigentlich schon in 30 Jahren kein mehr ausstoßen dürfte, um nicht Ökosystemen, Gletschern und Meeren für immer irreparable Schäden zuzufügen. Ab Ende November werden Vertreter aus 194 Staaten auf der Weltklimakonferenz in Paris wieder versuchen zu beruhigen und vom Zwei-Grad-Ziel als Ersatz für einschneidende politische Maßnahmen sprechen.
Heizt sich die Erde weiterhin so dramatisch auf wie bisher, bedeutet das auch das Aussterben zahlreicher Tierarten: Weltweit wäre jede sechste Spezies Opfer der steigenden Temperaturen, vermuten Biologen wie Mark Urban von der University of Connecticut.

„In den nächsten zehn Jahren entscheidet sich die Zukunft der Menschheit, ob dieses Jahrhundert das letzte für unsere Spezies ist“, warnt der Herausgeber der renommierten britischen Tageszeitung the guardian, Alan Rusbridger. (Foto)

Erde ohne Eis
epa04523790 (FILE) A file picture date 03 December 2012 shows Editor-in-chief of British national newspaper The Guardian, Alan Rusbridger, arriving at the British Parliament, Home Affairs Select Committee, at Port Cullias House central London, Britain. According to a statememt by The Guardian on 10 December 2014, Alan Rusbridger is to step down from his post in summer 2015. He is expected to take up a new position as chair of the Scott Trust in 2016, the newspaper announced on its website. EPA/ANDY RAIN
„Der Mann mit dem Blick fürs Ganze“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) hat vor einigen Wochen eine aufsehenerregende Umwelt-Kampagne gestartet, der sich vielleicht bald andere Medienhäuser anschließen werden. Man versucht unter anderem die beiden größten wohltätigen Einrichtungen der Welt – dieBill & Melinda Gates Foundationund denWellcome Trust – davon zu überzeugen, dass sie ihr Geld aus Kohle-, Gas- und Ölförderung herausziehen und auch nicht neu investieren, dass augenblicklich ein Umdenken zum Schutz der Umwelt stattfinden und dass eine politische Verpflichtung erreicht werden muss. Um „im wahrsten Sinne des Wortes die Welt zu retten.“


michael.horowitz@kurier.at

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