Zum Start des Giro d'Italia: Legendäre Alpenpässe
Als 1953 der Italiener Fausto Coppi auf dem Scheitel des Passo dello Stelvio (2.757 Meter) ankam, schnaufte er: „In den letzten paar Kurven dachte ich, ich würde sterben.“ Coppi gewann fünf Mal den Giro d’Italia, stieg als Legende in den Radsport-Olymp auf.
Ob Alpe d’Huez bei der Tour de France, die Großglockner Hochalpenstraße bei der Österreich-Rundfahrt oder das Stilfser Joch beim Giro: Letztlich bleiben nur die Dramen und Duelle bei den härtesten Bergankünften im kollektiven Sportgedächtnis haften – und diese „Wallfahrtsstätten“ eine Messlatte für ambitionierte Hobbyradler auf Spuren der Allzeitgrößen. Nur ohne Zuschauer am Straßenrand.
Am Samstag startete mit dem 103. Giro d’Italia das zweitwichtigste Etappenrennen im Straßenradsport. Spätestens Etappe 18, wenn es über den Stelvio geht, wird eine Vorentscheidung um das umkämpfte Rosa Trikot des Gesamtführenden bringen.
Neues Buch
Rechtzeitig ist eine prachtvolle Neuausgabe des Bildbands „Am Berg“ (Knesebeck Verlag, 35 €) erschienen. Der Engländer Michael Blann schafft es darin, die Faszination des Radrennsports in einer größeren Perspektive fotografisch festzuhalten.
„Die zerklüfteten Gipfel und Pässe bilden das Spielfeld, die Bühne für das Schauspiel des Profiradsports, und ihm Gegenzug bringt uns das Rennen die Gebirgslandschaft näher.“
Von den französischen und Schweizer Bergen bis zu den Dolomiten und nach Österreich spannt Blann den Alpenbogen. Auch den Pyrenäen ist ein Teil gewidmet.
Herzstück sind aber die ausführlichen und persönlichen Schilderungen ehemaliger Radstars. Sie zeigen auf, wie hauchdünn der Grat zwischen Triumph und Tragödie verläuft. Von Launen des Wetters wie Schnee im Mai nicht zu reden.
Welcher Anstieg ist der "härteste"?
Macht nun die Länge des Anstiegs (24,3 Kilometer beim Stilfser Joch), die durchschnittliche Steigung (8,19 Prozent bei Alpe d’Huez) oder die Passhöhe (mit 2.770 Meter ist der Col de l’Iseran der höchste geteerte Alpenpass) den „härtesten“ Berg aus? Die Frage ist Stoff für Stammtische, bleibt zwangsläufig unbeantwortet. Unterzuckert ist ja auch das Kopfsteinpflaster der Wiener Höhenstraße eine Tortur.
Anhand der Karten und Höhenprofile können Hobbyradler Qual und Freude statistisch nachvollziehen. Mit Bernie Eisel, der zwölf Mal an der Tour de France teilnahm, fasst ein Österreicher zusammen: „Wir sind nichts weiter als ein Haufen von Radfahrern, die nach oben wollen. Die wahre Macht liegt bei den Bergen. Die Natur lehrt dich Demut.“
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