Wadi Rum: Wenn der Beduine zu sich nach Hause einlädt

Wadi Rum: Wenn der Beduine zu sich nach Hause einlädt
Die riesige Sandwüste in Jordanien bietet viele Abenteuer - für Groß und Klein. Das Kleinkind feierte den muslimischen Festtag.

Jordanien ist immer eine gute Idee, mit Kind macht das Exoten-Disneyland noch mehr Freude: das Tote Meer, die Kreuzritterburgen, die unglaubliche Felsen- und Höhlenstadt Petra ... alles Orte wie aus einem Märchen. Nicht nur, dass man diese Märchenhaftigkeit durch Kinderaugen noch klarer sieht, man ist auch noch willkommener, als man in dem Land ohnehin schon willkommen ist.

Zum Beispiel, als ich vor Jahren mit meinem neunzehn Monate alten Sohn das Wadi Rum durchstreifte: Diese Sandwüste ist ein Labyrinth zwischen Steinbergen, von Erosion geformt und von Lawrence von Arabien einst als Basisversteck seines Araberaufstandes gegen die Osmanen genutzt. Entdecker können hier eine Woche verbringen, das Gebiet ist riesig. Dem Kleinkind ist es eine unfassbar große Sandkiste, den Eltern eine gute Pause im dichten Rundreiseprogramm, bei einem Tee (schai) oder Kaffee (kahwah) entspannt es sich im Wüstencamp gut. Dort ist zwar alles touristisch (Musik, Tanz), aber auch spektakulär (das Abendessen wird den ganzen Tag in einem Erdloch mit Glut gegart), und so hat man bald ein staunendes und tanzendes Kind.

Wadi Rum: Wenn der Beduine zu sich nach Hause einlädt

Die Fahrt in das und aus dem Wadi erledigen Beduinen, die neben Kamelen (für Touristenritte) längst auch Jeeps haben (für die Fortbewegung). Und weil der Kleinsohn auf der Fahrt durch den Sand so jauchzte, lud uns der Beduine in sein Haus. (Ja, Beduinen wohnen mittlerweile auch in Häusern.) Der 42-Jährige bittet uns mit breitem Lachen einzutreten. Er schnappt den Sohn und setzt ihn sich auf den Arm. Dem gefällt es. Ich schaue zu, wie der Beduine ihm seine vierzehn Kinder vorstellt, die er mit zwei Frauen hat. Und mir wird klar, mich alleine hätte der Beduine nie in sein Haus eingeladen. Schon gar nicht am heutigen Tag des islamischen Opferfestes, einem der höchsten Feiertage für Muslime, so wie das Fastenbrechen nach dem Ramadan. (der heuer übrigens kommende Woche zu Ende geht)

Die Einladung zum traditionellen Opferfest-Frühstück – vergleichbar mit einem Brunch am Christtag – galt dem Kind. Wir setzen uns in die Mitte des Wohnzimmers, ein ziemlich leerer Raum mit Teppichboden, mit uns nur die Söhne des Beduinen. Die Frauen sind in der Küche und bereiten das Fest vor. Eine Tochter bringt ein großes rundes Tablett herein, darauf viel Fleisch mit Zwiebeln geröstet, und Fladenbrot. Es ist nämlich so: In der Früh wird beim Opferfest ein Schaf geschlachtet, das abends verzehrt wird. Das traditionelle Frühstück besteht aus den nicht verwertbaren Teilen. Also sitzen wir um zehn Uhr beim Beduinen und schieben uns Schafsinnereien mit viel Brot und gequältem Dankeslächeln in den Mund. Der Sohn nimmt unvoreingenommen ein Stück nach dem anderen. Der Beduine lächelt ihn an und sagt etwas Arabisches. Das Kind antwortet genau so unverständlich und so entsteht ein Gespräch, dem niemand anderer folgen kann. Ich würge Eingeweide und denke: Der Beduine hat zu Recht das Kind eingeladen.

Wadi Rum: Wenn der Beduine zu sich nach Hause einlädt

Pflicht: In Jordanien unbedingt zumindest einen Tag für Petra und eine Nacht im Wadi Rum einplanen!
Kür: Nicht alle fahren in den Norden, wo man auf See Genezareth und Golanhöhen blickt – sollte man aber
Pauschalreise: 8 Tage Jordanien mit u. a. Amman, Madaba, Berg Nebo, Kerak, Petra, Aqaba/Rotes Meer, Wadi Rum, Totes Meer – gesicherte Reisetermine ab 2 Personen 1.499 € p. P., raiffeisen-reisen.at

Kommentare