Reisen an Orte, an denen tolle Frauen lebten, forschten oder regierten

Reisen an Orte, an denen tolle Frauen lebten, forschten oder regierten
Herausragende Künstlerinnen, wagemutige Pionierinnen und politische Ikonen: Unzählige Orte sind untrennbar mit weiblichen Galionsfiguren verbunden. Ein Wegweiser zu Inspirationsquellen.

Geschichtsschreibung ist ungerecht. Frauen müssen Grenzen überwinden, um ähnliche Anerkennung zu erfahren wie Männer. Ein Vergleich: Jeder weiß seit der Schulzeit, welcher griechische Philosoph in einem Fass saß. Aber keiner kennt Annie Edson Taylor. Dabei zwängte sich die verwitwete Lehrerin aus Michigan im Oktober 1901 in ein Holzfass und lies sich todesmutig mit der Strömung über die Niagarafälle stürzen. Taylor war der erste Mensch, der nachweislich den Sturz über die weltberühmten Wasserfälle hinab überlebte. Sie war quasi die erste Stunt-Pionierin der Welt.

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Es ist eine von vielen Anekdoten im zum Weltfrauentag erschienenen Buch „In Her Footsteps“. Darin werden Verdienste von Frauen gewürdigt, die mit wissenschaftlichen Pionierleistungen, sozialem Engagement und künstlerischen Glanzleistungen die Welt in einen besseren Ort verwandelt haben – oft sichtbar, manchmal im Verborgenen. Wie Harriet Tubman, die im 19. Jahrhundert der Sklaverei in den Südstaaten entfloh und danach vielen Sklaven mit der „Underground Railroad“ das Leben rettete. Der nach ihr benannte Historical Park in Maryland ist nur zwei Fahrstunden von Washington D.C. entfernt.

Wer nach Südafrika reist, sollte das Robben Island Museum vor Kapstadt besuchen: Als „kalt und brutal“ beschrieb Winnie Mandela das einstige Gefängnis, wo sie zwanzig Jahre lang ihren inhaftierten Mann Nelson besuchte und zum Sprachrohr im Kampf gegen die Apartheid wurde.

In Amsterdam ist das Anne Frank Haus ein Besuchermagnet. Neben dem Berliner Zoo, am Landwehrkanal, sollte man bei einem Denkmal innehalten, darauf steht: Rosa Luxemburg. Und wer vor dem Stockholmer Riksdagshuset flaniert, trifft vielleicht eine stille Teenagerin namens Greta mit Protestschild.

Weibliche Machtzentren

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Im Loire-Schloss Chenonceau wandelt man auf den Spuren der Katharina von Medici. Steinerne Zeugen berühmter Herrscherinnen sind der Katharinenpalast in Sankt Petersburg, Maria Stuarts Geburtsort Linlithgow Palace in Schottland und der Totentempel der Hatschepsut in Luxor. Der Turm des Mondes und der Sterne in Gyeongju ist die älteste Sternwarte Asiens, errichtet um 632 n. Chr. von der ersten koreanischen Monarchin Seondeok. Was Geburts- und Wirkungsstätten betrifft, ist Paris ein Paradies: In der 72 rue de Belleville wurde Chansonsängerin Édit Piaf geboren, im Folies Bergère wurde Josephine Baker in den 1920er-Jahren zum Revuetheater-Star der Belle époque – Shows gibt es nach wie vor. Von der Metro-Station Saint-Germain-des-Prés sind es wenige Schritte zum Café de Flore, wo Feministin Simone de Beauvoir ein- und ausging.

Gewürdigt werden in dem Buch auch Frauen, die in sogenannten Männerdomänen einzigartige Leistungen erzielten. Ada Lovelace, Tochter von Lord Byron, war Mitte des 19. Jahrhunderts die erste Programmiererin der Welt. In der sehenswerten Winton Gallery (entworfen vom Büro der irakischen Stararchitektin Zaha Hadid, 2016 eröffnet) im Londoner Science Museum taucht man in die Welt der Mathematik ein. Anstrengender als London ist das Mount Everest Base Camp in Nepal zu erreichen. Die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner zählt seit 2011 zum elitären Kreis der Alpinisten, die alle vierzehn Achttausendergipfel ohne Sherpa oder zusätzlichem Sauerstoff erreicht haben.

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Völlig unvorbereitet und alleine marschierte hingegen Cheryl Strayed los, um den Pacific Crest Trail im Westen der USA zu absolvieren. In ihrem mitreißenden Buch „Der große Trip“ schildert sie ihre extremen Erfahrungen auf dem 4.265 Kilometer langen Fernwanderweg, der von der mexikanischen Grenze bis nach Kanada führt. Wer es gemütlich mag: der Hildegardweg in Rüdesheim (nach Hildegard von Bingen) ist 6,7 Kilometer lang.

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PS: Die eingangs erwähnte Frau Taylor schickte zuvor ihre Katze „Niagara“ in einem Fass auf Probefahrt. Und der Fass-Philosoph, das war Diogenes.

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