Die Corona-Krise hat den Privatjets einen wahrhaften Höhenflug beschert. Während die Maschinen der großen Linien am Boden blieben oder nur sehr eingeschränkt flogen, hoben die Kleinen ab. Und zwar ganz schön oft. Fliegen, wann immer man will. Und noch dazu ohne fremde Mitreisende, das wollten zuletzt doch einige. Sei es für einen Business- oder für einen individuellen Urlaubstrip.
Im eigenen Jet oder gemietet. Die vor ein paar Jahren geführte Debatte, wie sinnvoll die Vielfliegerei aus Klimaschutzgründen ist, scheint wieder vergessen. Die „International Aircraft Dealers Association“ hat vor Kurzem über eine 52-prozentige Verkaufssteigerung im zweiten Quartal 2021 jubiliert. Die Mitglieder haben demnach 320 gebrauchte Flieger verkauft – in den ersten drei Monaten waren es noch 211. Und die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem.
Wer hat, der hat. Und für jene, die viel haben, gibt es wenig, das es nicht gibt. Es muss nicht immer ein nüchternes Interieur sein.
Stylish, luftig, nass
Ein bisschen kann man sich wie ein James-Bond-Bösewicht fühlen. Zumindest sieht es im Airbus ACJ330 mit dem „Harmony“-Interieur ein wenig so aus wie im Hauptquartier einer Organisation mit viel Geld. Und das muss man auch haben. Bis zu 230 Millionen Euro kostet so eine extravagante Maschine mit runden Lounge-Möbeln, spaciger Bar und hellen Farben. Ja, einen Hologramm-Globus gibt es auch. Airbus mag es generell extravagant und findet Partner, die extravagante Ideen haben. In luftige Höhen geht es im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Modell „Sky Ceiling“, das der Flugmulti gemeinsam mit dem italienischen Hypercar-Hersteller Pagani Automobili entworfen hat. In dem 2017 als Konzept vorgestellten Modell gibt es ein virtuelles Fenster in der Decke der Kabine, das den Himmel über dem Flugzeug oder auch andere Bilder zeigen kann.
Lufthansa-Technik hält sich gar nicht mit dem Himmel auf. Es hat auf der Monaco Yacht Show 2021 eine Designstudie vorgestellt. Da können die geneigten Langstrecken-Passagiere per Knopfdruck gleich Walhaie und andere Bewohner einer spektakulären Unterwasserwelt über sich schweben lassen. Zwar nur virtuell, aber immerhin.
Die Goldenen Zwanziger
Dieser Jet fliegt zurück in die 1920er. Die Maschine des brasilianischen Flugzeugbauers Embraer huldigt mit „The Manhattan“ dem Art-déco und dem New York der Vergangenheit mit Holz, Gold und schmucken Mustern. Es gibt eine imposante Bar und wuchtige Sofas. Die Idee entstammt den Köpfen des Innendesigners Jay Beever und des (eigentlich wenig überraschend) ehemaligen Walt-Disney-Konzeptionisten Eddie Sotto. Und das Flugzeug hat daher mit 70 Millionen Euro einen sehr stattlichen Preis. Embraer stattet gerne seine Flieger mit Design-Konzepten aus. Das Modell Kyoto-Airship ist mit Blumenelementen japanisch angehaucht. Und bei der Interieur-Linie Skyranch One darf man wie ein texanischer Ölmagnat reisen.
Luxus-Duett
Jene, die es schon immer gestört hat, dass das Auto am Flughafen nicht mit dem Privatjet harmoniert, können seit einiger Zeit beruhigt sein: Porsche und der Flugzeugbauer Embraer haben sich kürzlich auf ein Packerl geschmissen. Wer 9,2 Millionen Euro hinblättert, bekommt einen silbrig glänzenden, sechssitzigen Privatjet und einen ebenso silbrig glänzenden Porsche 911 Turbo S. Allerdings gibt es die Luxus-Kombi nur zehn Mal. Es ist durchaus möglich, dass sie bereits ausverkauft ist. Wer zugegriffen hat, hat übrigens auch eine limitierte Version der Porsche Design-Uhr 1919 Globetimer UTC und ein passendes Kofferset erhalten.
Exzentrisch, extraordinär, energieeffizient
Dieses Flugzeug bringt wohl die klassischen Jetanbieter gehörig ins Schwitzen. Bei weitem höhere Reichweiten und viel weniger Treibstoffverbrauch verspricht das US-Unternehmen Otto Aviation mit seiner Celera 500 L. Bis zu 8.300 Kilometer Reichweite soll das im Vorjahr vorgestellte Gerät schaffen. Das ist doppelt so viel wie ein Jet in vergleichbarer Größe. Der Flieger schafft es in Höhen von bis zu 15.000 Metern – und das bei einer Geschwindigkeit von bis zu 740 km/h. Die sechs Sitze sehen auch noch komfortabel aus. Kosten soll das Ganze so viel wie ein leichter Jet, verkündete der Hersteller. 2025 soll der Verkauf starten.
Ganz lange Strecke
Es ist das größte speziell als Business-Jet gebaute Flugzeug, die Global 7500 aus dem Hause (oder besser Hangar) Bombardier. Die Maschine der Reihe Global 7500 schafft eine Reichweite von 7.700 nautischen Meilen – das sind 14.000 Kilometer (oder sogar noch mehr). Der Jet kann sogar bis zu 15 Stunden in der Luft zu bleiben. Die Kabine ist 16,5 Meter lang, es gibt Platz für bis zu 16 Sitzplätze. Sollten Menschen beim Flug dabei sein, die gerade laut sind, oder mit denen man sich nicht gut versteht, kein Problem: Hier gibt es vier verschiedene Zonen, damit man sich bei der langen Flugzeit auch zurückziehen kann. Der stündliche Charterpreis liegt bei ca. 14.000 Euro. Ein ganzes Flugzeug kommt auf rund 63 Millionen Euro.
Man muss nicht unbedingt einen Privatjet besitzen, um mit einem Privatjet zu protzen. Findige Köpfe haben erkannt, dass Menschen gewillt sind, Geld für Fotos im Flieger hinzulegen, damit sie sich auf Instagram kosmopolitisch (oder was immer sie dafür halten) zeigen können. Und deshalb gibt es jetzt Fotostudios in Jets. Oder Studios, die aussehen wie Jets.
Wie es sich für einen King gehörte, träumte Elvis Presley (hier mit Ehefrau Priscilla) von einer eigenen Flugzeugflotte. Und den Traum erfüllte er sich auch. Fünf Jets besaß er. Der berühmteste war die „Lisa Marie“, benannt nach seiner Tochter. Sie hatte zwei Bäder, eine Lounge, einen Konferenzraum und einen Aufenthaltsraum, der in ein Gästezimmer umfunktioniert werden konnte und ein Schlafzimmer. Der Pilot zog sich einmal in letzteres übermüdet zurück und schlief auf Elvis’ Bett ein. Als er ertappt wurde, schwante ihm Übles. Doch der King sah es gelassen und sagte: „Du darfst schlafen, wo immer du willst.“
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