Moorea: Im Herzen des Südsee-Klischees
Tahiti ist weltweit ein Synonym für große Südseeträume. Schuld daran sind unter anderem jene englischen Seefahrer, die dort mit der berühmten „Bounty“ auf der Suche nach Brotfruchtbäumen fündig wurden. Sie fanden aber noch mehr: auch für damalige Verhältnisse paradiesische Zustände, ein wunderbares Klima, sündig süße Früchte und noch sündigere Schönheiten – unkomplizierter Sex war im 18. Jahrhundert daheim undenkbar. Sie meuterten, um dort zu bleiben, die Geschichte ist bekannt.
Hätten der Anführer Fletcher Christian und seine Meuterer mehr auf das geachtet, was die Gesellschaftsinseln für unsereins so unwiderstehlich anziehend macht, wären sie eher auf der Nachbarinsel Moorea geblieben. Denn im Gegensatz zur Hauptinsel Tahiti mit den steil aufragenden Vulkanbergen und schwarzen Stränden, aber auch mit dem Verkehrsstau, erfüllt Moorea die einschlägigen Südsee- Klischees viel besser. Mo’orea – wie man es richtig ausspricht, denn im lokalen Idiom wird jeder Vokal extra betont – ist eine herzförmige Naturschönheit, die vielseitiger nicht sein könnte: weiße Traumstrände; dschungelbewachsene, spitze Vulkane; in allen Blau- und Grüntönen schillernde Lagunen, eine herrlich duftende und schmeckende Vegetation (Ananas!). Die dazugehörige Atmosphäre schaffen lockere, freundliche Einheimische, bei Weitem nicht so geschäftig wie auf Tahiti – Schnaps- und Marmeladefabriken mit Verkostungen gibt es aber schon.
Und einen Blick gibt es auch. Kennen Sie das Belvedere? Mit dem schönen Blick? Nicht das in Wien. Ein schöneres Panorama hat man vom Belvedere in Moorea. Von dieser Aussichtsplattform in der Mitte der Herz-Insel blickt man auf zwei große Buchten, die Baie d’Opunohu und die Baie de Cook, getrennt vom steilen Vulkankegel des Mount Rotui. Eigentlich müssten die Buchten umgekehrt heißen, denn Captain Cook ankerte seinerzeit in der Opunohu. Aber die größere Bedeutung als Segelhafen und die noch tollere Landschaft brauchten halt auch eine prominente Bezeichnung.
Moorea hat nicht nur deshalb die meisten Übernachtungen aller Gesellschaftsinseln. Das Angebot reicht von den sündteuren Glasboden-Overwater-Bungalows, die sich wie Spinnenbeine in die Lagune ausbreiten, bis zu auch für die Mittelklasse leistbaren Fares – so heißen die traditionellen, luftigen Holzhütten, oft mit Schilfdächern, die in der Regel ausgezeichnet eingerichtet sind.
Manche dieser kleineren Anlagen an der Küste verfügen über feine Strände (siehe Hoteltipps bei Info) und haben den Vorteil, dass Supermärkte und Restaurants fußläufig erreichbar sind, womit man die unparadiesisch teure Verköstigung in den Hotels umgehen kann. In einem kleinen Strandlokal kann man etwa die landestypische Köstlichkeit „Poisson Cru“, roher Fisch in Zitronensaft und Kokosmilch, um wohlfeile 15 Euro bekommen.
Das Inselinnere – es gibt geführte Touren – besteht aus purer Natur. Ein Weg führt auf den Mount Rotui, entlang von Obst- und Gemüseplantagen, und immer wieder tauchen altpolynesische Tempelanlagen in den dichten Wäldern auf. Fast überall sichtbar: Die schroffe Felszinne des Mount Tohiea, mit 1.207 Metern der höchste Gipfel Mooreas.
Alternative zu Super-Luxus
Wer schon hier ist, will und muss natürlich auch ein paar Tage in Bora Bora verbringen, der wahrscheinlich berühmtesten Lagune der Welt. Preise von über 1.000 Euro für einen Overwater-Bungalow entlang des Atolls sind keine Seltenheit, aber auch hier gibt es leistbare Alternativen, nämlich an den Küsten der Hauptinsel. Zwar fehlt von dieser der Panoramablick auf die beiden markanten Gipfel eines erloschenen Vulkans, aber dafür gibt es ja Bootstouren in der Lagune. Wo man dann auch schwimmen und schnorcheln kann, denn Strände gibt es nur wenige. Dafür jede Menge harmlose Riffhaie und Stachelrochen. Und man muss sein abendliches Glas Wein nicht im Hotel bestellen (unter 25 Euro geht da kaum was), sondern kann eine Flasche der gleichen Sorte um weniger als die Hälfte in einem der nahen Supermärkte erwerben. Gleiches gilt für das Essen.
Zurück zu Tahiti, und zu dessen Ehrenrettung: Die Hauptinsel, auf der mehr als der Hälfte der Bewohner des Archipels leben, ist trotz der dichten Bebauung an den Küsten ein Naturjuwel geblieben. Auch wenn es in der Hauptstadt Papeete den angeblich größten Supermarkt der Südsee gibt. Die Tektonik des Landesinneren ist einmalig, eine zerklüftete Gebirgslandschaft mit über 2.000 Meter hohen Bergen, Seen, Grotten und mit wirklich riesigen Wasserfällen.
Nicht umsonst verbrachte Paul Gauguin einige der wichtigsten Schaffensjahre seines ziemlich unglücklichen Lebens hier, bevor er nach langer Krankheit auf den Marquesas-Inseln starb. Den letzten Atemzug in der Südsee geatmet, ganz wie die Meuterer von der Bounty.
Anreise
Mit Air France über Paris und Air Tahiti Nui (über L.A., aber nur an einem Kalendertag), ab 1.900 €. Mit Finnair und Air Tahiti Nui über Helsinki und L.A. ab 1.400 €. airfrance.at, airtahitinui.com, finnair.com. Die CO2-Kompensation beträgt für Hin- und Rückflug 100,20 € (via climateaustria.at)
Air Tahiti verbindet alle wichtigen Gesellschaftsinseln, früh buchen! Zwischen Moorea und Tahiti gibt es schnelle Fähren. Auf den Inseln: Busse
Hotels
– Tahiti: Pearl Beach Resort, Luxushotel am dunklen Vulkanstrand Lafayette, nah an Papeete, tahitipearlbeach.pf
– Bora Bora: Maitai Polynesia, Nähe zum einzigen öffentlichen Strand der Hauptinsel sowie zu Supermärkten und Restaurants, für Bora Bora günstig, bora.hotelmaitai.com
– Moorea: Hotel Hibiscus, rustikal und preiswert, an einem Sandstrand mit tollen Sonnenuntergängen. Supermarkt und Restaurants in Gehnähe. hotel-hibiscus.pf
Pauschalangebote
Südsee-Spezialist Coco Tours bietet einige Varianten:
– 14 Tage pauschal ab Wien, 2 Nächte Tahiti, 5 N Bora Bora, 5 N Moorea ab 4.900 € inkl. internationalen Flügen
– 17 Tage Kombi Gesellschafts- inseln und Cook Islands ab 4.990 € inkl. internat. Flüge
– 12 Tage inkl. Rangiroa und Huahine ab 3.245 € (ohne Fernflüge). coco-tours.at
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