Am Ende der Tour, die sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 1.500 Meter im stetigen Auf und Ab von Giggelberg (Bergstation Texelbahn) nach Unterstell entlangschlängelt (und im Übrigen eine Etappe des Meraner Höhenweges darstellt – dazu später), ist sich die Wandergruppe einig: Das waren niemals neun Kilometer Marsch, fünfhundert Höhenmeter bergauf, siebenhundert bergab und 887 Stufen. Die Wanderung ist derart schön, dass vor lauter Schauen und Staunen die Anstrengung nicht wahrgenommen wird. „Doch doch“, lacht Gerti – die gemeinsam mit ihrer Schwester Gabriele auch Direktorin des Hotel Wiesenhof ist – „die Tourdaten stimmen!“
Zum Abschluss serviert sie ein alpines Sahnehäubchen – zumindest den Schwindelfreien unter uns. Für Höhenängstliche hingegen ist die Aussichtsplattform nahe der Bergstation Unterstell ein Albtraum: Die sechzehn Meter lange Stahlkonstruktion schwebt bis zu fünfzig Meter hoch frei über dem Abgrund und bietet einen luftigen Rund- und Tiefblick vom Meraner Talkessel bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Ortlergruppe. Direkt darunter liegt der Klettersteigpark „Via Ferrata Knott“, in dem sich einige Sportler schwitzend höherkämpfen.
Uns hingegen zieht es auf schnellstem Weg (sprich: mit der Gondelbahn Unterstell und dem öffentlichen Bus) zurück ins Hotel Wiesenhof nach Algund, denn hier warten das opulente Nachmittags-Kuchenbuffet und die schöne Gartenanlage mit eindrucksvollen Pflanzen, Palmen, Altbaumbestand und schönem Pool mit Sauna und Dampfbad. Für Bergfreunde alles ein schöner Ausblick während der Anstrengungen auf der Bergtour. Wie auch das anschließende Gourmet-Dinner des innovativen und kreativen Küchenchefs Klaus Fedrigotti (das es auch in der „Low Carb“-Variante mit nur zwanzig Prozent Kohlenhydrat-Anteil gibt. So macht Wandern Spaß!
Der Wiesenhof ist nicht nur das perfekte Basislager für Bergfreunde in Südtirol, sondern präsentiert ein vielfältiges Urlaubsangebot für Genießer. Im Sommer 2020 wurde er dank Runderneuerung noch schöner und großzügiger. An sich wollten die Schwestern Gerti und Gabriele Schrötter das von den Eltern übernommene Hotel nur renovieren, doch der beauftragte Architekt war anderer Meinung: „Des muasst frisch olls obireißn!“ war sein lapidarer Kommentar. Ein Teilabriss sowie Neubau war die praktikablere Lösung. Und die kann sich nun sehen lassen: Neu sind Panoramaterrassen-Zimmer, die Lobby und der Restaurant-Trakt. Große Fenster und viel Glas holen die Umgebung, den parkartigen Garten, die Apfelhaine und Berge ins Haus herein. Alles ist offen, frei, lichtdurchflutet und sehr gemütlich.
Vor der Haustüre des Wiesenhof beginnt das Abenteuer, die Möglichkeiten an Bergerlebnissen von sanft bis wild sind vielfältig. Gerti begleitet die Gäste und liebt es, die weniger bekannten Schätze ihrer Heimat zu zeigen – am liebsten samt kulinarischer Draufgabe. Da geht es gemeinsam ins Ultental und zur Fiecht-Alm (mit bekannt gutem Käse), zur Bergl- oder Mastaunalm im Schnalstal oder zur Faltschnalalm im Passeiertal.
Nimmersatten Marschierern empfiehlt sie den Meraner Höhenweg, der auf nahezu gleich bleibender Höhe in knapp hundert Kilometern den Naturpark Texelgruppe umrundet. „Der Höhenweg zählt zu den schönsten Weitwanderwegen der Alpen und erschließt gegensätzliche Bergregionen von der Rebe bis zum Gletscherfirn“, erklärt die Bergfexin. Der alpine Pfad hat zwei unterschiedliche Gesichter: Während er an seiner Südseite durch mediterrane Vegetation und bäuerliche Kulturlandschaften führt, zeigt er auf den nördlichen Teilstrecken eine wilde, hochalpinen Bergszenerie.
Dank öffentlichem Verkehr (der mit dem „Südtirol Guestpass Algund“ gratis genutzt werden kann – im Zimmerpreis inkludiert) sowie zahlreicher Seilbahnen können auch einzelne Tagesetappen des Meraner Höhenweges unkompliziert in Angriff genommen werden. So starten wir tags darauf individuell zeitig am Morgen: Über Katharinaberg im Schnalstal gelangen wir zur Jägerrast und marschieren im Pfossental hinein in die karge Hochgebirgswelt der Dreitausender. Mächtige Gipfel wie die Hohe Weiße (3.278 m) oder die Karles-Spitze (3.462 m) stehen zum Greifen nahe. Am Talschluss sind beim Eisjöchl (2.895 m) und bei der Stettiner Hütte (2.875 m) die höchsten Punkte des Meraner Höhenweges erreicht. Auf der anderen Seite führt er nun stetig bergab, in rund zwei Tagesetappen dem Passeiertal entgegen. Doch wir haben es eilig und kehren um, um das Kuchenbuffet zu erreichen. Verdient haben wir uns Köstlichkeiten ohne Ende.
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