Marokko: Moderne Frauen aus 1001 Nacht

Marokko: Moderne Frauen aus 1001 Nacht
Auf den Märkten von Marokko pulsiert das Leben. Ruhe findet man in den Hinterhöfen von Marrakesch, den Stränden von Agadir und den Bergdörfern des Atlas-Gebirges.

Mit Scheherazade fing die Faszination an. Die Vorstellung, wie sie in „1.001 Nacht“ Geschichten erzählt, prägte die Gedanken über einen magischen Orient. Mit opulenten Palästen, leuchtenden Farben und intensiven Gerüchen. Die Märchenfigur mag eine persische Prinzessin gewesen sein, aber sie hätte wunderbar nach Marokko gepasst. Marrakesch erfüllt alle Träume von 1.001 Nacht.

Heute sind es nicht mehr die Hofdamen, die durch die Höfe des Bahia-Palastes schlendern, sondern Touristinnen. Den orientalischen Zauber machen die kunstvollen bunten Fliesen und die runden Fenster- und Torbögen aus. Jetzt stehen die Räume des Palastes leer. Auch hier hilft die Fantasie weiter: Als die Paläste noch voller Bewohner waren, standen dort Truhen, lagen Teppiche, häuften sich Pölster in den Zimmern rund um den Hof.

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So war es auch im Riad „The Secret Garden“, einem der idyllischsten Orte der an magischen Plätzen reichen Stadt. Rund 1.300 solcher Villen mit Innenhöfen soll es in der Altstadt geben, viele wurden in den vergangenen Jahren als Hotels und Restaurants hergerichtet. Wo früher der Großwesir mit seinen Lieblingsfrauen in heißen Nächten auf dem Dach schlief, ist heute ein Café mit tollem Ausblick über die Stadt.

Hierher werden oft Staatsgäste geführt, weiß einer der Kellner und holt begeistert sein Telefon, um mit einem Foto seinen kürzlichen Kontakt zum österreichischen Präsidenten zu belegen. „Alexander Van der Bellen hat mir erzählt, dass er in Wien ohne Bodyguards spazieren geht, nur mit seiner Frau und seinem Hund“, erzählt er. Österreich sei ruhig und sauber, weiß er von seiner Zeit in Deutschland.

Früher wurden die Männer in den ersten beiden Höfen begrüßt, nur Verwandte durften weiter in den Harem, die Privatgemächer, erklärt Reiseleiter Hassan. Das Frauenbild ist im Umbruch, die jungen Marokkanerinnen in der Stadt können sich so ein Leben nicht vorstellen. Sie wollen hinausgehen und auf eigenen Beinen stehen.

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Studentin führt durch die Stadt

Eine von ihnen ist Soukaina. Die wunderschöne Studentin trägt ihr langes dunkles Haar offen. „Meine Mutter geht mit einem Kopftuch, aber ich habe festgestellt, dass die Männer mich auch mustern, wenn ich eines trage, also kann ich genau so gut ohne gehen.“ Sie zählt zu der Generation der modernen jungen Frauen, die sich nicht einengen lassen wollen. Sie arbeitet neben der Uni bei der Organisation Pikala. „Wir bekommen alte Fahrräder aus Holland geschickt und richten sie her oder entwerfen etwas Kreatives wie ein cooles Lastenrad. Dafür bilden wir Jugendliche aus, die sonst keine Ausbildung machen würden.“ Sie selbst hat bei Pikala eine Menge gelernt: „Wir führen Touristen auf unseren Rädern durch die Stadt. So habe ich mein Englisch mehr verbessert, als wenn ich es nur auf der Uni üben würde.“ Was die Gäste am liebsten sehen wollen? „Die Altstadt, den Platz der Gaukler und die Paläste. Aber wir haben auch eine Tour außerhalb von Marrakesch, wo wir in der schönen Villa Janna anfangen und durch die Wüste fahren. Sehr beeindruckend.“

In der Altstadt – der Medina – würde sie als moderne Frau auf dem Fahrrad auffallen. Viele einheimische Frauen hier tragen ihre bodenlangen Djellabas und ein Kopftuch. De Touristinnen brauchen ihren Kopf nicht zu bedecken. Gut, wenn ein T-Shirt über die Schulter reicht, aber auch wenn nicht, wird niemand nervös.

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Die Verkäufer an den Ständen des Basars sind freundlich und bedrängen ihre Kunden weniger als erwartet. Der Suq ist eine überwältigende Mischung aus Stoffen, Gewürzen, Silbersachen, Schuhen und Keramik. Je tiefer im Gewirr der Gassen, desto uriger wird es. Nur wenn sich die Mopeds zwischen den Fußgängern durchschlängeln, riecht man keine Gewürze mehr, sondern Benzin.

Fährt man durch die Stadttore hinaus in den modernen, eleganteren Teil der Stadt, zeigt sich ein anderes Bild. Hier haben die französischen Soldaten wie in Paris gebaut, die Geschäfte sind modern, die Frauen auch – hier sieht man kaum ein Kopftuch. Man wundert sich über sich selbst, dass einem Frauen am Steuer überhaupt noch auffallen.

Doch nicht nur die Menschen Marokkos unterscheiden sich voneinander. Auch die Gegenden.

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Wer nicht nur ein Wochenende in Marrakesch verbringt, sondern etwas vom Land sehen will, entdeckt außerhalb der Stadt bald die unendlichen Weiten der Wüste – bis am Horizont das Atlasgebirge wartet. Entlang von Mandel- und Olivenbäumen geht es durch die rote Landschaft. Manche Bäume sehen verdorrt aus, doch sie leben und brauchen nur alle sechs Jahre Regen. Hier ist alles auf Wassermangel eingestellt. Über die Passhöhe auf 1.400 Metern geht es weiter ans Meer. Agadir wurde vor sechzig Jahren von einem Erdbeben erschüttert, das seine Altstadt in Schutt legte, dafür entstehen außerhalb der Stadt schöne neue Strandhotels.

Drei Tipps für Mitbringsel

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Gewürze und Tee

Die Basare sind voller Gewürze in malerischen Haufen angerichtet. Aber Achtung: Gerade teurere Gewürze wie Safran  sind nicht immer rein. Auch beim Preis  vorsichtig sein: Wenn jemand 200 Dirham (20 Euro) für eine Portion verlangt, ist das nicht mehr pfiffiges Handeln, sondern Betrug.

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Keramik

Die bunt bemalten Fliesen, Teller und Tajine-Töpfe prägen das Erlebnis Marokko und sind ein ideales Souvenir.  In diesen Schüsseln mit hohem Deckel werden Vorspeisen und der typische Eintopf  serviert. Wer ihn selbst nachkochen möchte, kauft sich am besten zu Hause das Buch „Die besten Rezepte für die Tajine“ (Bassermann, 7,99 €).

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Argan-Öl

Aus Argannüssen wird Öl gepresst und zum Kochen oder für Kosmetik verwendet. Es schmeckt ähnlich fein wie Olivenöl. Als Körperöl wird es pur oder mit Gerüchen wie Rosenöl gemischt und zu westlichen Preisen verkauft. In den Kooperativen im Atlas-Gebirge zahlt man die Hälfte des Flughafen-Preises.

Wer nicht nur am Strand spazieren gehen, sondern andere, wildere Natur erleben will, fährt von hier aus in die Berge. Mit dem Kleinbus oder dem Jeep schlängelt man sich hoch in die kleinen Dörfer, die nur am Markttag zum Leben erwachen. Die Spezialität in den Berberdörfern ist Argan-Öl. Auf den Suqs wird es auch angepriesen, aber hier ist es echt.

Das garantieren die Frauen. In ihrer Kooperative „Coeur de Nature“ können die Besucher zuschauen, wie sie die Schalen mühsam aufklopfen, die Nüsse herausholen und mahlen. Sie bieten sogar Massagen mit dem Öl an. „Aus vierzig Kilo Argannüssen pressen wir einen Liter Öl, drei Tage brauchen wir“, erzählt eine. Auf Deutsch. Woher sie die Sätze gelernt hat, mit denen sie die Verkostungen von Öl, Honig und Marmeladen mit warmem Fladenbrot garniert? „Von hier. Zu uns kommen viele Touristen und kaufen das Öl zum Essen und für die Schönheit. So können wir unser eigenes Geld verdienen.“

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Anreise

Anreise nach Marrakesch mit Austrian Airlines vier Stunden, nach Agadir mit Billigfluglinien. 

- Kompensation: 12,84 € via climateaustria.at

Preisbeispiele

– Marrakesch:  4*-Hotel Riu Tikida Palmeraie, eine Woche im DZ/AI mit Austrian-Flug  z.B. am 4. März 2020 ab Wien ab 869 €/P.

– Agadir/Taghazout: 5*-Hotel Riu Palace Tikida Taghazout,  
1 Woche im DZ/AI  z.B. ab 21. Februar 2020  ab 490 € (Hotel only).  0800/ 400 202, tui.at

Hauptquartier

Stadt oder Strand? Eine Stadt wie Marrakesch ist die ideale Destination für ein langes Wochenende. Erholung  bieten Strandhotels etwa in  Agadir.

Zentrum oder auswärts? Die Riads in der Altstadt haben Lokalkolorit, aber vor der Tür ist es laut. Hotels außerhalb bieten  mehr Platz und Infrastruktur.

Fixpunkt oder Rundreise? Marrakesch nach Agadir dauert etwa vier Stunden mit dem Auto.

Auskunft

visitmorocco.com

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