Klafferkessel, der Badeplatz der Götter
Man kann die Tour in einem Tag machen, muss man aber wirklich nicht. Es bleibt dann nämlich zu wenig Zeit, die besonderen Plätze zu inhalieren, auf dem Gipfel zu verweilen und in einem der Gebirgsseen zu baden. Besser ist, man nimmt sich für diese mindestens zehn Stunden, in denen man eintausendsiebenhundert Höhenmeter auf- und wieder absteigt, drei Tage lang.
Dann erschließt sich einem, warum die Klafferkesseltour bei Schladming-Rohrmoos als eine der schönsten in den heimischen Bergen gilt. Schon der Weg zur Gollinghütte am ersten Tag ist schön, obwohl man anfangs auf einer ordinären Forststraße geht. Keine ganz ordinäre, muss man sagen, denn sie führt am Steinriesenbach entlang (den viele wildromantisch nennen), durch den Wald und dann an Almwiesen vorbei, sogar ein kleiner See taucht auf. Die letzten zwanzig Minuten zur Hütte sind knackig, wie der Bergmensch sagt, aber das ist eine gute Einstimmung auf den zweiten Tag. Bevor der kommt, bleiben aber noch Stunden auf der Gollinghütte und vor allem: im Gollingwinkel. Denn eine Viertelstunde von der Hütte entfernt liegt ein Hochtalschluss, der als einer der tollsten in den Alpen gilt, weshalb er Beinamen wie Platz der Götter oder Amphitheater bekommen hat. Hinter einem teppichhaften Grasboden (auf dem manchmal Pferde grasen), ragt senkrecht die Golling-Nordwand hoch, die irgendwooben in den Hochgolling übergeht, mit 2.862 Metern der höchste Berg der Schladminger und der gesamten Niederen Tauern.
Aber deswegen ist man nicht hier. Es ist der zweite Tag, an dem man erst einmal tausend steile Höhenmeter zum Greifenberg hinaufschnauft. Von dem 2.618 Meter hohen Gipfel sieht man dann aber die dreißig Eiszeitseen des Klafferkessels und zugleich ein, warum man sich das alles antut. Denn dort oben sieht man die Berge rundum und einiges im Leben viel klarer. Man nimmt sich vor, in einem der Seen zu baden, ist dann aber von der hochalpinen Blumenwelt abgelenkt oder hat zumindest eine Ausrede, denn Seen auf 2.300 Meter sind eher frisch. So geht man eben nur dran vorbei, verlässt den Kessel durch die untere Scharte und steigt wieder ins Grüne ein, über Wiesen und Wälder, bis man die Preintalerhütte und Waldhornalm erreicht. Auch dort sollte man sich eine Nacht geben.
Denn dann hat man am dritten Tag noch Augen für die Wasserfälle am Abstiegsweg und vor allem für den Riesachsee. Und es bleibt Zeit, sich aus dem Zeug zu schälen und endlich das Bad zu nehmen, das einem noch immer im Gewissen wummert.
- Anreise: Start- und Zielpunkt ist der Seeleiten-Parkplatz beim Almgasthaus Riesachfall im Untertal von Schladming-Rohrmoos. Pkw zahlen Maut, besser: der regionale Wanderbus fährt direkt zum Parkplatz
- Gollinghütte: Beim Gollingwinkel, 100 Betten auf 1.643 Metern, Tel. 0676/533 62 88, gollinghuette.com
- Preintalerhütte: Tolle Lage, 144 Übernachtungsplätze auf 1.656 Metern, Tel. 0664/144 88 81, preintaler.at
Kommentare