Geheimtipp: Ireland's Hidden Heartlands: Im Herzen Irlands auf neuen Pfaden
Tommy hat ein hartes Leben. Sein Job als Teaser-Pony im irischen Nationalgestüt beschert ihm Treffen mit den besten Stuten der Welt, ran darf er aber nie.
Im Gestüt werden Rennpferde gezüchtet. Tommy testet die Willigkeit der Stuten, die hier her zur Paarung mit weltbekannten Rennpferden gebracht werden. Das Gestüt liegt in Kildare, circa eine Autostunde westlich von Dublin und damit im Gebiet der so genannten „Hidden Heartlands“. Es umfasst neun Grafschaften, die den Shannon Fluss umgeben und verläuft grob von Leitrim im Norden bis zum Lough Derg. Die neuen Routen bieten eine ruhigere Alternative zu den bekannten Plätzen an Irlands Ost- und Westküste.
Das irische Nationalgestüt verzaubert mit seinen grünen Parks und weitläufigen Koppeln nicht nur Tierliebhaber. Gegründet im Jahre 1900 von Colonel William Hall Walker, wurde hier nach astrologischen Kriterien gezüchtet. Der Gründer vertraute der Macht der Sterne. Er arrangierte die Geburtsdaten der Fohlen nach bestimmten Sterne-Konstellationen und hatte damit Erfolg. Seine Rennpferde zählten zu den besten der Welt. Heute richtet sich das Timing der Zucht nach wirtschaftlichen Kriterien und die Tiere sind trotzdem überaus erfolgreich. Vielleicht liegt es an der herzlichen und liebevollen Betreuung durch die Pfleger, die man als Gast im Gestüt förmlich spüren kann. Besonders sehenswert ist am Gelände der akkurat angelegte japanische Garten. Colonel Walkers Leidenschaft galt auch den asiatischen Kulturen. Teil des Gartens ist ein begehbarer „Pfad des Lebens“, der zwanzig Stationen eines Menschenlebens mit verwinkelten Wegen und teils schwierigen Treppchen symbolisiert.
Zu Besuch im irischen Nationalgestüt
Der Papst am Shannon
Auf der Weiterfahrt Richtung Inselmitte nähert man sich dem Shannon, dem längsten und geschichtsträchtigsten Fluss Irlands. Dort angekommen erreicht man Athlone mit seiner eindrucksvollen Burg aus dem 12. Jahrhundert. Hier trifft man Viking Mike, der für Besucher Touren mit seinem Drachenboot am Shannon anbietet. An Board liegen Wikinger-Helme für die Gäste bereit. "Sie freuen sich immer sehr, wenn ich mit ihnen auf der Fahrt den Schlachtruf der Wikinger übe. Die Helme wollen auch meistens alle tragen", erzählt Mike und man sieht dabei, dass er seinen Job gerne macht.
Weiter südlich kommt man zur Klostersiedlung Clonmacnoise. Sie liegt auf einem saftig grünen Hügelland, daneben schlängelt sich der blauen Shannon malerisch vorbei. Zwischen den vielen steinernen Keltenkreuzen, die Gräber markieren, ist die Stimmung mystisch. Clonmacnoise wurde 544 vom Heiligen Ciarán gegründet, der noch im selben Jahr starb. Die Siedlung entwickelte sich bald zum Dreh- und Angelpunkt für Religion, Kultur und Bildung. Für Plündereien war sie leider zeit ihres Bestehens ein Fixpunkt. Knapp vierzig Mal wurde sie geplündert und zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Die ersten Holzbauten wurden später durch robuste Steinbauten ersetzt, sodass man heute noch imposante Ruinen besichtigen kann. Prominenten Besuch erhielt Clonmacnoise 1979 von Papst Johannes Paul II.
Am Weg zur Klostersiedlung Clonmacnoise
Ganz in die Gegenwart zurückgeholt werden Besucher in der Woolen Mill („Wollmühle“) von Anke und Eugen McKernan in Tuamgraney weiter südlich nahe dem Lough Derg. Das Ehepaar kaufte uralte Webmaschinen und automatisierte sie. Ein Holzschiffchen an dem die Webfäden fixiert werden, wurde früher per Hand zwischen den Grundfäden durchgefädelt. Umgebaut flitzt es automatisch so schnell hin und her, dass es das Auge nicht mehr erfassen kann.
Handarbeit braucht es aber immer noch. Die Fädenkombinationen müssen auf mannshohen Spulen per Hand vorbereitet werden und auch der Rest läuft ncht ohne menschliches Zutun. Die McKernens haben ihr Sortiment erweitert und moderne Strickmaschinen gekauft. Dafür mussten sie ihr Schlafzimmer vom Erdgeschoß ins Wohnzimmer in den ersten Stock umsiedeln. Im Strickmaschinenraum stapeln sich die neuen Stoffe bergeweise am Boden. Anke wirkt aufgeweckt und motiviert, als sie erzählt, dass der Weg nun weiter ist, wenn sie nachts immer wieder aufsteht, um nachzusehen, ob die Maschinen noch laufen. Das Ehepaar bewältigt den kompletten Produktionsprozess von der Farbauswahl und den Designs bis zum Waschen der fertigen Schals selbst in ihrem Haus in Tuamgarney.
Schals aus uralten Webstühlen - Die Wollmühle der McKernans
Die Strickwaren sind wegen ihren speziellen Mustern und ihrer besonders guten Qualität auch über Irlands Grenzen hinweg bekannt. Ein Haufen Schals hebt sich von den vielen anderen besonders ab. Für ein Wiener Museum werden gerade Teile mit einem Muster der Wiener Werkstätten produziert. Kommendes Jahr starten die McKernans eine Kooperation mit dem Schuhhersteller GEA. Ab dann werden die McKernan Schals auch bei uns in Österreich erhältlich sein.
Neben den bekannten Routen an der Westküste wie dem „Wild Atlantik Way“ und dem Gebiet „Ireland’s Ancient East“ an der Ostküste der Insel bieten die „Hidden Heartlands“ eine Alternative für entspannte Touren abseits der bekannten Touristenpfade. Sie erschließen Sehenswertes für Irlandliebhaber und jene, die den Massen entfliehen wollen.
Ein echter Übernachtungstipp ist das Kilronan Castle in der Grafschaft Roscommon. Das Schloss aus dem 18. Jahrhundert war früher das Zuhause einer königlichen Familie. Heute ist es ein Spa Hotel der besonderen Art. Die Grundmauern des blieben erhalten und im Inneren schufen die Eigentümer eine originalgetreue Athmosphäre mit antiken dunklen Holzmöbeln und antiken und anderen historischen Einrichtungsgegenständen. Das Hotel gleicht nahezu einem Museum. Bereits in der Empfangshalle fühlt man sich wie im 18. Jahrhundert, im Speisesaal steht ein alter holzvertäfelter Kamin und vor den modernen Aufzügen ist eine Ritterrüstung ausgestellt.
Kilronan Castle
Antikes Entrée
Antike Einrichtung
Wie im Museum - Ritterrüstung im Hotel
Ausblick beim Frühstück auf den See
Im Schloss-Hotel gibt es immer wieder Auftritte von Musikern in der Bar und abendliche Harfenkonzerte in der Bibliothek. Die junge Harfinistin erzählt, dass das Instrument ihrer größeren Schwester gehört. "Seit ich denken kann, stand die Harfe immer im Wohnzimmer. Es war für mich nur logisch, dass auch ich das Harfenspiel lerne." "Viele junge Mädchen in Irland lernen das tradionelle Instrument zu spielen," sagt die Reiseleiterin Sabrina Scheel, eine Deutsche, die seit acht Jahren in Irland lebt. Die alte Harfe liegt in Irland also wieder im Trend.
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