Hotspot der Reichen: die Hamptons

Blick auf ein Apartmenthaus in den Hamptons mit Strand und Meer im Hintergrund.
Die Sommerresidenz der Superstars wird immer mehr zum Lebensmittelpunkt aller New Yorker. Und zwar jener, die es sich leisten können.

"Sensationell, das alte Segelboot, das gerade hereinkommt. Solche Boote machen sie heutzutage gar nicht mehr.“ Dan Rattiner geht  zum Rand seiner Terrasse, die  an die Reling eines Schiffes erinnert und lässt den Blick über die Bucht vor ihm schweifen. Er lebt seit seiner Kindheit in den Hamptons, Hotspot der Reichen und Schönen, und ist der Gründer der  Gratis-Kult-Zeitung Dan’s Paper.

Dan hat sie alle kommen und gehen gesehen: Politiker, Finanzmogule, Wallstreet-Banker, Designer, Künstler, Stars und Sternchen. Zu seinen Freunden zählen Hollywood-Regisseur Steven Spielberg und Schauspieler Alec Baldwin, die hier ebenso ein Haus haben. „Jeder Ort hat sein eigenes Flair, seine eigene Persönlichkeit und das zieht verschiedene Leute an“, erklärt Dan.

Ein Mann mit Hut und eine Frau stehen an einem hölzernen Steuerrad mit Blick auf das Wasser.

Historiker Dan Rattiner im Interview mit Angelika Ahrens: „East Hampton ist vielleicht der schönste Ort.“

 

Mehrere Yachten liegen an einem Holzsteg im Hafen.

Ein Schiff wird kommen: eine Yacht gehört hier natürlich dazu

Ein ruhiger Strandabschnitt mit sanften Wellen und einem hellen Himmel.

Endlos weite Strände

Ein weißes Haus mit einer Treppe und üppigen Blumenbeeten im Vorgarten.

Der ehemalige Walfängerort Sag Harbor  wirkt wie eine Puppenstube. Hier sind auch die Grundstücke kleiner als an der Südküste. Kaum eine Ligusterhecke versperrt die Sicht auf die Postkarten-Idylle made in the USA

 

Der Montauk Point Leuchtturm steht auf einer Klippe, besucht von vielen Menschen.

Wahrzeichen Leuchtturm. Jeder, der nach Montauk kommt, pilgert hierher

Eine Person mit Hut sitzt in einem Jeep mit Blick auf das Meer.

Einfach mal parken und die Aussicht genießen. Aber nicht ohne meinen Sonnenhut

Eine Frau fährt einen roten Ford Bronco mit offenem Verdeck.

Hier sind viele cool unterwegs

Die Hamptons sind ein absolutes Paradies für Surfer und Sonnenanbeter mit Top-Stränden. Vom abgelegenen Montauk Statepark hat man einen perfekten Blick auf den Atlantik und New Yorks ältesten Leuchtturm aus dem Jahr 1796.

Die Bedingungen sind perfekt zum Wellenreiten. Künstler wie Andy Warhol haben die „easy going vibes“ ebenso genossen. East Hampton und Bridgehampton sind der Spielplatz der Madison Avenue. Obwohl so viele Promis und Superreiche hier leben, kreuzen keine Paparazzi plötzlich auf, wenn ein Star gesichtet wird, so wie in Manhattan oder in Hollywood. Jeder kann so sein, wie er will. Einfach und ungezwungen oder exklusiv: „Ich glaube, die Leute sind schon daran gewöhnt, dass sie Tür an Tür mit ihnen leben“, sinniert Dan.

Die Hamptons sind unter anderem bekannt aus der TV-Serie „Revenge“ und dem Film „Was das Herz“ begehrt mit Diane Keaton und Jack Nicholson (das Haus, das Kulisse im Film war, ist übrigens für 41 Millionen Dollar verkauft worden). In Montauk spielt auch die Erzählung von Max Frisch mit dem Titel „Montauk“ sowie der Bestseller von John Irving „Witwe für ein Jahr“.

Das Urlaubsparadies, das gleichzeitig nah der Stadt ist, lockt viele New Yorker. Die Hamptons liegen rund 150 Kilometer auf dem östlichen Zipfel von Long Island. „Out East“, wie man hier sagt. Ein Zusammenschluss von rund 20 Ortschaften, hübsche Kleinstädte am Atlantik. Hier haben die Menschen in der Kolonialzeit vom Fischen, Walfang und der Landwirtschaft gelebt. Heute flankieren immer mehr Luxuskarossen die pittoresken Farmstände neben der Straße.

Sarah Jessica Parker sitzt am Strand und richtet ihre Haare.

Die Stars lieben die Hamptons – heuer mehr denn je: Sarah Jessica Parker wurde im Mai bei  der Anbetung  der Sonne gesichtet

Ein grauer Jeep Cherokee mit mehreren Surfbrettern auf dem Dach fährt durch eine Stadt.

Surfbretter kann man einfach nicht genug haben: Wellenreiten gehört hier dazu

Ein hölzernes Steuerrad auf einer Veranda mit Blick auf einen Yachthafen.

Das Boot wird auch gleich in den eigenen Garten gebaut

Eine Skulptur einer schlafenden Frau mit goldener Badekappe, die auf einem violetten Schwimmreifen liegt.

Schön wie echt: Werke der New Yorker Künstlerin Carole Feuerman sind in Downtown Montauk zu sehen. Detailgenauigkeit und hyperrealistische Darstellungsform
lassen  diese Schwimmerin täuschend echt aussehen

Das American Hotel mit Gästen und Personal vor dem Eingang.

Sag Harbors  American Hotel: Das  Hotel   aus dem Jahr 1846, aus der Zeit, in der der Walfischfang am Höhepunkt war. Die Weinkarte im Restaurant umfasst ganze 85 Seiten

 

Eine Schaukel hängt vor einer Wand, die mit Hüten, Taschen und Blumen geschmückt ist.

Zehen-im-Sand-Style in den Hamptons

Ein Hafen mit Fischerbooten und einer Hai-Statue unter blauem Himmel.

Und der Haifisch, der hat Zähne: Anfang der 60er-Jahre wurde auf Long Island ein zwei Tonnen schwerer Hai gefangen. Das Ereignis inspirierte  zum  Roman „Der weiße Hai“ – die  Vorlage für den legendären Thriller von Hollywood-Regisseur Steven Spielberg 

Alle wollen raus aus New York. Aber nicht jeder nimmt die zwei- bis dreistündige Autofahrt und den Verkehr aus der Stadt auf sich. „Du schaust nach oben und siehst all die Privatjets, die landen“, meint Landschaftsgärtner Ray Hernandez. Das sei nicht immer so gewesen. „Heute sind es allein in Westhampton 20 bis 30 pro Tag am Wochenende.“ Und viele lassen sich gleich per Hubschrauber zu ihren Häusern fliegen. Wer am Wasser residiert kommt per Wasserflugzeug aus Manhattan. Kostenpunkt: bis zu 4.000 Dollar – one way. Eine Kleinigkeit im Vergleich zu der sündteuren Monatsmiete, die Rihanna in der Nähe von Southampton oder Justin Bieber in Montauk diesen Sommer hingelegt haben: rund 400.000 Dollar für einen Monat.

Beide Deals haben die Makler von „Nestseekers“ zustande gebracht: „Angebot und Nachfrage, that’s it“, so der prägnante Kommentar dazu von Shawn Eliott, der Luxusimmobilien-Direktor der Agentur.

Auch sonst haben die Makler alle Hände voll zu tun: „Kein Zweifel, eine Masse der Mittel- und Oberklasse bis zu den Megareichen zieht es raus in die Vororte und die Hamptons“, so Shawn. In den kleinen historischen Städtchen und ehemaligen Fischerdörfern reiht sich ein Maklerbüro an das nächste, auf beiden Seiten der Straße. Manchmal wechseln sie sich ab, mit Shops oder Galerien mit maritimer Kunst: Die Clintons haben schon Installationen der international bekannten Künstlerin Carole Feuerman in ihrer Privatsammlung. Manch einer holt sich den Sommer mit Kunstwerken aus Vintage-Surfboards für 5.000 Dollar ins Haus.

Die historischen Straßen und Gassen mit ihren schmucken, viktorianischen Holzfassaden und weißen, teilweise verwitterten Gartenzäunen laden zum Flanieren ein. An den scheinbar endlosen feinen weißen Sanddünen protzen mondäne historische und moderne Villen. Das Nachtleben beschränkt sich in der Regel auf „Essen gehen“, davon profitiert auch Donna Karans Tochter Gabby mit ihrem Lokal „Tutto il Giorno“ in dem alten Walfängerort Sag Harbor.

Die Trends heuer sind aber Take-out und Drive-Thru, gezwungenermaßen. Von authentisch mexikanischen Tacos mit gegrilltem Mahi Mahi (Goldmakrele) bis zum Hummersandwich Lobster-Roll. Das „Weingut Wölffer“ in Sagaponack bietet Rosé-Liebhabern Wein und Antipasti im Vorbeifahren an. Eine Outdoor-Boutique in Form eines Candywagens steht bereit. Auch bei den beliebten Bauernmärkten heißt es heuer schon mal: Sitzenbleiben. Verkauft wird nur im Drive-Thru. Den entschleunigten Lebensstil genießt in den Hamptons auch die New Yorker Schauspielerin Sarah Jessica Parker („Sex and the City“) mit ihrem Mann Matthew Broderick und den Kindern. Dem Vernehmen nach haben sie gleich mehrere Anwesen hier, eines davon in Amagansett. Und da kann man „Carrie Bradshaw“ schon mal beim Einkaufen im lokalen Supermarkt oder am Strand treffen. Natürlich und mit Flip Flops statt sexy Glitzer-Stöckelschuhen wie in New York City.

Der Hamptons Chic ist ein Mix aus zwei verschiedenen Lebensstilen, erklärt Rex Chatterjee, Moderator von „The Out East Vibes Podcast“: Die New Yorker haben einen geradlinigen Stil, neutrale Farben, monotones Blau, Grau und Schwarz mit einem Schuss Avantgarde“, so Rex.

Und in den Hamptons gebe es eben die Tradition der maritimen Kultur, Fischerei und Landwirtschaft. Sonnengebleichte, vom Meer angespülte Holzstücke finden sich oft in Häusern als Holzbalken wieder.

Sichtschutz fürs Homeoffice

Wer es sich leisten kann, „out east“ zu sein, für den gibt es nur zwei Fragen: Wird es ein schöner Strandtag und was pflanzen wir im Garten? Landschaftsgärtner Ray Hernandez schmunzelt: „Es gibt eine Menge großer Anwesen und jeder will seine Privatsphäre haben. Und wenn jemand ein Haus kauft, pflanzt er in erster Linie Sichtschutz. Die Leute kennen ihre Nachbarn vielleicht, aber sie wollen sie nicht sehen.“

Straße für Straße sind die Anwesen penibelst gepflegt, Gärtner werden hier mit Sicherheit nicht arbeitslos. Tropisches Klima lässt die Pflanzen wuchern. Hortensien-Büsche oder Hortensienbäume zieren in breiten Reihen die Grundstücke, Buchsbäume und meterhohe Hecken sind akkurat getrimmt. Und das lassen sich die Bewohner auch etwas kosten: „Eine Menge Leute kommen her mit richtig viel Geld“, so Ray. „Und sie wollen, dass ihr Haus und Grundstück ein bisschen schöner ist als das der Nachbarn. Und dann legt der Nachbar los und will seines auch aufhübschen.“

Ein Supergeschäft für Ray. Bei einem neuen Haus sei es nicht ungewöhnlich, dass jemand 100.000 bis 200.000 Dollar in Pflanzen investiert. „No Problem“. Normalerweise ist für die New Yorker der Sommer nach dem Labor Day Weekend, Anfang September zu Ende. Da aber jetzt auch viele Superreiche im Homeoffice arbeiten, werden heuer auch mehr Kinder in den Hamptons eingeschult. Statt Sommersaison heißt es immer öfter: Wir bleiben ganz da.

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