Großer Widderstein: Der alte Mann und das Muh

Großer Widderstein: Der alte Mann und das Muh
Mit einem erfahrenen Bergführer wie Gebhard Fritz unterwegs zu sein, macht das alpine Erlebnis noch viel intensiver. Warth-Schröcken glänzt mit neuen Hotels und gilt zudem im Winter als extrem schneesicher.

Es gibt ja Menschen, denen blickt man ins Gesicht und weiß in der Sekunde, was sie beruflich machen. Gut, bei einem Rauchfangkehrer sei das einfach, kontern Sie nun. Aber das Beruferaten funktioniert auch bei Bergführern. Gebhard Fritz ist zum Beispiel ein Prototyp: Reinhold Messner und Alm-Öhi in Personalunion. Bergsonnengebräuntes, leicht faltiges Gesicht, der Bart grauweiß. Aber das Lächeln, der Schmäh und die verkehrt aufgesetzte Kappe zeigen zugleich an: der Berg hält jung. Dass der Gebhard längst über siebzig ist, wie er nebenbei erwähnt, kauft man ihm beim gemeinsamen Wandern beim besten Willen nicht ab. Dabei ist er seit dem Jahre 1976 Bergführer und betreibt mit seinen zwei Buam die Alpinschule Widderstein. Seinen Söhnen war er offensichtlich ein guter Lehrer: Jürgen ist Wander- und Canyonführer, Sohn Christian war österreichischer Eisklettermeister und Bergführerweltmeister.

Die Berge hier heroben in der abgeschiedenen Region Warth-Schröcken, zwischen Arlberg und Bregenzerwald, das sind konkret der Große Widderstein (2.533 Meter) oder der Biberkopf (2.599 Meter), Letzterer direkt auf der Grenze von Deutschland und Österreich. Oder, wie Gebhard sagt: „Is’ scho gewaltig, ein Trumm Berg!“

Großer Widderstein: Der alte Mann und das Muh

An diesem sonnigen Wandertag geht’s aber nicht auf die hohen Gipfel, sondern vergleichsweise gemütlich über den sogenannten Schmugglerpfad zur Widdersteinhütte auf zweitausend Meter Seehöhe. Beim Aufstieg schauen Montafoner Braunvieh und Tiroler Grauvieh unbeeindruckt hinterher, geben Wanderern mit Glockengeläut und einem tönenden Muh ihr Einverständnis zum Passieren.

Alpine Pflanzenvielfalt

„Schau, alles voll mit Arnika.“ Das liege daran, dass die Almwiesen nicht gedüngt werden dürfen. Immer wieder zeigt Gebhard während des Aufstiegs zur Schutzhütte auf Blumen und Pflanzen am Wegrand. „Roter Enzian, aus dem wird Schnaps gemacht ... Kohlröschen, riecht trocken nach Vanille.“ Glockenblume, Knabenkraut, Rotklee, Silberwurz, wilder Thymian – die Flora hier ist überaus vielfältig.

Großer Widderstein: Der alte Mann und das Muh

Doch wer genau wissen will, welche Alpenpflanzen heilende Wirkung haben und welche giftig sind, sollte am besten in der warmen Jahreszeit eine Kräuterwanderung mit Expertin Veronika Walch (kraeuterwerkstatt-lech.at) machen. Im Winter bietet Walch ein Räucherseminar zu den Raunächten an.

Püntklicher Herbst-Schnee

Apropos Kälte. Der Winter schneit hier im langjährigen Mittel vor Mitte Oktober herein. Und der Herbst-Schnee war auch diesmal äußerst pünktlich (wohl eine Vorarlberger Gepflogenheit), kam am 13. Oktober. Dem Gebhard kann’s egal sein, er geht naturgemäß sommers wie winters auf seine Berge. Dann bietet die Alpinschule Skitouren und Schneeschuhwanderungen an. Und im nächsten Sommer pfeifen wieder die Murmeltiere. Und auch die Kühe werden ihren Gebhard wieder grüßen, wie fast jeden Tag. Stefan Hofer

Kommentare