Ganz nahe der Natur: Schlafen zwischen Himmel und Baumwipfeln
Man nehme etwas Alpin-Style, aber bitte ohne Kitsch, ein bisschen Hightech-Luxus und handgefertigtes Design, und mischt dazu eine große Portion Natur – so könnte das Rezept von immer mehr Hoteliers, Designern und Architekten bei Planung und Einrichtung ihrer Natur-Hotels lauten.
Die Sehnsucht nach Entspannung, Ruhe und Natur wird in Zeiten, in denen das Leben von digitalen Medien bestimmt wird, immer stärker. Dass Menschen vermehrt nach Authentizität, Heritage, Handmanufakturen und haptischen Erlebnissen suchen werden, sagte die bekannte niederländische Trendforscherin Li Edelkoort in ihrem Report über Wohntrends der Zukunft schon 2018 voraus.
Diese Bedürfnisse setzen kreative Zimmervermieter aller Länder jetzt in ihren Konzepten um. Sie bauen Betten hoch oben am Gipfel unterm Sternenhimmel, verlegen ganze Zimmer hinaus auf die Wiese, setzen futuristisch aussehende Hütten und Schlösser aus Holz zwischen Baumwipfel oder errichten Zimmer in ehemaligen Scheunen und Bootshäusern. Ein gutes Beispiel dafür sieht man an obigem Foto vom Bergdorf Priesteregg. Direkt am Rand des hauseigenen Forsts schläft man geschützt im gemütlichen Zirbenholzbett. In der Wilderer Villa im Premium-Eco-Resort Priesteregg, Leogang, Salzburg, ergänzen sich Natur, Hightech und modernes Design harmonisch. Kuschelige Lammfelle im Schlafzimmer, eine Regendusche von Dornbracht im Bad und jede Menge vom Hotelier selbst entworfene und handgefertigte Möbel aus regionalem Holz. https://www.priesteregg.at
Baumsauna Längenfeld, Tirol. Das Wellnessen direkt zwischen Bäumen im Natur-Spa mit Baumsauna wird hier zu einem naturnahen Erlebnis. „Best Rooms“ im Naturhotel Waldklause in Längenfeld, Ötztal, sind die Panorama Poolsuite und die Waldklause Suite, mit Blick auf Baumwipfel und einem Bad aus Holz und Schiefer. In der Küche gibt es regionale Bioprodukte, https://www.waldklause.at
Natur als neuer Luxus
Wenn die Grenzen zwischen Wohnen und Arbeit verschwimmen, wie es immer öfter der Fall ist, zieht es die Menschen in der Freizeit aufs Land und in die freie Natur, um der Großstadt zu entgehen. Wälder, Wiesen, Almen und Berggipfel sind schon jetzt die neuen Zufluchtsorte für Businessnomaden.
Design in der Natur Leogang, Salzburg. Im Ferienhaus am Sonnenhügel, dem Senhoog, zeigt sich Luxus in Form von Designermöbeln in Höhenlage. So lauscht man zum Beispiel im Chalet Gipfelkreuzliebe auf einer Baxter-Couch sphärischen Klängen, die aus einer Poet-Audio-Anlage tönen. Gratis dazu gibt es den Blick aus dem Panoramafenster nach Saalfelden, https://www.senhoog.com
Wenn dort auch noch Hotels oder Chalets stehen, deren DNA die reine Natur ist – umso besser. „Wir lassen bei der Ausstattung unserer Villen im Bergdorf Priesteregg beispielsweise das Holz selbst arbeiten, zeigen es mit Sprüngen und Rissen und machen daraus extravagante Betthäupter oder Duschwände wie etwa in der Wilderer Villa“, sagt Naturliebhaber Huwi Oberlader, der mit seiner Frau Renate auch für das Interior-Design seines Eco-Resorts verantwortlich ist. „Unsere Gäste wollen zwar denselben Komfort wie daheim, aber trotzdem einen Kon-trast zum Alltag. Den schaffen wir mit Natur drinnen wie draußen.“ Diese Aussage spiegelt das wieder, was Wohntrendberichte sagen: Natur hautnah aber dennoch geschützt erleben, wird zum neuen Luxus. Heute vermitteln Hoteliers mit einer Einrichtung, die Minimalismus mit Behaglichkeit verbindet, ein Feeling, das Erleben und Heritage beinhaltet.
Baumbett Ulrichsberg, Oberösterreich. Wer frische Waldluft braucht, um gut zu schlafen, ist hier richtig. Nur schwindelfrei sollte man sein. Denn das Baumbett im Böhmerwald, Oberösterreich, befindet sich inklusive einer Lounge hoch oben zwischen schwankenden Wipfeln. Buchbar bis Ende Oktober, Kinder finden in der Lounge Platz. Zur Übernachtung gibt es das Waldlerpaket dazu, gefüllt mit vielen regionalen Köstlichkeiten. Die Ramenai, https://www.ramenai.at
Dazu mixen sie oftmals ein individuelles Symbol, das ihrem Standort entspricht, wie etwa Gams, Edelweiß oder eben regionales unbehandeltes Holz – und fertig ist der Alpin-Style, der den Gästen Geborgenheit vermittelt – ein Konzept, das mit Natur und Emotionen arbeitet, wie es Trendexpertin Li Edelkoort voraussagte. So werden in großflächige Fenster, die die Natur von draußen ins Zimmer holen sollen, zusätzlich urige Bauernfenster eingebaut, die an Tradition und Handwerk erinnern.
Eremiten-Menü Schwende, Schweiz. Seit 1860 steht das Berggasthaus Aescher Wildkirchli in dieser Form an diesem atemberaubend schmalen Felsvorsprung. Pfarrer Ulmann war 1658 der erste Eremit, der in der Klause im Wildkirchli wohnte. Heute wird hier regionale Kulinarik serviert, wie etwa Ribelmais aus dem Rheintal, aus dem Polenta zubereitet wird, https://www.aescher.ch
Und weil der Blick auf die Bäume vor dem Fenster auch die Sinne der Gäste indoor belebt, ergänzen Designer und Architekten einfaches Design aus Naturholz gerne mit Wohnaccessoires wie weichen Lammfellen, Wolldecken oder Strickpoufs, um auch das menschliche Bedürfnis nach Behaglichkeit zu befriedigen.
Ein Schloss am Baum Périgord, Frankreich. Schon einmal im Baumwipfel geplantscht? Über dem alten Schlossgraben, in einem Eichenhain in der Dordogne, liegt die Familienhütte Milandes. Das kleine Baumschloss ist mit einem Whirlpool für 2 bis 4 Personen ausgestattet, Tische und Stühle stehen verwurzelt auf der Terrasse. https://www.chateaux-dans-les-arbres.com, https://www.perigord.com
„Das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung wird im Hotelbereich immer präsenter“, sagt auch Innenarchitekt Henning Weimer vom Linzer destilat Design Studio, wo zurzeit mehrere Hotels geplant werden. „Es soll und muss die Verwendung von Natur- und Recyclingthemen alltäglich werden, darf aber den Gästen nicht aufgezwungen werden. Wesentlich ist, dass Funktionalität mit einem einzigartigen Design einhergeht.“ Auch, dass hochwertige Materialien, Schlafkomfort und edle Bettwäsche für Gäste immer wichtiger werden, weiß Weimer. „Im Hotel trifft Freizeit auf Business, Weltoffenheit und Regionalität.“
Fischfang zum Frühstück Rust, Burgenland. Wer sich gerne am Wasser aufhält, ist in dieser Hütte am Neusiedlersee gut aufgehoben. Sie hat ein Dach aus Schilf, ist komplett aus Holz und steht auf Pfählen im Wasser. Ein Boot, das direkt am Steg liegt, gehört dazu. Insgesamt drei Hütten stehen in der Romantika-Siedlung im Schilfgürtel zwischen Rust und dem See für Gäste bereit und können für 2021 vorausgebucht werden. Von Mitte November bis ca. Anfang/Mitte April geschlossen, https://www.pfahlbau-neusiedlersee.at
Dass Natur als Trendsetter boomt, zeigt sich an den vielen Angeboten am Markt, vom einfachen Bett im Baumwipfel bis zum luxuriösen Designzimmer im Bergresort. Das wird auch von einer Studie der WKO des Fachverbands der Hotellerie Österreichs bestätigt.
Ein Tal als Zimmer Safiental, Schweiz Zimmer ohne Dach und Wände gefragt? Wer hier übernachten will, braucht gutes Wetter. Die Künstlerbrüder Frank und Patrik Riklin haben in den Schweizer Bergen ein Hotel, besser gesagt ein Zimmer, unter freiem Himmel errichtet. Wenn es nicht belegt oder das Wetter schlecht ist, verschwindet es einfach unter einer Plane. Hier hat der Gast das ganze Tal als Hotelzimmer, und Fernsehen bedeutet Sterne schauen. Das Frühstück wird vom benachbarten Bauern serviert. Bei Interesse an dem „immobilienbefreiten“ Hotel kann man sich unter https://www.zerorealestate.ch registrieren. Null Stern Hotel, https://nullsternhotel.ch
Demnach wünschen sich Gäste von Hotels im alpinen Bereich Stile, die von urig bis „moodig“ (also stimmungsvoll) reichen.
Das heißt, auch in Sachen Service gibt es einen Wertewandel bei den Gästen: der „neue Luxus“, der gewünscht wird, soll auch Gefühle vermitteln. Ein Service, das mit Design sogar Erleben und Wertigkeit als „spirituellen Mehrwert“ mitliefert und das über das Notwendige hinausgeht, bedeutet für den Gast Sorglosigkeit und Entlastung vom Alltag. So werden sich Gäste, für die Tradition besonders wichtig ist, für ein Hotel entscheiden, in dem das Interior-Design vorwiegend von Hand gefertigt wurde und damit Authentizität und Geborgenheit vermittelt.
Mit Sternen im Bett Cortina d'Ampezzo, Falzarego-Pass, Italien Rundum Dolomiten, vis-à-vis die schneebedeckte Marmolada, mitten am Falzarego-Pass und wenige Kilometer von Cortina d'Ampezzo steht dieser 360 °-Starlight-Room. Das Mini-Chalet kann bequem mit dem Auto erreicht werden und ist auch im Winter geöffnet. Und ein WC gibt es hier auch. Wer bucht, bekommt ein uriges Südtiroler-Menü dazu, https://rifugiocolgallina.com
Winterliche Wohntrends
Möbel aus Holz, wärmende Kuschelfelle und Heimtextilien, Accessoires aus Ton oder Stein, finden sich heuer in Naturhotels und Interior-Shops. Die Farben zeigen sich in Naturweiß, Grün- und Brauntönen und spiegeln wider, was der Trend vorgibt: Natur drinnen wie draußen.
UFO mit Garten Nußdorf-Debant, Lienz, Tirol Wer sich nicht entscheiden kann, ob er lieber in einem Ufo oder einem Iglu übernachten will, ist hier richtig. „Ufogel“ ist ein außergewöhnliches Haus, komfortabel ausgestattet und fast vollständig aus Lärchenholz gefertigt. Manchmal sieht es aus wie ein Urvogel, manchmal wie ein Wohnobjekt von einem anderen Stern. Es steht mitten in der Natur in Nußdorf-Debant, Osttirol, https://www.ufogel.at
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