Familienurlaub im Pflerschtal: Der himmlischen "Hölle" so nah

Erst kürzlich erbaut, sieht das Feuerstein jedenfalls nicht nach Hotelbunker aus. In der Mitte ein (kalter) See samt Floß, In- und Outdoor-Becken und Spielplätzen
Wer gleich nach dem Brenner von der Autobahn rechts abbiegt, landet im Pflerschtal. Dort ist kein Massentourismus, aber Natur. Und eine Kinderbetreuung, zu der sich die Kleinen hinreißen lassen.

iemand mag die Brennerautobahn. Nur die Hoffnung auf eine baldige Ankunft am Urlaubsort kann da die Stimmung heben. Mehr als siebzehn Millionen Pkw stauen und schlängeln sich jedes Jahr verlässlich über den Pass durch das Wipptal und durch Europas Nadelöhr über die Alpen. Weil der Brennerbasistunnel noch mindestens ein Jahrzehnt bis zur Fertigstellung brauchen wird, wird auch die Bahn nicht so schnell die sechsspurige Alpenstraße entlasten.  

Aber kaum jemand weiß, dass man sofort nach dem Brenner rechts blinken und ins alpine Glück abbiegen kann. Willkommen im Pflerschtal.
Gut, das Tal klingt nicht mal mit tirolerischer Sprachfärbung charmant, ebenso wie das Ausgangsörtchen ins Tal, das zwar charmant und alt ist, aber wo auch unübersehbar die gigantischen Pfeiler der Brennerautobahn entspringen:  Gossensass. Dann lieber die italienischen Namen, da heißt der Ort Colle Isarco und das Tal Val di Fleres. Sonst aber, versprochen, stört nichts mehr das Ferienglück.

Familienurlaub im Pflerschtal: Der himmlischen "Hölle" so nah

Das Val di Fleres ist ein Ost-West-Tal, und das ist großartig, weil jedenfalls im Sommer kein Berg die Sonnenstrahlung stört. Bleibt der Himmel wolkenlos blau, be- und erleuchtet die Sonne von frühmorgens bis spätabends  jeden Winkel des Tales. Und keine fünf Kilometer westwärts  von Gossensass ins Tal hinein findet sich der enge Talschluss, rundherum nur mehr hohe bis sehr hohe Berge und ein großes Hotel, das aber gar nicht so groß wirkt. Wobei, und jetzt schaudert’s sicher gleich manche, es ist ein Family-Hotel, das Feuerstein Nature Family Resort. Dank einer Lage auf 1.250 Meter Seehöhe ist die Luft hier nahezu pollenfrei und daher besonders auch für Allergiker ein echter Urlaub.

Highfive fürs Highlife (ohne Kinder)

Family-Fünfsterne-Resort bedeutet: Bis zehn Uhr vormittags können die lieben Kleinen im Kinderclub abgegeben werden, wo sie dann die nächsten fünf bis sechs Stunden professionell bespaßt werden. Für ein paar Stunden ist dann Erholung von den lieben Kleinen garantiert, und die Kinder haben auch ihren Spaß. Das geht von harmloser Schatzsuche durchs Dorf bis zum Bogenschießen im Wald, organisiert werden sogar Zeltlager im Wald und Hüttenlager für Teenies. Und ab Mai 2022 sollen sogar ein Reiterhof und ein Streichelzoo die Kinder erfreuen.

Tatsächlich sieht das etwa so aus: Die Eltern überreden die Kinder  ab dem Frühstück, ob sie dort nicht vielleicht Abenteuer erleben wollen, die Wälder durchstreifen und am Waldbach Dämme bauen wollen und so weiter, und sobald das Kind wirklich hinter der Türe des Kidsclub verschwindet, geht für die Eltern die Party los. Zu bezeugen waren Highfives, geballte Siegerfäuste wie nach einem Dreisatzsieg in Wimbledon oder einfach nur ein Sprint der Eltern ins nun ruhige Zimmer, in den Fitnessbereich, in den Yogabereich oder in den riesigen, höchst geschmackvoll eingerichteten Spa- und Wellness-Bereich, wo Kinder gar nicht reindürfen.

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Neben einer großen Turnhalle gibt es eine witzige Spielscheune mit Heu und Rutsche und mehr.

Wo Kinder hingegen reindürfen, sind die wirklich witzigen und durchdachten Kinderbereiche. Das beginnt bei den Kinderpools mit Riesenrutsche samt Zeitmessung, wer die oder der Schnellste ist, geht weiter zum Indoor-Gatschraum, wo mit Baggern, Schaufeln und viel Wasser hinter einer notwendigen Schmutzbremse im sauberen Dreck herumgeferkelt werden kann, über eine Holzwerkstatt und ein Malatelier bis hin zur Spielscheune, wo die Kinder klettern, auf dem Trampolin springen, ins Heu hüpfen oder rutschen können. Da merkt man, dass die Hotelbesitzer ständig im Ressort sind und mit ihren kleinen Kindern auch alles benutzen.

Felsige Berge, rauschende Wasserfälle

Aber die eigentliche Verlockung ist hier nicht das Spa und die Pools, nicht einmal die witzige, lokal geprägte und feine Alpenküche, die morgens, mittags und abends erfreut.  Sondern die Natur, die Berge, die Wasserfälle, die Bäche.

Unheimlich schön und fast unwirklich ist der Blick, wenn man im weitläufigen Areal oder im Outdoor-Pool in der Sonne liegt. Im Norden kann man sich beim Anblick der hohen Berge samt unzähligen Wasserfällen, die für eine herrliche, beruhigende Geräuschkulisse sorgen, nicht sattsehen.

Etwas fehl am Platz ist, wer hier nicht gleich zwischen dem glitzernden Feuersteinferner (3.245 ü. M.) und dem Pflerscher Tribulaun (3.097 ü. M.) loswandern oder losbiken will: Etwa zur titelgebenden „Hölle“, einem fünfzig Meter tiefen Wasserfall. Am weg dorthin passiert man zwei kleinere Wasserfälle, wer es etwas ruhiger angehen will, für den organisiert das Hotel auch solche Wasserfallwanderungen.

Die Mutigeren können die vielen Anhöhen auch mit mietbaren Mountain- oder E-Mountainbikes erreichen.  Umfangreich ist auch das Angebot für Almwanderungen, erwähnt sei etwa die nahe Allrissalm. Zum Abschluss bot sich dort eine  zünftige Südtiroler Jause, mit einem atemraubenden Blick auf das Alpenpanaroma, der einem noch lange im öden Büroalltag in Erinnerung geblieben ist.

3 Mal Kinderglück im Überblick

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Gatsch im „Matsch-Room“

Der  30 Quadratmeter große Gatschraum mit „zertifiziertem Spielsand“ und reinem Alpenwasser (was sonst) ist ehrlicherweise super. Da möchte man wieder Kind sein, mit Schaufeln, Rechen, Kübeln und  Matschhosen und Stiefeln (leider nur Kindergrößen). Und einem praktischen Schmutzbremsen-Raum davor zum Umziehen und Waschen.

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Wandern

Im Anblick der Natur ist es schwer, nicht hinauf in die Berge drängen zu wollen. Allrissalm, Prantneralm, Kalcheralm, Gilfenklamm, Aglsbodenalm – sind alle kindertaugliche Ziele. Für die noch Kleineren sei der kinderwagentaugliche Talwanderweg empfohlen.

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Fahrrad fahren in den Alpen, überhaupt mit Kindern, hat ja nur einen begrenzten Reiz, sofern man nicht zur Athletik-Elite des Landes gehört. Ein Glück, dass das Hotel nicht nur Mountainbikes, sondern eben auch E-Mountainbikes und Kinder-E-Mountainbikes verleiht. Damit lassen sich die Forststraßen definitiv einfacher erklimmen.

Klimafreundliche Anreise
Wer mit der Bahn anreist, wird an der Haltestelle Brenner oder Gossensass vom Hotel-Shuttle abgeholt. Kosten pro Strecke: Brenner 25 Euro, Gossensass 10 Euro

Und bei Regenwetter?
Da gibt’s zum Beispiel das  Bergbaumuseum Ridnaun, wo man auf den Spuren der Knappen durch die Stollen streift, oder die barocke Schlossanlage Wolfsthurn, die mit dem einzigen Barockschloss Südtirols aufwarten kann. Immer einen Ausflug wert ist Bozen mit Ötzi- und  Naturmuseum

Feuerstein Family Resort
Familie mit 2 Kindern im Familienzimmer mit getrenntem Kinderzimmer: Juli/August (absolute Hauptsaison): 7 Nächte mit ¾ Pension ab zirka 4.000 € pro Familie September mit Angebot 7=6: 7 Nächte mit ¾ Pension ab zirka 3.300 € pro Familie
feuerstein.info

Auskunft
Infos zur Region im Tourismusbüro: Tel. +39/472/632 372 gossensass.org  

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