Queensland hat mehr zu bieten als das Great Barrier Reef

Das Great Barrier Reef erstreckt sich über 2.300 Kilometer.
Wer Korallen hört, denkt an Australien. Wer das Great Barrier Reef vor dem geistigen Auge hat, meint den Bundesstaat Queensland. Der hat aber noch viel mehr: eine Hauptstadt, die sich herausputzt, tropischen Regenwald, kulinarische Überraschungen, Kängurus und putzige Koalas.

Wenn man einmal einen Koala im Arm gehalten hat, vergisst man seinen Geruch nie mehr. Er ist eine Mischung aus frischen Eukalyptusblättern und tierischem Cognac, der mit nichts zu vergleichen ist. Und der so intensiv duftet, weil sich die Feinschmecker ausschließlich von diesen Blättern ernähren.

Für einen Exklusivdrücker mit dem australischen Symboltier fliegen wir nach QueenslandKoalas gibt es nur in Australien – und haben Glück: „Sie dürfen maximal 30 Minuten pro Tag arbeiten“, erklärt uns Akane Hatai vom Lone Pine Koala Sanctuary in Brisbane, „schlafen bis zu zwanzig Stunden und sind nachtaktiv“. Weil ihr natürlicher Lebensraum, die Eukalyptuswälder an der Süd- und Ostküste, mehr und mehr zerstört wird, ist die Population der Baumbewohner in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen.

Queensland hat mehr zu bieten als das Great Barrier Reef

Metropole am Fluss

Seit 2014 die zwanzig mächtigsten Wirtschaftsnationen ihren Gipfel in Brisbane einberiefen, blüht die 2,3-Millionen-Einwohner-City am Brisbane River zunehmend auf. Restaurants und Bars wachsen aus dem Boden, die Hotelbranche boomt: Die W-Hotels eröffneten ihr erstes Haus nicht in Melbourne oder Sydney, sondern in der Stadt im Süden von Queensland.

Zurecht: Beide sind frech, aufgeschlossen und sympathisch. Das liegt unter anderem am geringen Durchschnittsalter der Einwohner von Brissie, etwas über 30 Jahre, und an seinem Fluss – der ist auch das Herz. Auf der kilometerlangen Promenade tummeln sich Radfahrer und Jogger, Kinderwagenschieber und jene, die sich in der Schwimmlagune in South Bank kostenlos abkühlen. Die subtropischen Temperaturen mit rund 30 Grad Celsius im Sommer und Höchstwerten bis zu 21 Grad im Winter könnten dafür nicht besser sein. Es ist nicht verwunderlich, dass sich das Leben draußen abspielt.

Korallen im Paradies

Gerne möchten wir länger bei den entspannten Hauptstädtern bleiben, aber das Great Barrier Reef mit seinen 2.300 Kilometern ruft. Das UNESCO Weltnaturerbe erstreckt sich von Bundaberg im Süden bis Tropical North Queensland im Norden, ein ferrariroter Hubschrauber bringt uns zum Schnorcheln auf Heron Island. Die Riffhaie und Rochen, die wir am nächsten Morgen in Ufernähe sehen, sind vielversprechend und harmlos, „sie verschwinden, wenn man ihnen zu nahe kommt“, erklärt Kevin, unser französischer Guide. Also paddeln wir im türkisblauen Wasser ruhig dahin und halten nur kurz die Luft an, als unter uns ein Hai vorbeisegelt. Wir beobachten Loggerhead-Schildkröten und bunte Fischschwärme und gleiten mit einer entschleunigenden Ruhe über die Korallen. Einige davon sind gebleicht. Später lernen wir von Sam, in der größten Research Station des Riffs, dass der letzte Sommer kühler war als die beiden davor und sich die Korallen wieder erholen und sogar wachsen.

Queensland hat mehr zu bieten als das Great Barrier Reef

Ein Känguru kann bis zu 15 Jahre alt werden.

Date mit den Kängurus

Fast so still wie im Meer ist es auch später im Cape-Hillsborough-Nationalpark. Kurz vor Sonnenaufgang schlüpfen wir aus unserer Campinghütte und begeben uns zum nahe gelegenen Strand. Dort warten Emmy-Lou, Bruce, Charly und ihre Wallaby- und Känguru-Kompagnons auf die Rangerin und ihre erfrischenden Mangrovensamenschoten. Wir warten mit. Samantha bringt ihnen jeden Tag in der Früh ihr Lieblingsessen und schaut darauf, dass Selfie-verrückte Touristen den Tieren nicht allzu nahe kommen. Und umgekehrt. Sie erzählt uns, dass die australischen Wappentiere bis zu fünfzehn Jahre alt werden, dass Charlys Mutter getötet und er in der Gruppe von Vater Bruce aufgenommen wurde. Nach einer Stunde Kauen, Anwesende-Mustern und In-die-Kamera-Schauen verzieht sich die Känguru-Mannschaft wieder ins Hinterland der Mackay-Region. Bis zum nächsten Morgen. Da sind wir aber schon beim neuen Abenteuer, mit Les.

Schiff ahoi!

Les ist unser Skipper. Besonnen, wortkarg und weißhaarig, wie man sich einen Kapitän vorstellt. Reden muss er auch nicht, lieber zeigt er uns auf seinem Katamaran sein Hoheitsgebiet – das Meer rund um Airlie Beach, die Eilande und seine Bewohner. Es hat etwas Beruhigendes, neben ihm und seinem Steuerrad am höchsten Punkt des Bootes zu sitzen, ins Wasser-Nichts zu schauen und zu wissen, dass das Smartphone in den Whitsundays und seinen 74 Inseln häufig keinen Empfang hat. Nur so können wir an Deck das Barbecue-Frühstück vor Sonnenaufgang genießen (einen Barbecue-Grill gibt es hier überall) und uns ganz auf den Ausflug auf Nara Inlet und die Aborigines-Höhle konzentrieren. Als später die Buckelwal-Mama und ihr springendes Baby auftauchen, sind wir sofort wieder in der digitalen Realität und versuchen, den bewegenden Moment auf unser Handy zu bannen – mit mäßigem Erfolg.

Ausblick mit Seltenheitswert

Boote und Flugzeuge gehören am Great Barrier Reef, das mit fast 349.000 Quadratkilometern flächenmäßig etwas größer als Italien ist, zum Alltags-Accessoire. Nach einem Rundflug über das Riff, bei dem wir das romantischste von allen, das Heart Reef, sehen, düsen wir mit einem Schnellboot zum Whitehaven Beach. Der ist wegen seines weißglitzernden Quarzsandes und des Wassers, das in allen möglichen Blauschattierungen schillert, einer der schönsten Strände der Welt – wenn es nicht gerade regnet. Das tut es normalerweise nie. Die Bilder, die von hier in die Welt geschickt werden, zeigen ein perfektes Strandidyll und traumhafte Da-will-ich-auch-hin-Flecken. Hin und wieder braucht aber auch das Paradies Flüssignachschub von oben. Und der beschert uns am Instagram-Hotspot ein Setting mit Foto-Erinnerungen, die sonst niemand vorweisen kann: graue Wattewolken und Strandgänger mit triefenden Regenjacken.

Anreise
 Thaiairways.com fliegt ab Wien über Bangkok nach Brisbane, Virgin und Qantas innerhalb von Queensland. -Kompensation via climateaustria.at: 98,10 €

 Einreise  eVisitor-Visum (651): Nach dem Anlegen eines persönlichen Accounts rasch und kostenlos zu beantragen.
homeaffairs.gov.au/
trav/visa-1/651

Reisezeit Ideal von April bis November.
Whale Watching Season: Juni bis November
Zwei Klimazonen: Im Süden und in Central Queensland herrscht subtropisches, auf den Whitsundays und im Norden rund um Cairns tropisches Klima (Regenzeit zwischen Januar und März

 

Übernachten
– W Brisbane: 5*-Hotel am Brisbane River für Design- und Musikfreaks. DZ ab 95 €/ P. marriott.com
– Cape Hillsborough Nature Reserve: Beach Hut ab
99 €/Bungalow, Kängurus am Strand. Mackay Region. capehillsboroughresort.com.au
– Kewarra Beach Resort & Spa: Riesiger Tropengarten, Regenwald in Cairns. DZ ab
92 €/Person. kewarra.com

Kulinarik
– Old Station Tea House: Holzofenpizza, italienischer Kaffee, hausgemachte Mehlspeisen im üppigen Regenwald-Garten. mackayregion.com/
the-old-station-teahouse
– Northerlies Beach Bar & Grill: Serviert am Meer bei Airlie Beach Steaks und Meeresfrüchte, Craftbier und Wein. northerlies.com.au
– Frogs Restaurant: Im tropischen Regenwald beim Kuranda-Markt: Fisch, Curries, Vegetarisches. Krokodil, Känguru, Emu probieren! frogsrestaurant.com.au

Notfallservice
SiDU unterstützt bei Komplikationen (Autopannen, Arztbesuchen, Behördenwegen).
sicher-in-down-under.com.au

Auskunft
 queensland.com

Australien am Teller

Weiter oben, im tropischen Norden, zeigt sich das Wetter dann wieder von seiner schönsten Sonnenseite. Wir sind in Kuranda bei Cairns. Aircondition braucht man hier keine, der Regenwald kühlt die Umgebung auf natürliche Weise. In den 1970er-Jahren waren die Hippies da, einige von ihnen sind geblieben und verkaufen am Markt Kunsthandwerk, Kleidung und andere schöne Dinge, um die sie der Rest der Welt beneidet.

Zum Beneiden sind wir auch beim Lunch im Frogs. Auf unserem Teller liegt ein Mahl, das mit seinem Überraschungsangebot an Weihnachten erinnert: Krokodil, Känguru, Emu. Was zäh und ledern klingt, ist weich und richtig gut. Andere Länder, andere Fleischsitten.

Der tropische Regenwald

Weil man aus der Vogelperspektive einfach besser sieht, schweben wir zum Abschluss in einer „Diamond View“-Gondel über den Regenwald. Und obwohl wir im Skyrail mehr als 14.000 Kilometer von Zuhause entfernt sind, fühlen wir uns der Heimat schon ziemlich nah. Ranger Mike, ein waschechter Oberösterreicher, erzählt uns von der biologischen Vielfalt des tropischen Regenwaldes und seiner großen Bedeutung für das Weltklima, zeigt uns die steilabfallenden Barron-Wasserfälle. Die Natur von Queensland ist Inspiration für viele, sie ist aber auch die Schatzkammer der Aborigines. Die australischen Ureinwohner sind das Bindeglied zwischen Regenwald und Mensch, ihr Wissen ist für uns alle überlebenswichtig.

Einzigartiges

Queensland hat mehr zu bieten als das Great Barrier Reef

Regenwald

Ein Baum, der aus der Waldmasse der Barron-Wasserfälle  hervorsticht –  man kennt ihn aus dem Kino, von Avatar. Regisseur James Cameron hat hier für seinen Planeten Pandora Anleihen in der Natur gesucht – und gefunden

Queensland hat mehr zu bieten als das Great Barrier Reef

Fleisch

Das weiße Fleisch des Krokodils schmeckt wie Hühnchen aus dem Wasser, wir nennen es Chickenfish, der Emu wie Rind, das Känguru wie Wild

Queensland hat mehr zu bieten als das Great Barrier Reef

Koalas

Im größten, privaten Koala-Schutzreservat der
Welt bekommen die Beuteltiere (Koalas sind keine Bären) ein sicheres Plätzchen. Auch die australische Regierung setzt sich mit
einem millionenschweren Hilfsprogramm für ihren
Schutz ein

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