Rüdiger Dahlke über Schicksal

Rüdiger Dahlke über Schicksal
Ein Besuch bei dem Arzt und Psychotherapeuten Rüdiger Dahlke, 63, in seiner Wahlheimat Gamlitz. Der Autor von Büchern wie „Die Schicksalsgesetze“ erzählt, wie ihn das Schicksal selbst geprüft hat, über seine Tochter Naomi, die mit dem Downsyndrom zur Welt gekommen ist, und das Scheitern mit seinem Gesundheitszentrum.

freizeit: Herr Dahlke, Ihr Name wird oft mit dem Thema Esoterik in Verbindung gebracht. Haben Sie sich in Ihrer Karriere als Arzt mit Ihrem etwas anderen Zugang zur Medizin immer ernst genommen gefühlt?

Rüdiger Dahlke: Ich musste immer wieder gegen Widerstände ankämpfen. Aber für mich wäre die Anpassung noch schlimmer gewesen. Dann hätte ich jetzt 35 Jahre lang eine Medizin gemacht, zu der ich nicht stehe und von der ich glaube, dass sie mir und anderen schadet.

Hatten Sie damals keine Mitstreiter?

Es gab viele Kollegen, die sich angepasst haben und irgendwann schlapp, frustriert und müde waren. Aber es gab auch Ausnahmen, die wie ich Schul- und Komplementärmedizin miteinander verbunden haben. Professor Raimund Jakesz, der Leiter der Allgemeinchirurgie am Wiener AKH zum Beispiel. Er hat 40 Oberärzte unter sich, ist aber schlank, fit und gut drauf, was sicher auch an seiner spirituellen Grundhaltung liegt. Und es ermutigt mich, dass es von Seiten der Schulmedizin Bestrebungen gibt, Dinge anzuerkennen, die ich seit 40 Jahren mache. Früher bin ich beschimpft worden, weil ich Fasten angeboten habe. Es galt als gefährlich und unverantwortlich. Heute empfehlen Ärzte, parallel zur Chemotherapie zu fasten, weil man draufgekommen ist, dass Krebszellen das nicht mögen. Die Russen machen das sogar in Bezug auf Geisteskrankheiten seit Jahrzehnten.

Sie sind schlank und gesund. Warum fasten Sie?

Wer einmal im Jahr fastet, kann sich durch die Entschlackung einiges leisten. Vor allem Menschen, die auch noch Sport machen. Dann ist auch die Ernährung gar nicht mehr so wichtig, weil man alles verbrennt. Schlanke Leute haben auch keinen Jo-Jo-Effekt, weil Sie einen normalen Ruhepuls haben und ihr Stoffwechsel hoch ist. Deshalb kann man auch einmal gemütlich 14 Tage im Liegestuhl verbringen. Probleme haben adipöse Menschen. Ihr Grundumsatz ist minimal. Deshalb nehmen sie an einem Fastentag auch nur 20, 30 Gramm ab. Bei schlanken Menschen mit hohem Grundumsatz ist es oft sogar bis zu ein Kilo.

Im Oktober wurde ihr Bestseller „Die Schicksalsgesetze“ verfilmt. Darin sieht man eine krebskranke Frau, die sich nicht in die Hände von Chirurgen, sondern in die Obhut des „Heilkundezentrum Dahlke Johanniskirchen“ begibt. Heute gilt sie als geheilt. Konnten Sie diese Entscheidung als Arzt gutheißen?

Renetta Morin war von der Schulmedizin eigentlich schon aufgegeben worden. Man hätte durch eine Operation ihr Leben zwar verlängern, aber nicht mehr retten können. Ich habe ein paar Mal mit ihr telefoniert und ihre Befunde durchgesehen. Danach habe ich zur Operation geraten, weil ihr Tumor schon so groß war. Das wollte sie aber partout nicht und ist ihren eigenen Weg gegangen.

Wie muss man sich den Weg vorstellen?

Sie war vier Wochen bei uns in Niederbayern und hat in der Zeit eine Psychotherapie gemacht. Dann gab es andere Dinge, wie Atem- oder Bilder-Therapie, gefastet hat sie auch. Nach vier Wochen hat der Arzt bei der Kontrolle nichts mehr gefunden.

Das klingt nach einem Wunder.

Wenn ein Tumor, der schon metastasiert war, plötzlich verschwindet, kann man fast von einem Wunder sprechen. Ich habe auch sicher mehr Spontanremissionen erlebt, als mancher Schulmediziner. Aber Wunder am Fließband kann niemand erwarten, vor allem nicht bei Krebs. Es gibt Krankheiten, die wir mit Ernährung und Psychoarbeit so regeln können, dass Sie heilbar sind. Vor neun Monaten war eine 70-jährige Frau bei mir in Gamlitz und ist durch Fasten ihr Rheuma losgeworden. Als sie wiederkam, ist sie mir um den Hals gefallen. Diabetes Typ Zwei muss auch keiner haben. Aber bei Krebs kann man nicht sagen: „Fasten Sie, lesen Sie ein Buch und Sie werden gesund.“ Auch nicht bei MS oder Parkinson. Das wäre vermessen.

Was glauben Sie, warum Frau Morin ohne Operation geheilt werden konnte?

Frau Morin hatte einen Glauben, der sogar stärker war als meiner. Da gilt dann die Bibel: Der Glaube kann Berge versetzen – was auch stimmt. Aber den Schalter muss jeder selbst umlegen wie Frau Morin. Dann kann so etwas passieren. Auf diesem Gedanken basiert auch der Film über die Schicksalsgesetze.

Es gibt das Gesetz des Anfangs, der Resonanz und der Polarität. Können Sie erklären, was es damit auf sich hat?

Bei Partnerschaften geht es idealerweise so los, dass sich zwei Menschen aus heiterem Himmel ineinander verlieben. Das wäre das Gesetz des Anfangs. Es heißt ja auch: Im Anfang liegt alles. Da hat man schon mal das drittwichtigste Gesetz auf seiner Seite. Dann kommt das Gesetz der Anziehung, auch Resonanzgesetz genannt. Der Bursch fragt das Mädl: „Gemma miteinander?“ Wenn sie Ja sagt, essen, schlafen und leben beide auch miteinander. Wenn die Resonanz funktioniert, wird es eine Beziehung.

Ist das die Phase, in der man noch die rosarote Brille aufhat?

Ja, das ist der Zustand der Großhirnvergiftung könnte man sagen. Die Hormone sind zwei, drei Jahre auf einem anderen Niveau. Alles, was er oder sie tut, ist großartig und wunderbar. In der Phase kommt niemand zu mir und sagt: „Herr Doktor, helfen Sie mir.“ Die Leute kommen erst ins Strudeln wenn das dritte Gesetz in Kraft tritt: Das Polaritätsgesetz.

Woran erkennt man, dass es soweit ist?

Wenn der gescheiteste, fescheste und gebildetste Mensch, den man sich vorstellen kann, plötzlich anfängt, zu nerven. Dann fragt man sich: Was ist da los? Die Antwort ist, dass einem der Partner dann die Dinge spiegelt, die man an sich selbst nicht leiden kann. Nehmen wir einmal Geiz. Wenn mich das an jemanden stört, könnte es sein, dass ich selbst geizig bin, nicht nur im finanziellen Sinne. Vielleicht bin ich sparsam mit Gefühlen oder Informationen. Uns fallen Dinge nur auf, wenn wir einen Bezug dazu haben. Angenommen ich sage zu einer Gruppe von Menschen: „Ihr Mörder!“ Die meisten werden darüber lachen, weil die wenigsten Österreicher gemordet haben. Es gab ja schon lange keinen Krieg. Aber wenn ich sage „Ihr Schwindler“, werden die Ersten überlegen, warum ich das weiß. Geschwindelt hat jeder schon und dann geht es los. Man fängt an, den anderen zu verurteilen. Genau. Man projiziert auf den anderen: „Du bist schuld. Ändere dich!“ Daran scheitern die meisten Beziehungen. Die Lösung wäre, sich anzuschauen, warum einen gewisse Dinge verrückt machen. Dann könnte man daran wachsen. Deshalb ist dieses Gesetz auch das Wichtigste. Nur nach Resonanz zu gehen bringt nichts. Das ist das, was man in Büchern wie „The Secret“ liest. Mach dies, dann erreichst du das.

Bücher wie „The Secret“ propagieren auch, man könne zum Beispiel reich werden. Wie sehen Sie das?

Dem Gesetz der Resonanz nach müssen Sie sich nur in ein Luxus-Hotel setzen. Die Chance, dort auf Reiche zu treffen, ist größer als in einer Jugendherberge. Man kriegt mit den richtigen Leuten Kontakt und schafft es eventuell, auch reich zu werden. Aber das ist zu kurz gegriffen. Es gibt inzwischen Selbsthilfegruppen für Millionäre, weil es offenbar schwierig ist, mit Geld glücklich zu werden. Athina Onassis hat 3,5 Milliarden Euro geerbt. Sie reitet gerne und kann sich für diesen Reichtum ein Goldmedaillenpferd kaufen. Aber Freude ist das keine. Die kommt erst, wenn man ein weniger tolles Pferd trainiert und dann Vierter wird.

Sie kennen diese Gesetze schon längere Zeit. Eigentlich müsste man annehmen, Sie wären dadurch vor finanziellen oder privaten Miseren gefeit. Trotzdem sind Sie geschieden. Warum?

Ich habe die Gesetze angewendet. Es hat sich aber nach 20 Jahren herausgestellt, dass meine Ex-Frau und ich zwar die inhaltliche Arbeit weiter teilen wollen (Anm.: Margit Dahlke leitet das Heilkundezentrum in Johanniskirchen). Aber die sinnlich-erotische Ebene für uns beide nicht mehr so faszinierend war. Wir waren beide Hippies und haben immer gesagt, dass wir unsere Ehe in Liebe und Freiheit führen wollen. Da war es leichter, zu akzeptieren, dass wir alles Gemeinsame gelebt hatten, was es für uns zu leben gab. Dazu kam die Schwangerschaft mit Naomi. Wir haben eine heute 22-jährige Tochter mit Downsyndrom. Da haben sich die Prioritäten in unserer Beziehung verschoben.

Haben Sie mit dem Schicksal gehadert?

Immer wieder. Das war eine schwere Zeit, aber ich bin daran mehr gewachsen, als an allen Psychotherapien, die ich freiwillig gemacht habe. Mir sind damals während der Schwangerschaft meiner Frau die Haare ausgegangen. Als Naomi zur Welt kam hatte ich fast keine mehr. Geholfen hat uns das gemeinsame Meistern der Situation. Die Trennung kam ja erst, als Naomi juristisch gesehen erwachsen war. Für Margit war es aber sicher schwieriger. Auch, weil von außen schlimme Projektionen kamen. „Wer reinkarniert sich da bei euch? C. G. Jung wahrscheinlich“, und lauter so Schmarrn.

Haben Sie je an Abtreibung gedacht?

Befreundete Ärzte haben uns eine Abtreibung immer wieder angeboten, auch noch nach fünf Monaten. Aber nachdem wir beide nicht nur spirituell auf dem Boden der Schicksalsgesetze engagiert waren, sondern auch katholisch, haben wir über dieses Thema nie diskutiert.

War es Ihnen ein Trost, dass Menschen mit Downsyndrom immer selbstständiger werden?

Es gibt einen Spanier, der einen Studienabschluss hat. Über ihn gibt es auch einen Film. Er ist aber die Ausnahme. Naomi hat einen Wortschatz von vielleicht 20 Worten. Sie hat bis auf zwei Herzoperationen als kleines Kind ein schönes Leben und lebt in Johanniskirchen bei meiner Ex-Frau. Naomi ist ganz Gefühl und Emotion. Aber diese Intellektuellennummer, die ich und meine Ex-Frau Margit drauf haben, hat und braucht sie nicht.

Sie selbst haben im südsteirischen Gamlitz das Gesundheitsresort „Taman Ga“ gegründet, wo wir heute sind. Warum ist es hier so leer?

Wir haben das Zentrum zwei Jahre wie ein Hotel laufen lassen – mit 20 Angestellten. Aber die Behörden haben uns bautechnisch immer Steine in den Weg gelegt. Ein Arbeitsinspektor hat den Betrieb dann geschlossen. Wir hätten 100.000 Euro in den Umbau investieren müssen, was wir nicht gemacht haben.

War die Enttäuschung groß?

Anfangs schon. Ich habe alles, was ich im Laufe der Zeit erschrieben und erredet hatte, hier reingesteckt. Aber heute bin ich dem Arbeitsinspektor dankbar. Meine Lebensgefährtin Rita und ich sind schleißige Hoteliers. Ich konnte nicht zu jedem Gast freundlich sein. Bei unverschämten Forderungen habe ich schon mal frech gesagt: „Ab morgen gibt’s Champagner zum Frühstück und Sie sagen mir, wie Sie Ihren Tag haben wollen.“ Da hat man schnell schlechte Bewertungen auf Tripadvisor. Ich war auch naiv. Das Grundstück ist sehr groß.

Wie können Sie es heute erhalten?

Ich mache hier meine Fastenkurse. Es war immer mein Traum, dafür das ideale Zentrum zu machen. Das haben wir jetzt auch mit dem einen Hektar großen Biogarten und dem Lärchenholzbau ohne Leim und Metall. Wenn jemand kommt, der das Zentrum in unserem Sinne weiterführt und gute vegane Küche macht, würde ich es auch verpachten. Das mache ich zeitweilig schon. Inzwischen hat sich das Community-Projekt „DaseinsZeit“ entwickelt, wo Menschen hier günstig und naturnah mit „Peace-Food“-Ernährung leben. Außerdem werd’ ich im Sommer wieder Gesundheits-Wochen haben.

Sind Sie trotz aller Rückschläge mit Ihrem Leben zufrieden?

Das Schwierigste war die Schwangerschaft mit Naomi. Aber sie führt heute ein glückliches, wenn auch ganz anderes Leben. Sonst hatte ich viel Glück, von Anfang an. Ein schweres Leben hatte die Generation meiner Eltern wegen dem Krieg.

Haben Sie noch Wünsche und Träume?

Nach dem Film „Das Beste kommt zum Schluss“ habe ich das Buch „Die Liste vor der Kiste“ geschrieben und mir eine „Bucketlist“ gemacht. Da sind einige Punkte offen. Ich möchte einmal in einem Baumhaus leben. Das werde ich in zwei, drei Jahren irgendwo da oben in die hohen Buchen bauen. Materielle Ziele gibt es kaum. Autos und Kleidung bedeuten mir nichts. Spirituelle Ziele habe ich aber. Das letzte Ziel ist es, Befreiung zu finden.

Rüdiger Dahlke, 63, wurde 1951 in Berlin geboren und flüchtete mit seiner Familie aus dem kommunistischen Teil der Stadt in den Westen. Heute lebt er in der Südsteiermark, weil er mit einer Österreicherin verheiratet war und die Wärme mag. 1978 promovierte der Arzt und Psychotherapeut und hatte stets einen spirituellen Zugang zu seinem Beruf – nachzulesen in mehr als 50 Büchern wie „Krankheit als Symbol“, „Die Schicksalsgesetze“ oder „Peace-Food“. Die meisten davon schreibt der überzeugte Faster mit nüchternem Magen über den Winter auf Bali, wo er mit seiner Lebens- gefährtin ein Haus besitzt. „Ich kann so klarer denken. Ab 12 Uhr esse ich dann.“

www.dahlke.at

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