Per Mausklick ins Museum: Die weltbeste Kunst für zu Hause
Wer jetzt die Kunstschätze in Venedigs Dogenpalast, im Wiener Kunsthistorischen Museum oder dem New Yorker MET entdecken möchte, hat Glück. Keine langen Warteschlangen und vor allem gratis Eintritt. Man muss nur seinen Computer aufdrehen und kann sogleich durch die schönsten Museen der Welt flanieren. Virtuell.
"Das Medium ist die Botschaft“, sagte einst Medientheoretiker Marshall McLuhan. Dieser Satz ist jetzt, wo wir mehr Zeit am Computer verbringen, aktueller denn je. Da wir momentan nicht selbst die Uffizien, den Louvre, das Britische Museum, das nahe KHM oder Belvedere besuchen können, kommen die Museen eben direkt zu uns - auf dem Bildschirm. Auch das Museum Niederösterreich setzt jetzt etwa mit der eigenen Museums App #ErzaehlteGeschichte und #ErlebteNatur besonders auf virtuelle Besuche von Kindern https://www.museumnoe.at/de/ihr-besuch/DigitalesMuseum .
Weltweit laden Museen und Galerien zu virtuellen Rundgängen ein. Auch die Wiener Albertina und das KHM, das New Yorker MET oder die Kunstmesse Art Basel haben eigene Apps entwickelt, in denen Museumsdirektoren und Kuratoren durch Ausstellungen führen. Neben den klassischen Museen setzen auch kleinere Sammlungen aus Mode und Design auf einen perfekten Online-Auftritt. So zeigt Giorgio Armanis virtuelles Museum neben seinen kostbaren Modekollektionen sämtlicher Dekaden auch aktuelle Ausstellungen diverser Modefotografen. Im Vitra-Design-Museum beginnt wiederum eine Reihe von Instagram-Live-Talks, in denen Museumsdirektor Mateo Kries mit wechselnden Gesprächspartnern über aktuelle Ausstellungen und Projekte des Museums spricht und unter dem Hashtag #VDMHomeStories neue Formate anbietet https://www.design-museum.de . Aber mehr als 2.500 virtuelle Museumsviews gehen alleine auf die Initiative artsandculture von Google „Street-View“ zurück, die Besucher in Museen und Galerien führen und 3-D-Filme per Klick anbieten. Allein im deutschsprachigen Raum gibt es über 8.000 digitale Museumsseiten, recherchierte Kim Veltman, Direktor des Virtual Maastricht McLuhan Institute.
In Wien führt beispielsweise Museumsdirektorin Danielle Spera via facebook zweimal wöchentlich durch die Ausstellung „Die Ephrussis. Eine Zeitreise“ im Jüdischen Museum Wien, https://www.facebook.com/JuedischesMuseumWien, https://wwww.jmw.at, https://artsandculture.google.com/partner/jewish-museum-vienna
Das KHM in Wien entwickelte eine eigene App, die die Besucher zu den besten Kunstwerken des Hauses führt und sogar möglich macht Artists-Talks auf youtube zu lauschen. Und Ruth Schnell, Leiterin der Abteilung Digitale Kunst an der Hochschule für Angewandte Kunst Wien, erarbeitet mit ihrer Klasse eigene Museumstools für virtuelle Besuche. Wir fragten nach, wie Museen ihre digitalen Räume aufrüsten.
Wie viele Arten von digitalen Museen gibt es?
Die großen Museen begreifen die Aufbereitung ihrer Sammlungen über digitale Anwendungen vorrangig als ein Surplus zum analogen Ausstellungsbetrieb. In der virtuellen Begegnung mit Räumen und Werken können reale Erlebnisse für die und von den Besuchern vor- oder nachbereitet werden. Plattform für zahlreiche Museen sind hier etwa das Google-Projekt Arts & Culture oder das EU-Projekt Europeana mit virtuellen Touren, inhaltlichen Clustern, etc. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen oder auch das Kunsthistorische Museum haben eigene Tools erarbeitet, die z.T. auch in den Bereich von Self-learning und spielerischer Forschung zielen. Ein weiterer Zugang ist die virtuelle Ausstellung mit digitalen Werken, die sich genuin im Cyberspace entfalten, etwa das Berliner Kunst-Networking Projekt peertospace, von jungen Berliner Kuratoren, https://peertospace.eu
Welche Bedeutung hat die Vermittlung von digitalen künstlerischen Inhalten in Zeiten der Krise und worauf wird besonders geachtet?
Aus Perspektive der Medienkunst, der digitalen Kunst, ist die Frage der Präsenz ohne physische Präsenz interessant. Die digitale Kunst lotet hier die Möglichkeiten interaktiver Narrations- und Aktionsformen aus. Gerade sind wir als Klasse in ein interuniversitäres Forschungsprojekt gestartet, in dem es um immersive Archive geht. Immersion, die sensorische, eingebettete Teilhabe an digital basierten Installationen im virtuellen Raum steht hier im Zentrum. Die Möglichkeiten digitaler künstlerischer Produktion zwischen performativen Formaten und Screenings beschäftigt uns derzeit im Umgang mit den Studierenden. Der Wunsch nach Sichtbarkeit des ja nach wie vor vorhandenen künstlerischen Prozesses, spiegelt sich in zahlreichen Instagram- oder Facebook-Projekten wider.
Top 5: Kunst hautnah erleben
Von der Couch aus Vermeers Magd zu betrachten, vor Rembrandts Nachtwache zu stehen und durch den Dogenpalast oder das KHM zu spazieren, ist ein einzigartiges Erlebnis.
1 Rijksmuseum, Amsterdam
Besucher dürfen hier alleine durch die große Eingangshalle schlendern und durch zwei Sammlungen und 14 Kunst-Geschichten wandern. Highlights sind Vermeers Dienstmagd mit Milchkrug und Rembrandts Nachtwache, https://artsandculture.google.com/partner/rijksmuseum
2 Dogenpalast, Venedig
Das geht alles virtuell: Erst über die Seufzerbrücke gehen, dann schnell hinein zu den Meisterwerken der Renaissance. Hier können sogar die Gemälde vom Sieg der Venezianer über die Türken in den Dardanellen hautnah miterlebt werden, https://artsandculture.google.com/streetview/doge-s-palace/
3 MET, New York
Das MET-360-Grad-Projekt ermöglicht nicht nur einen Rundgang durch die fantastische Gerhard Richter Ausstellung. Mittels Videos, Blogs und Animationen geht es durch das ganze MET-Museum, https://artsandculture.google.com/partner/themetropolitan-museum-of-art, https://www.metmuseum.org/primer/gerhard-richter#intro-why-paint
4 Armani Silos, Mailand
In Giorgio Armanis Modeimperium kann man nicht nur per Mausklick durch eine Sammlung wunderbarer Kostümkollektionen wandeln, sondern auch durch temporäre Fotoausstellungen wie die über den Starfotografen Peter Lindbergh, https://www.armanisilos.com/de/ausstellung/peter-lindbergh-heimat-a-sense-ofbelonging/
5 Kunsthistorisches Museum, Wien
#closedbutactive heißt es derzeit aus dem KHM.Was das heißt? Man kann sich seine Lieblingswerke in der Online-Sammlung des Hauses zusammenstellen, Artist Talks auf YouTube lauschen und Bruegels Werke online bis ins kleinste Detail erforschen, https://www.khm.at, https://www.insidebruegel.net
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