Bei Ernährung ist es wie bei Fußball: Alle glauben, das Wissen mit dem Löffel gefressen zu haben. Wobei der für die Pasta ja völlig tabu ist oder „Non si fa!“, wie der Italiener sagen würden.
Oder gar Nudeln mit dem Messer schneiden und die kurzen Stücke dann auf die Gabel türmen? Mamma mia! Für das Essen von Spaghetti gibt es nur ein einziges Werkzeug: die Gabel, zum Drehen der Pasta im Uhrzeigersinn. Die Nudel tut den Rest. Sie ist der beste Soßen-Transporteur, den es gibt. Und wohl das dankbarste Lebensmittel: Auch mit den wenigsten Zutaten, etwa gutem Olivenöl, Mozzarrella und Kirschparadeiser, mit einer Prise Salz, Pfeffer und frischem Basilikum, bereits ein vortreffliches Gericht. Oder mit herzhaftem Speck (am besten Pancetta), Eigelb und Parmesan eine richtig originale Carbonara – unbedingt ohne Schlagobers!
Mit den Kilos purzelt der Genuss
Doch die Pasta hat ein Problem. Sie ist der natürliche Feind der modernen Low-Carb-Kuren geworden, also jener Ernährung, die Kohlenhydrate weitgehend reduziert. Das ist zwar sehr effizient, wer in kurzer Zeit einige Kilos loswerden will, freut sich über die meist schnellen Erfolge auf der Waage. Doch leider purzelt mit dem Gewicht auch der Genuss dahin. Und für Abendessen im Freundeskreis ist man seit dem Kohlenhydrat-Entzug besser beraten, auf Pasta am Herd zu verzichten.
Vorsicht auch bei Fleisch (Vegetarier!), und bei Fisch lieber vorher fragen – wenn Sie Glück haben, bekochen Sie Flexitarier, also die Teilzeit-Verzichter, dann können Sie herrlich sämtliche Kochlöffel schwingen. Mit Gemüse sind wohl alle einverstanden, aber würden wir nur noch Zucchini, Melanzani und Karotten zubereiten, wäre das ja auch traurig – und vor allem ein Anschlag auf den Genuss!
Lukullische Genüsse
Was hätte wohl Lucius Licinius Lucullus (117 bis 56 v. Chr.) dazu gesagt? Der Gourmet der ersten Stunde soll ein gebildeter Feinschmecker gewesen sein und wurde bekannt für seine üppigen Gastmähler. Noch heute spricht man von „lukullischen Genüssen“, auch die Süßspeise Lukullus (Kalter Hund) ist nach ihm benannt. Ob der römische Senator und Feldherr Nudeln kannte, ist nicht sicher. In China und Griechenland waren sie zu seiner Lebzeit allerdings schon bekannt.
Im 12. Jahrhundert schrieb schließlich ein Geograf, dass in der Nähe von Palermo auf Sizilien Fäden aus Weizen gekocht würden und berichtete von einem Export in den ganzen Mittelmeerraum.
Wollen wir darauf verzichten?
Es war das erste Schriftstück, in dem über Pasta nach heutiger Definition geschrieben wurde. Italien, und speziell Neapel, entwickelte sich fortan zur Hochburg der Teigwaren. Neben der berühmten Pizza ist „Spagetti di Colatura di Alici“ – eine einfache Pasta in Sardellen-Fischsauce mit Knoblauch, Petersilie und gehackten Nüssen – ein Klassiker.
So einfach, so gut! Wollen wir wirklich auf solche Genüsse verzichten? Bitte nicht. Denn seien wir ehrlich: Bei Low-Carb geht es weniger darum, gesund zu essen als darum, die Figur zu halten.
Kohlenhydrate per se sind nichts Böses, auf die Menge kommt es an. Auch ich verzichte regelmäßig schweren Herzens auf die geliebte Pasta, und aus Erfahrung kann ich sagen: Auf Dauer fehlt etwas. Denn Nudeln sind super. Sie schmecken eben mit fast allem, selbst nur mit Olivenöl und Salz, und sind unersetzbare Erinnerung an die Italienurlaube als Kind. Dampfend in einer großen Pfanne in der Mitte des Tisches sind sie der Hit für jedes Abendessen – denn Teilen ist das neue Haben, auch in der Genusswelt. In meinem Freundeskreis werden Nudeln sogar kalt genossen, und das nicht als Nudelsalat!
Hoch lebe die Spaghetti
In der heutigen Welt zwischen Low Carb und Paleo hat es Pasta zum neuen Symbol für Genuss geschafft. Nudeln bedeuten Sünde. Aber auch Glück. Freude am Essen.
Purer Gaumenschmaus. Auch Spaß, wenn sie (hoffentlich heimlich) geschlürft werden. Und wenn Sie derzeit darüber nachdenken, darauf verzichten zu wollen, dann hören Sie doch zuerst auf Ihren Bauch. Denn die Untersuchungen, wie gesund Pasta ist, widersprechen sich sowieso. In diesem Sinne: Hoch lebe die Spaghetti, mehr Freund als Feind auf dem Teller.
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