Neustart

Neustart
Sie wollen das junge Jahr noch nutzen, um Ihr Leben auszumisten und schlechte Gewohnheiten durch bessere zu ersetzen? Dann sollten Sie lernen, wie Sie Ihr Gehirn austricksen.

Wollten Sie gleich zu Beginn des neuen Jahres Ihr Leben wieder einmal ein bisschen aufpimpen? Schlechte Gewohnheiten ablegen und Raum für positive Veränderungen schaffen? Endlich doch einmal die Bikinifigur, den Sixpack erreichen? Oder mehr Zeit für Dinge reservieren, die gut tun, Ihnen wichtig sind? Warum nicht, einen Versuch ist es wert. Immer wieder. Und Erkenntnisse aus der Hirnforschung weisen den Weg, wie Bremsen für einen gelungenen Neustart gelöst werden können.

Eines vorweg: Egal, ob sie gesünder essen und mehr Sport machen wollen oder an einer positiveren Haltung zum Leben arbeiten möchten. Es hilft, sich auf konkrete Ziele zu fokussieren und diese in kleinen Etappen zu verwirklichen. Psychologe Norman Schmid: "Es gilt, die gesamte Energie für eine Veränderung zu bündeln. Der Grund ist, dass eingeschliffene Gewohnheiten, die bis zu 50 Prozent unserer Handlungen ausmachen, nicht so einfach zu ändern sind."

Dazu muss man verstehen, welchen Sinn Gewohnheiten haben und wie sie funktionieren. Wie ein Autopilot lotsen sie durch das Leben. Sobald der Mensch das Laufen, Rad- und Autofahren beherrscht, denkt er nicht mehr darüber nach, wie er einen Fuß vor den anderen setzt, in die Pedale tritt oder Gas gibt. Ein Lernprozess, der erst einmal viel Konzentration erfordert, aber sobald die Abläufe verinnerlich sind, völlig automatisch abläuft. Das Gleiche gilt für den Griff zur Frustschokolade, zur Entspannungszigarette, aber auch für Wut, Angst oder Glücksgefühle, die durch bestimmte Reize unbewusst ausgelöst werden können.

Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheiten. Aber es entscheidet sich für den einfachsten Weg. Was ihm vertraut ist, wird zuerst abgerufen, was es nicht kennt, nimmt es erst einmal nicht so wahr. Das heißt: Neue Erfahrungen führen zwar zu neuen Vernetzungen in den Nervenbahnen, doch erst, wenn sich diese Verknüpfung durch ausreichend viele Wiederholungen verfestigt haben, entwickelt sich der noch unbekannte Trampelpfad im Kopf zu einer bekannten Straße. Wer also am Abend müde nach Hause kommt, sich gestresst fühlt und sich in diesem Zustand zur Erholung vor den Fernseher setzt, hat einiges zu tun, um sich diese eingeschliffene Gewohnheit wieder abzutrainieren. Das Gehirn arbeitet hier wie beim Autofahren, wir kuppeln, schalten und lenken völlig automatisch. Gut so, das macht vieles einfacher im Leben, spart Ressourcen für anspruchsvollere Aufgaben.

  • Fangen Sie mit einem Ziel an. Zum Beispiel: Drei Mal pro Woche Laufen, Schwimmen oder Rad fahren. Ziehen Sie das zwei Monate durch, wird Ihnen etwas fehlen, wenn Sie es danach einfach lassen.
  • Eine einzige konkrete, selbst gewählte Veränderung kann beflügeln, gibt neue Energie, Selbstbewusstsein und Mut.
  • Suchen Sie sich Verbündete. Das spornt an.
  • Ihr Partner, Ihre Partnerin versteht nicht, warum Sie etwas ändern wollen? Erklären Sie es (vielleicht sind Sie dann zu zweit)
  • Je positiver eine Veränderung besetzt ist, umso schneller wird sie umgesetzt und als neue Gewohnheit abgespeichert.
  • Koppeln Sie das Ziel mit anderen Regelmäßigkeiten und Alltagsroutinen. Zum Beispiel heimkommen und umziehen wie immer, dann sofort aufs Rad.
  • Führen Sie Tagebuch, das Positives hervorhebt, verzichten Sie auf Selbstvorwürfe, wenn Sie einen Rückfall hatten. Einfach weitermachen.
  • Stärken Sie Ihre Kinder. Wer bereits als junger Mensch lernt, Neues auszuprobieren, wird sich später leichter tun.
  • „Nur wer Ballast abwirft, hat Elan für die Zukunft“ (Peter F. Drucker). Der große Management-Vordenker hat eine der wichtigsten Aufgaben darin gesehen, alte Gewohnheiten und Tätigkeiten zu hinterfragen und auch abzugeben.


www.schmid-schmid.at

Wer das Vertraute, Sichere dem Ungewissen, Neuen vorzieht, kann sich darauf verlassen, bei automatisierten Handlungen, Denk- und Verhaltensmustern Gefühle der Geborgenheit zu empfinden. Selbst wer dabei eine latente Unzufriedenheit spürt, seine Gesundheit gefährdet oder sich von der Realität entfernt, hat nicht unbedingt einen akuten Leidensdruck, der zum Handeln animieren würde.

Um herauszufinden, ob man gerade auf dem richtigen Lebensweg ist, empfiehlt Psychologe Schmid: „Es ist gut, immer wieder Neues auszuprobieren, weil man sich sonst selbst einschränkt. Sich um Chancen, selbstbestimmtes Handeln und Entscheidungsfähigkeit bringt.“ Ob ein neues, unbekanntes Urlaubsziel, Hobby oder ein neuer Weg ins Büro, „frischer Input belebt nicht nur, sondern ist auch wichtig, damit die Datenautobahn im Kopf besser arbeitet.“ Und das nicht nur, wenn ein neues Jahr beginnt.

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