Ganz weit weg
So können Fotos täuschen. Eigentlich wähnt man sich in vollkommener Stille. Kein Verkehrslärm, kein Getuschel oder gar Gekreische. Nur das gelangweilte Plätschern der Wellen dringt an das Ohr. Ruhe bis zum Horizont. Wenn so das Paradies ausschaut – nicht schlecht, Herr Specht.
Apropos. Ganz ruhig ist es in Neuseeland nie. War es auch nie. Das Inselreich gilt zwar als am jüngsten besiedelter Teil der Erde. Von den Maori wurde es vor etwa 1.200 Jahren entdeckt. Laut war es auf diesen grünen Flecken im Pazifik aber schon zuvor. Sehr laut. Die üppige Buschlandschaft Neuseelands brachte eine extreme Vielfalt an Vögeln hervor. Kakapo, Kiwi, Takahe und Co. zwitschern hier schon jahrhundertelang um die Wette. Dagegen wird die Werbetrommel rund um die Hobbits, die anderen seltsamen Bewohner von „Mittelerde“, mittlerweile fast schon kleinlaut geschlagen.
Ein Entkommen vor Frodo, Bilbo & Co. gibt es trotzdem nicht. Sie schmücken nicht nur die Jumbos der Air New Zealand (siehe Video unten), gefühlt sind die Fabelwesen der „Herr der Ringe“-Trilogie zwischen Auckland und Christchurch an jeder Ecke anzutreffen. Die Konterfeis der Gollums, Gandalfs und Aragorns prangen auf Plakaten, T-Shirts, Bierkrügen und Hauswänden – schier überall. Vor so viel Überdrüber müssen auch Tolkien-Fans manchmal fliehen – in die Natur. Davon gibt es auf dem 270.000 Quadratkilometer umfassenden Inselstaat im südlichen Pazifik reichlich.
Das „Land der langen Weißen Wolke“, wie es die Ureinwohner nannten, ist ein echtes Paradies für Naturfreunde. Ob bizarre Gletscher, märchenhafte Regenwälder, menschenleere Steppen, hochalpine Landschaften, thermale Wunderregionen, atemraubende Küstengebiete oder ausgedehnte Strände – nie ist es zu weit zu einer dieser schönen Seiten Neuseelands.
Monumental: Der Mount Taranaki ist ein 2.518 Meter hoher Vulkan in perfekter Spitzkegelform. Die Sehenswürdigkeit liegt im Westen der Nordinsel im Mount Egmont Nationalpark
Wobei die Schönheit auch sehr trügerisch sein kann. Am 20. Jänner erst wurde nahe der Stadt Eketahuna, rund 110 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Wellington auf der Nordinsel, ein Erdbeben der Stärke 6,2 registriert. Außer Schäden an Gebäuden gab es aber nichts zu beklagen. Zum Glück. Vulkanische Aktivitäten sind der Pferdefuß der von Millionen Schafen bevölkerten Inselwelt. Sie sind immer präsent. Und sie machen Neuseeland mit etwa 15.000 registrierten Ereignissen pro Jahr zu einem der erdbebenreichsten Länder der Welt.
Viele dieser Beben finden in unbewohntem Gebiet statt. Der Sachschaden bleibt also gering. Unübersehbar hingegen sind die Auswirkungen der mysteriösen Kraft der Natur auf das Seelenleben der Neuseeländer. Manche der Insulaner werden zu totalen Adrenalin-Junkies. An keinem anderen Ort auf der Welt wird der sportliche Mega-Kick so groß geschrieben wie in Queenstown, vier Autostunden südwestlich von Christchurch. Die 10.000-Einwohner-Stadt gilt als Mekka für all jene, die den Nervenkitzel suchen. Angebote für Bungee-Jumpen, River-Surfen, Speed-Rafting und Ballon-Hopping gibt’s an jeder Ecke.
Tiefland- Regenwald bei Ship Creek an der Westküste der Südinsel
Besucher, die es entspannter angehen lassen, klappern die vielen Schauplätze der „Herr der Ringe“-Trilogie ab. Filmemacher Peter Jackson hat es geschafft, dass von all den Leuten, die Neuseeland bereisen, mehr als 70 Prozent die Hobbits zumindest einmal im Kino gesehen haben. Mittelerde bleibt als Wirtschaftswunderland ausbaufähig. Mit der erst 17-jährigen Grammy-Gewinnerin Lorde, die via YouTube schon seit Monaten auf Millionen Fans zählen kann, blickt der Tourismus optimistisch dem nächsten Boom entgegen.
Was erfreulich für die Tourismus-Manager sein mag, kann bei eingeschworenen Kiwi-Fans durchaus zu Rückzugsstrategien führen. Bei der üppigen Vegetation von Neuseeland ist das aber echt kein Problem. Da sollte sich immer eine Gegend finden, in der sich gerade keine Besucher tummeln. Es gibt Gletscherzungen, die bis in den Regenwald fließen. Nebelverhangene Fjorde, wo aus allen Ecken und Enden ein Wasserfall malerisch herabstürzt. Sturmgepeitschte Küsten, die einem anderen Jahrhundert entsprungen scheinen. Meidet man jene Sehenswürdigkeiten und Landstriche, die durch die „Herr der Ringe“ allzu bekannt geworden sind, dürfte einem Urlaub in gewisser Nähe zu einem Naturerlebnis wirklich nichts entgegenstehen.
SÜDINSEL
Fjordland Nationalpark: Entweder mit Boot durch den Milford- bzw. Doubtful Sound oder zu Fuß auf eine der vielen Trekking-Routen.
Catlins: Immer noch ein „Geheimtipp“, weil es vieleNeuseeland-Reisende mit wenig Zeit links liegen lassen. Tolle Küsten, Wasserfälle, kleine Orte, lange und kurze Wanderungen für jeden.
West Coast: Absolutes MUSS für alle New Zealand-Reisen! Die Strecke von Haast bis Westport. Highlights: Haast Beach, Fox- bzw. Franz-Josefs Gletscher, Paparoa Nationalpark, Kahurangi Nationalpark. Südalpen: Mt. Cook Nationalpark, Queenstown (für Adrenalin Junkies), Wanaka
Ostküste: Otago Peninsula, die Moeraki Boulders und die vielen netten Fischerorte (Oamaru, Timaru, Moeraki) dazwischen.
Kaikoura: Whale watching, Dolphin watching, Albatros viewing – mit atemberaubender Kulisse!
Golden Bay: Abel Tasman Nationalpark mit seinen goldenen, subtropisch anmutenden Stränden und dem warmen Wetter – ein Muss! Wenn man schon da ist: Cape Farewell und die Gegend um Collingwoods sind bezaubernd und wenig besucht.
Marlborough Sounds: Per Fähre gelangt man durch dieses Netzwerk an Wasser- wegen und Halbinseln. Keine schlechte Idee, sich dafür ein paar Tage Zeit zu nehmen, um all die netten Orte auf der Route zu besichtigen.
Coromandel Peninsula: Kitschig schön, mit vielen Stränden und Wäldern. Besonders begehrt als Rückzugsgebiet für wohlhabende Aucklander.
Taranaki: Atemberaubender Vulkankegel, leicht erreichbar, große und kleine Wanderungen. Northland: klingt bei uns ja eher wie eine kalte Region – in New Zealand (NZ) natürlich das Gegenteil: subtropische Strände, glasklares (nicht immer warmes!) Wasser, Wälder etc. Karikari Peninsula – 90-Mile Beach – Cape Reinga!
East Cape: Ein Geheimtipp, kaum jemand nimmt sich die Zeit, diese „Ecke“ zu erkunden. Einsame Küsten, kleine Orte – nichts Spektakuläres, aber viel Ruhe, Natur und Entspannung. Zumindest Napier und Cape Kidnappers (samt Tölpel–Kolonie) sollte man sehen!
NORDINSEL:
Chateau Tongariro Hotel (ehem. Bayview Chateau Tongariro) Mt. Ruapehu, Tongariro NPDas Hotel liegt am Fuße des Mount Ruapehu. Egal, ob Sie Ski fahren oder wandern möchten, das Hotel bietet sowohl im Sommer als auch im Winter beste Voraussetzungen, um die Vulkanlandschaft des Tongariro Nationalparks zu erkunden; pro Nacht € 117,-
SÜDINSEL:
Übernachten:Hapuku Lodge – einnisten in Luxus-Baumhäuser. Wer als Kind schon immer einmal sein Bettchen im Baumwipfel aufschlagen wollte, kann das jetzt nachholen – allerdings gegen viele Neuseeland-Dollar oder Euro anstelle eines Sacks voller Kastanien. Zwölf Kilometer nördlich von Kaikoura auf der Südinsel nächtigt man luxuriös in zwölf Metern Höhe.3 Nächte: ab € 1.200.
FLUG:
Stilecht fliegt es sich mit der Air New Zealand. Frodo & Co schmücken deren Jumbos. Wien-Hamilton (NZ), ab ca. € 1.270 Beste Reisezeit: November bis März
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