Märchen, Mythen & Millionen

Märchen, Mythen & Millionen
Betörender Glamour auf schroffem Gestein: Das Fürstentum ist wegen der bevorstehenden Premiere des umstrittenen Filmdramas „Grace of Monaco“ in Aufruhr. Zeit für einen Besuch im Paradies für Spieler, Glücksritter und Voyeure.

Mehr Prunk und Protz auf so wenig Platz gibt es nirgendwo. Nur zwei Quadratkilometer Fläche benötigt Monaco, um zu prahlen und zu glänzen. Mit Macht, mit Geld, mit Stars und Starlets aus aller Welt. Neureiche Scheichtümer wie Dubai oder Abu Dhabi können auf eine derart nachhaltige Anziehungskraft nur hoffen. „Mein Gott, wie verächtlich und ekelhaft dieses Leben mit seinen Anekdoten, Palmen und dem Duft von Orangenbäumen“, grantelte vor mehr als hundert Jahren Anton Tschechow, der russische Dramatiker. Wie magnetisch angezogen fühlte er sich trotzdem. „Ich liebe Luxus und Reichtum“, gestand er, „aber dieser Roulette-Luxus wirkt auf mich wie ein unersättliches Klosett.“ Mon Dieu, was würde Tschechow, der an der Mittelmeerküste seine Tuberkulose-Erkrankung kurierte, heute angesichts der sich durch Monte Carlo stauenden Schlange von Ferraris und Lamborghinis bloß wehklagen?

Inmitten einer beeindruckenden Kulisse aus Belle Époque, Art déco und auch „grüner“ Hightech – das persönliche Anliegen von Fürst Albert II. – ist die freimütige Show des Luxus und der Laster längst zur begehrten Destination der internationalen High Society mutiert. Gut 300 Sonnentage im Jahr tun ein Übriges, um den Strom an normalsterblichen Touristen nicht abreißen zu lassen. Und jetzt kommt noch dazu mit „Grace of Monaco“ ein 100 Minuten langer Werbefilm für das Fürstentum ins Kino. Wobei hier das harmonische Bild des Steuerparadieses durchaus getrübt wird. Der Film von Olivier Dahan („La vie en rose“) zeigt Nicole Kidman als ehrgeizige US-Schauspielerin Grace Kelly, die nach Jahren an der Seite eines sturschädeligen Regenten auf einmal an ihrer Rolle als Märchenprinzessin im Exil zu hadern beginnt.

Vorteilhaft: Wenn in Monte Carlo PS angesagt sind, müssen Bikinis nicht Pause machen.

Weil es hier so schön ist, gastiert die Formel 1 besonders lange in Monaco. In zwei Wochen ist es wieder soweit. Fachsimpeln mit Niki Lauda: Hollywood-Star Michael Douglas.

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epa03718982 US actor Michael Douglas (L) and Austrian former Formula One driver Niki Lauda are seen at the pit lane prior the 2013 Formula One Grand Prix of Monaco at the Monte Carlo circuit in Monaco, 26 May 2013. EPA/SRDJAN SUKI

Das Drama in „real life“ spielte sich zwar schon vor Jahrzehnten ab, sogar teilweise vor den Augen der (Klatsch-)Weltpresse. Greifbar ist es nach wie vor, besonders bei einem Spaziergang durch Monte Carlo, der Hauptstadt von Monaco. Ja, es geht auch ohne Formel-1-Wagen oder sonstigen Ferrari, denn durchs Fürstentum lässt sich auch durchaus angenehm flanieren.

Was dabei am meisten auffällt: An beinahe jeder Ecke grüßt die Fürstin. Erst Recht, seit der „Princesse Grace“-Rundweg in 25 Etappen durch das Glücksspielparadies führt. Fürst Albert II. ließ ihn zum Andenken an seine 1982 an den Folgen eines Autounfalls in den Bergen über Monte Carlo ums Leben gekommene Mutter errichten. Folgt man ihm, sollte man zumindest einen halben Tag einplanen. Lieber auch ein paar Stunden mehr. Der Lohn dafür sind immerhin Einblicke in ein so pralles wie auch glamouröses Leben, das es in dieser Form wohl nie mehr wieder geben wird. Die Exkursion beginnt an der Place d’Armes, jenem Platz bei der Rue Grimaldi, wo sich einst der Bahnhof von Monaco befand. Hier bestieg die Schauspielerin oft den Zug nach Nizza, dem Ausgangspunkt ihrer Fluchten nach Paris und in die weitere Welt.

Die junge Fürstin, die in ihrem bürgerlichen Leben für Alfred Hitchcock drei Mal die kühle Blonde gab – darunter im voyeuristischen Thriller „Das Fenster zum Hof“ – , reiste für ihr Leben gern. „Grace of Monaco“, der Film, hakt an einem bisher unbekannten Punkt in ihrem Leben ein, in dem die Tochter eines US-amerikanischen Bauunternehmers vor ihrem Image als Märchenprinzessin fliehen wollte. „Hitch“ kam offenbar sechs Jahre nach ihrer Übersiedelung in den Fürstenpalast mit einem unwiderstehlichen Rollenangebot auf sie zu. Hollywood gegen Monte Carlo, es sind kaum Auseinandersetzungen mit mehr Glamour und Glitter denkbar. Grace Kelly aber blieb Gracia Patricia von Monaco. Der Rest ist bekannt. Außer, dass Fürst Rainier III. zur selben Zeit auf einem Nebenschauplatz sich mit Händen und Füßen gegen den französischen Präsidenten Charles de Gaulle wehren musste, der partout das Aus für das Steuerparadies Monaco verlangt hatte.

Grace von Monaco“ feiert in zwei Wochen Weltpremiere, bei den Filmfestspielen in Cannes. Sicher mit großem Bahnhof – immerhin spielen mit Nicole Kidman und Tim Roth als Fürst Rainier III. echte Weltstars die Hauptrolle – aber höchstwahrscheinlich unter augenscheinlicher Abwesenheit der monegassischen Fürstenfamilie. Diese sollte eigentlich die Krönung der Eröffnungsveranstaltung an der Croisette sein. Doch laut „New York Post“ werden sich weder Albert noch seine Schwestern Caroline und Stéphanie beim Schaulaufen der Stars und Starlets blicken lassen. Mon Dieu!

HINKOMMEN

Der nächstgelegene Flughafen befindet sich im nur 22 Kilometer entfernten Nizza. Hin und retour etwa ab Wien mit Austrian oder Air Berlin ab € 109. Dann weiter mit LeihwagenMonaco verfügt über mehr als 15.000 Garagenplätze – oder Zug. Der Bahnhof von Monte Carlo liegt praktischerweise knapp oberhalb des Zentrums – so hat man rasch einen schönen Überblick.

ÜBERNACHTEN

Sehr luxuriös im Monte-Carlo Beach Hotel; ab € 250 die Nacht www.montecarloresort.com
Leistbar im Hotel de France; ab € 100 www.monte-carlo.mc/france

ANSCHAUEN

Große und kleine Fische gibt es im Ozeanografischen Museum in der Avenue Saint-Martin zu besichtigen. Fürst Albert I., ein großer Meeresforscher, hat es 1901 eröffnet. www.oceano.mc

Große Tiere anderer Art sind samt ihren Yachten rund um den Port Hercule zu beobachten. Von Oligarchen wie Roman Abramowitsch bis zu Hollywood-Stars wie Michael Douglas parkt hier jeder, dessen Foto sich sonst nur auf den Gesellschaftsseiten findet.

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