Armin Assinger über ein halbes Leben

Armin Assinger über ein halbes Leben
Sportler, Showman, Charmeur: Armin Assinger, 50, hat bewegte Zeiten erlebt. Nach der Karriere als Skifahrer wechselte er ins Fernsehen, wo er seit 2002 ein Quotenbringer ist. In der freizeit erzählt er von den Tücken des Alters, den Lehren des Lebens und warum man ihm seine Scheidung nicht angemerkt hat.

freizeit: Herr Assinger, wie geht es Ihnen derzeit? a: ausgezeichnet. b: gut. c: geht so. d: nächste Frage.

Armin Assinger: Ich nehme Antwort b. Mir geht es gut. Ich weiß, worauf die Frage abzielt. Deshalb sage ich auch gleich noch d. Nächste Frage.

Okay. Sie sind vor Kurzem 50 geworden. Sind Sie ein Mensch, der sich über das Alter Gedanken macht?

Die Schlupflider sind mir völlig wurscht. Die Falten auf der Stirn und die Lachfalten auch. Das Alter beschäftigt mich nur insofern, als die Zeit irrsinnig schnell vergeht. Ich moderiere mittlerweile seit 12 Jahren die Millionenshow im ORF und dieser Zeitraum kommt mir wie ein Wimpernschlag vor. Ich kann mich auch noch genau erinnern, als mein Vater vor 22 Jahren seinen 50er gefeiert hat. Damals war ich 28 Jahre alt und hatte das Gefühl, dass der 50er sehr weit weg ist. Jetzt bin ich selber so alt. Das ist schon brutal.

Welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Dass ich versuche, jeden Tag zu genießen. Ich sage in meinen Motivationsvorträgen auch immer, dass man jedem Tag die Chance geben muss, der beste des Lebens zu sein.

Das sagt sich leicht, die Umsetzung im Alltag ist aber oft schwierig.

Ich scheitere ja auch immer wieder daran. Aber man braucht etwas zum Anhalten. Das Leben hört nicht auf, wenn man irgendwo dagegen läuft. Dann muss man halt einen Schritt zurück machen und schauen, wie man um die Mauer herumkommt. Man darf nur eines nie vergessen: Es geht immer weiter.

Sie haben die Millionenshow angesprochen, die Sie zu einem der bekanntesten Menschen in Österreich gemacht hat. Ist Ihnen diese Karriere zufällig passiert oder war sie geplant?

Ich habe einen väterlichen Freund, der Universitätsprofessor für Kommunikation in Klagenfurt ist. Den habe ich 1999 gefragt: „Gerhard, Herr Doktor, was meinst du? Ich kommentiere jetzt seit vier Jahren Skirennen im ORF, habe die ROMY gewonnen und trotzdem geht nichts weiter. Das Kommentieren beschäftigt mich vier Monate im Jahr. Was mache ich mit den restlichen acht Monaten?“

Was hat er geantwortet?

Er hat mir geraten, proaktiv zu sein. „Geh hin, sag, wer du bist und was du willst.“ Das habe ich dann 1999 bei der ROMY-Gala gemacht und mich bei der damaligen Programmintendantin Kathrin Zechner vorgestellt. Sie meinte: „Ich weiß, wer du bist.“ Dann habe ich sie auch geduzt und gesagt, dass der Sport meine Nummer hat. Sie soll mich bitte anrufen, wenn es in der Unterhaltung einen Job gibt.

Können Sie sich noch an den Moment erinnern, als Sie erfahren haben, dass Sie Millionenshow-Moderator werden?

Ich weiß noch genau, dass ich im Garten war und den Rasen gemäht habe. Plötzlich hat mich die Bettina gerufen und gesagt, dass jemand vom ORF am Telefon ist. Mir wurde mitgeteilt, dass ich in der engeren Auswahl bin und nach Wien kommen soll. Ein paar Tage später hat das Telefon wieder geklingelt. Dieses Mal habe ich nicht Rasen gemäht und die Zusage gekriegt.

Waren Sie überrascht oder haben Sie sich von Anfang an Chancen ausgerechnet?

Beim Casting für die Millionenshow haben noch sieben andere Moderatoren teilgenommen. Ich habe mir ehrlich gesagt überhaupt keine Hoffnungen ausgerechnet, sondern dachte mir: „Wurscht, da fährst du hin.“ Ich wollte mich einfach empfehlen und nicht als Wappler dastehen. Das ist mir offenbar gelungen.

Was haben Sie damals besser gemacht als der Rest?

Das kann ich pauschal nicht sagen. Am Anfang standen auch immer wieder extreme Postings auf meiner Homepage: „Du dumme Bauernsau, bleib bei deine Kiah daham“ und Ähnliches. Oft wird ja Mundart mit Dummheit gleichgesetzt. Aber ich glaube, dass gerade das meinen Erfolg ausmacht. Ich habe mich einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen und weiter gemacht. Irgendwann haben die Leute dann gesagt: „Du redest ja privat auch wie in der Show“ und haben gemerkt, dass die Mundart von mir kein „Bühnenschmäh“ war. Das nennt man wohl Authentizität, was offenbar angekommen ist. Eine dicke Haut habe ich aber schon gebraucht.

Hat Ihnen Ihre Karriere als Profi-Skifahrer dabei geholfen?

Ich habe vor Kurzem einen wunderschönen Satz von Baldur Preiml, dem Ex-Trainer der österreichischen Skispringer, gelesen. Er hat gesagt, dass Sport die großartigste Lebensschule ist, die ein Mensch haben kann. Auch wenn man den großen Durchbruch nicht schafft, entwickelt man Fähigkeiten, die unbezahlbar sind. Wenn man die im Leben nur halbwegs gut einsetzt, hat man normalerweise keinen Misserfolg.

Welche Fähigkeiten sind das?

Da geht es um Überwindung, die Gabe, sich immer wieder zu motivieren oder auf den Punkt konzentriert zu sein. Ich muss, wie jeder Mensch, immer wieder Probleme in meinem Leben meistern – logischerweise auch in den letzten paar Monaten. Aber die Sorgen kann ich nicht in die Millionenshow mitnehmen. Wenn die Studiotüre aufgeht, lasse ich alles hinter mir und bin konzentriert. Kein Mensch hat gemerkt, dass sich in meinem Privatleben Veränderungen ergeben haben. Ich glaube, dass ich die Gabe, mich, wenn es drauf ankommt, zu konzentrieren, dem Sport zu verdanken habe.

Sie haben Ihr Privatleben angesprochen. Warum möchten Sie darüber nicht reden?

Ich gehe da nach dem GPS-Prinzip vor. Über Geld, Politik und Sex rede ich nicht. Irgendwann wird alles wieder ausgegraben und einem zum Vorwurf gemacht.

Da Sie ein Mensch der Öffentlichkeit sind, wollen die Leute aber wissen, wie es Ihnen nach der Scheidung geht.

Nur so viel: Bettina und mir geht es gut. Es braucht sich niemand Sorgen zu machen.

Viele haben nach einer Trennung das Gefühl, gescheitert zu sein. Wie gehen Sie damit um?

Ein Sportler lernt sehr früh, bestimmte Ereignisse wegzustecken. Wenn ich mich an damals erinnere, wurde zu anderen Kindern oft gesagt: „Gell Klausi, heute ziehst du dir einen Pullover an. Draußen ist es kalt.“ Ich habe mir als Zehnjähriger am Sessellift schon den Oasch abgefroren. Früher gab es noch keine beheizten Gondeln. Wir sind um sechs Uhr früh im Dunkeln mit dem Einser-Sessellift auf die Petzen in Kärnten hinaufgefahren. Als wir nach 36 saukalten Minuten endlich oben waren, war es schon hell. Da lernst schon als junger Rennfahrer hart im Nehmen zu werden, ganz abgesehen von den unzähligen Niederlagen, die jeder einstecken musste. Aus den Niederlagen lernt man, nicht aus den Siegen. Das alles sind Erlebnisse, aus denen man Lehren fürs Leben zieht. Das ist nur Sportlern vorbehalten.

Sie haben in der „Kleinen Zeitung“ gesagt, dass Sie mit 50 mit dem Träumen durch sind. Warum ist das so?

Wovon träumen Menschen schon? Meistens davon, den Jackpot im Lotto zu knacken. Von so etwas kann man schon träumen, aber die Chancen darauf sind relativ gering. Ich träume höchstens davon, dass ich ein paar Sachen noch gerne machen würde.

Kandidat bei der Millionenshow zu werden, scheidet ja aus.

Das wäre bei dem lässigen Moderator natürlich ein Hit. Im Ernst: Meine Wünsche sind nichts Großartiges. Zum Beispiel gibt es in der Nähe von Zeltweg in der Steiermark einen Baumwipfelweg. Hoch oben in den Bäumen wurden Stege gebaut, auf denen man quasi von Wipfel zu Wipfel wandern kann. Das würde ich gerne sehen, weil ich das cool finde, einfach bodenständig. Vielleicht werde ich auch einmal in die Antarktis reisen. Das steht auch schon länger auf meinem Plan. Aber ehrlich, noch lässiger finde ich den Rachauer Wipfelwanderweg hier in Österreich.

Das klingt bescheiden. Sind Sie es?

Ich glaube, dass sich Leute, die halbwegs bestallt sind, beim g’scheit Reden darüber, dass Geld nicht alles ist, viel leichter tun. „Mit der vollen Hos’n is leicht stinken“, sagt man bei uns. Zu diesen Menschen zähle ich mich ehrlich gesagt auch. Elementare Bedürfnisse wie essen, wohnen und auf Urlaub fahren sind ja abgedeckt. Irgendwo habe ich einen guten Spruch gelesen. Geld alleine macht nicht glücklich, aber es erleichtert einem, sich sein Schicksal auszusuchen.

Haben Sie ab und zu den Impuls, manchen Millionenshow-Kandidaten mehr die Daumen zu drücken als anderen?

Ich freue mich jedes Mal, wenn da jemand sitzt, der das Geld wirklich brauchen kann. Auf meinen Moderationskarten stehen ja mehr Informationen, als ich auf Sendung erzähle. Viele Kandidaten wollen nicht darüber reden, dass sie arbeitslos oder gerade frisch geschieden sind. Denen wünsche ich immer, dass sie mindestens 15.000 oder 30.000 Euro als Startkapital für einen Neuanfang gewinnen. Geld hilft in so einem Fall. Jeder, der etwas anderes behauptet, macht einen Schmäh.

Ihre eigene Karriere läuft hingegen wie am Schnürchen. Geht das von selbst oder steckt da viel Einsatz dahinter?

Ich bin wirklich dankbar, dass es bei mir so gut läuft und dass ich keinen Manager brauche, der irgendetwas für mich anleiern muss. Trotzdem bin ich immer am Boden geblieben, auch dank Bettina. In der Zeit, als ich mit der Moderation der Millionenshow begonnen habe, hat der Klaus Eberhartinger zu mir gesagt: „Alter, jetzt muaßt auße nach Deutschland. Da ist die Kohle.“ Und ich habe gemeint: „Wer wartet denn auf mich in Deutschland, Klausi?“ Es sind viele Österreicher nach Deutschland gegangen und reumütig wieder zurückgekehrt. Da draußen wartet keiner auf mich. Außerdem müsste ich Hochdeutsch reden und das will ich gar nicht. Ich bin zufrieden damit, wie es mir finanziell geht und brauche nicht noch eine Null mehr. Außerdem bin ich wahnsinnig gerne in Kärnten und genieße die Lebensqualität, die sich mir daheim bietet.

Sie sind ein begeisterter Radfahrer.

Ja, weil es gut für meine Knie ist. Nach acht Knieoperationen muss ich schauen, dass ich mir einen Muskeltonus erhalte. Muskeln stabilisieren die Gelenke, wenn die Bandln so bedient sind. Joggen oder Wandern geht nicht mehr? Bergauf geht alles, aber bergab ist es eine Katastrophe. Wenn man älter wird, wird man ein bissl deppert. Ich habe heuer beim Sturm auf den Kulm mitgemacht. Da rennt man über eine Rampe 400 Meter den Auslauf hinauf bis auf den Anlauf. Eine unheimliche Plage, aber letztendlich ergibt sich ein sensationelles Gefühl dabei: Ein toller Teamgeist unter Leidensgenossen. Das taugt mir irrsinnig.

Herr Assinger, im September geht es mit der Millionenshow weiter.

Denken Sie manchmal darüber nach, wie lange Ihr Erfolg noch anhalten wird? Natürlich frage ich mich manchmal: „Wie lange wird es noch so gut weitergehen?“ Ich bin so dankbar dafür, grad, dass ich nicht jeden Tag in der Früh drei Kreuzzeichen mache. Ich hoffe, dass diese Erfolgsgeschichte noch lange anhält. Letztlich entscheiden die Zuschauer. Realistischerweise muss man aber sagen, dass alles ein Ablaufdatum hat und jeder ersetzbar ist. Aber wie ich am Anfang gesagt habe: Es geht immer weiter. Geht eine Tür zu, geht eine andere auf. Vielleicht schreibe ich ein Buch.

Worum soll es denn dabei gehen?

Das verrate ich noch nicht. Aber es wird sicher keine Biografie.

Sie sagen, es wird immer weiter gehen. Wohin geht es denn privat?

Ich werde schon sehen, wohin mich mein Weg führt. Da bin ich Passagier – wie jeder andere Mensch auf der Welt auch.

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