Dieses Jahr wird auch in puncto Frisuren alles auf den Kopf gestellt. Vorne kurz und hinten lang getragene Haare sind wieder zurück – jedoch mit modernem Touch.
Vorne kurz, hinten lang – für viele die Beschreibung der vielleicht hässlichsten Frisur aller Zeiten, nach der heutzutage eigentlich kein Kunde mehr fragt. Doch wenn das langsam (endlich) zur Neige gehende Jahr 2020 eines gelehrt hat, dann, dass innerhalb kürzester Zeit die verrücktesten Dinge passieren können. Im Fall der neuesten Frisurentrends bedeutet das: Der Vokuhila ist zurück.
Wer sich fragt, wie es zu so einem Comeback überhaupt kommen konnte, musste Ende März nur bei Netflix reinschauen. Mit der bizarren Dokumentarserie „Tiger King“, die das Leben des Betreibers eines Großkatzen-Zoos in den USA zeigt, löste der Streaming-Dienst einen wahren Hype um den Hauptprotagonisten Joe Exotic aus (siehe auch unten). Nicht nur seine zwielichtige Arbeitsweise sorgte für viel Gesprächsstoff, sondern auch sein Achtzigerjahre-Look inklusive grässlichem Vokuhila.
Nur kurz zuvor hatten in Paris und anderen Modestädten die Präsentationen der aktuellen Herbst/Winter-Kollektionen stattgefunden. Wer seine Aufmerksamkeit von der Mode auf die Frisuren lenkte, konnte sie bereits dort entdecken: Zahlreiche männliche Models, darunter jene bei Paul Smith, zeigten sich mit Vokuhila auf dem Laufsteg.
Nicht nur Männersache
Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die Retro-Frisur auch bei Otto Normalverbrauchern auf Anklang stoßen würde. Unter dem Hashtag Mullet, der englischen Bezeichnung für Vokuhila, laden vor allem junge Nutzer aus aller Welt derzeit Fotos ihrer von Paul McCartney, David Bowie und Mick Jagger inspirierten Haarschnitte hoch. „Der Achtzigerjahre-Look ist definitiv im Kommen“, sagt Sonja Thoma, Inhaberin des Wiener Friseursalons N°11, im KURIER-Gespräch. „Zuletzt ist die Mode aus diesem Jahrzehnt wieder hip geworden, das wirkt sich natürlich auch auf Beautytrends aus.“
Bei ihr sind es jedoch nicht Männer, die hauptsächlich den ungewöhnlichen Umstyling-Wunsch äußern. „In letzter Zeit waren es vor allem Frauen, die einen Vokuhila wollten“, verrät der Haarprofi. Beauty-Vorbilder gibt es auch hier genug: Hollywood-Star Debby Ryan veröffentlichte erst vor wenigen Tagen auf ihrem Instagram-Account einen Schnappschuss ihres Retro-Haarschnitts. Sängerin Miley Cyrus trägt bereits seit Längerem Vokuhila.
Aufmerksamkeitsgarant
Wer mit seinem Schopf eine Zeitreise wagen möchte, sollte dem Friseur jedoch nicht unbedingt ein altes Foto von Paul McCartney und seiner ersten Ehefrau Linda vorlegen. Thoma: „Bei der modernen Interpretation des Vokuhila werden die Übergänge vom kurzen Vorder- zum längeren Nackenhaar nicht mehr so extrem geschnitten. Das Endergebnis soll jetzt fließender aussehen. Wichtig ist auch die Kombination mit einer schönen Haarfarbe. Schlechtes Blond dazu ist ein No-Go.“
Ob Mann oder Frau: Für Schüchterne ist der neue alte Haartrend auch weiterhin nichts. „Nach jemandem, der einen Vokuhila trägt, drehen sich die Menschen um“, weiß Sonja Thoma. „So ein Haarschnitt muss zum jeweiligen Typ sehr gut passen.“ Also nur etwas für junge, trendaffine Kundschaft? Keineswegs: „Ich habe erst vor wenigen Tagen einer Ärztin einen tollen Vokuhila verpasst.“
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