Die Ausstellung: Mode - Made in Austria

Die Ausstellung: Mode - Made in Austria
Wer waren und sind die Großen der zeitgenössischen Mode Made in Austria. Ein Interview mit den Machern der Mode-Ausstellung "Show Off. Fashion Design“.

Das MAK zeigt  die erste umfassende Ausstellung zur zeitgenössischen Mode designed/made in Austria. Ein Interview mit Ausstellungskuratorin Ulrike Tschabitzer-Handler, Ausstellungsgestalter Gregor Eichinger, Modedesigner Peter Pilotto und Fotograf Rudi Molacek.

freizeit: Wie kam es zu „Show Off“?

Tschabitzer-Handler: Christoph Thun-Hohenstein vom MAK hat mich im Juni 2019 gefragt, ob ich eine große Ausstellung zur österreichischen Mode von den 1980er-Jahren bis heute kuratieren möchte.Gregor Eichinger war da bereits mit an Bord, was mich sehr gefreut hat, wir kennen uns ja seit vielen Jahren. Wir waren uns dann auch sehr schnell einig, wie wir die Ausstellung aufziehen möchten. Wen wir featuren wollen, das war zugegebenermaßen ein schwieriger Prozess. Schlussendlich entstand eine Liste mit 55 Designern, das sind sehr, sehr viele. Wir beginnen mit dem Spätwerk von Rudi Gernreich, zeigen Arbeiten von Helmut Lang und liefern einen schönen Querschnitt der 1980er-, 1990er-, 2000er-Jahre bis 2010.

Die Zeit der Wiener Werkstätte oder Fred Adlmüller, die kommen nicht vor. Warum

Tschabitzer-Handler: Wir wollten uns auf den Zeitraum konzentrieren, als zeitgenössische Mode in Österreich relevant wurde. Die U-Mode (legendäre Modeausstellung im U4, Anm.) war extrem wichtig, die hat ja Gregor Eichinger entscheidend mitgestaltet. Und dann auch der Zeitpunkt, an dem Oswald Oberhuber die Gastprofessur für die Modeklasse an der Angewandten initiiert hat und mit Karl Lagerfeld den ersten Gastprofessor nach Wien geholt hat. Oberhuber hat für die zeitgenössische Modeszene wirklich Pionierarbeit geleistet.

Warum war Oberhuber eigentlich so wichtig?

Eichinger: Er war extrem open minded und, was ganz wichtig war, er war zwar Rektor (der Universität für angewandte Kunst, Anm.), aber gleichzeitig auch Künstler. Das war äußerst erfrischend.

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Helmut Lang ist im MAK Design Lab ein eigener Raum gewidmet. Das Helmut-Lang-Archiv wurde dem MAK im Jahr 2004 in vollem Umfang geschenkt

 

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Historical Collection

Rudi Gernreich (1922-1985) war seiner Zeit immer weit voraus

 

Die Ausstellung: Mode - Made in Austria

Show Off. Austrian Fashion Design, 14.2.–12.7., MAK, www.mak.at

 

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Entwurf von Rudi Gernreich

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Interview zur Austrian Fashion Design-Ausstellung im MAK

Was Designer Peter Pilotto Isabella Klausnitzer über das Hochzeitskleid für Prinzessin Beatrice verraten hat? Muss leider ein Geheimnis bleiben

 

Die Ausstellung: Mode - Made in Austria

Interview zur Austrian Fashion Design-Ausstellung im MAK

Ulrike Tschabitzer-Handler und Gregor Eichinger

 

Die Ausstellung: Mode - Made in Austria

Aus Berlin fürs Interview dazugeschaltet: Rudi Molacek

 

Neben den Designern werden in der Ausstellung auch die wichtigsten Fotografen gezeigt.

Tschabitzer-Handler: Das war uns wichtig. Wir zeigen 34 Fotografen, darunter Günter Parth und Maria Ziegelböck und aus der jungen Generation zum Beispiel Hanna Putz und Stefanie Moshammer. Und Arbeiten von Rudi Molacek, Elfie Semotan, Gerhard Heller. Rudi Molacek kann ja zu Wien in den 1980er-Jahren besonders viel beitragen.

Molacek: Mich hat damals Helmut Lang nach Wien gebracht, ich habe für die deutsche Vogue seine Anzeigen fotografiert. Lang hat mich in die Wiener Szene eingeführt, durch ihn habe ich Falco kennengelernt und habe das Plattencover von „Junge Römer“ fotografiert. Seine Lieblingskundinnen hat er mir auch immer vorgestellt, die hab ich dann fotografiert, zum Beispiel Elfriede Jelinek. Und natürlich Künstler wie Scheibl, Damisch, Brandl. Die habe ich nicht nur fotografiert, sondern ich begann auch, ihre Werke zu sammeln. Oswald Oberhuber hat mir später eine Gastprofessur für die Fotografieklasse angeboten, und das habe ich sehr, sehr gerne angenommen. In dieser Zeit habe ich übrigens auch für Schella Kann fotografiert, das war fantastisch, die beiden ließen mir totale künstlerische Freiheit. War eine tolle Zeit, sowohl in der Mode als auch in der Kunst, in Wien, und natürlich in ganz Europa.

U4, U-Mode, Motto-Szene, der „Wiener“, Falco, unfassbar, was da alles mehr oder weniger gleichzeitig durchgestartet ist. Was war der Auslöser?

Eichinger: Starker Motor waren die Werber, die haben Geld verdient und waren auf einmal ganz stark präsent, Hans Schmid oder Gert Winkler, um nur zwei zu nennen. In-Lokale sind entstanden, auf einmal gab’s Lifestylemagazine, und die Werber haben drauf geachtet, dass das alles kommuniziert wird. Wichtigster Treffpunkt war unbestritten das U4, ein echter Catwalk.

Peter Pilotto, wo warst du eigentlich in den 1980er-Jahren? Ich nehme mal an, in der Schule.

Pilotto: Ja, in Tirol. Meine Eltern haben übrigens ein Modegeschäft gehabt, haben Armani und Alaïa geführt. Ich bin dann nach Antwerpen gegangen und habe dort Mode studiert.

Ich wundere mich ja immer, warum Wien keine Modestadt geworden ist. Was ist der Unterschied zwischen Wien und Antwerpen?

Pilotto: Antwerpen ist einzigartig, dort passiert eigentlich nichts außer Mode, so ist man total aufs Modemachen fokussiert.

Molacek: Antwerpen liegt mitten in Europa, da ist man gleich überall. Wer nach Wien kommt, um zu studieren, der geht in erster Linie auf die Musikuniversität oder ans Reinhardt-Seminar. Nach Wien gehst du nicht, um Mode zu studieren.

Peter, hättest du auch von Wien aus so erfolgreich werden können?

Pilotto: Weder von Wien aus noch von Antwerpen. Christopher und ich sind zum richtigen Zeitpunkt nach London gegangen, und dort kam eins zum anderen: Die Unterstützung durch den British Fashion Council und durch das Unit F in Wien, und da auch die wichtige London Fashion Week mit Presse, Einkäufern und den wichtigsten Menschen der Branche.

Tschabitzer-Handler: Trotzdem erstaunlich, wie viele heimische Talente es auf ein beachtliches Level geschafft haben. Österreich ist so ein kleines Land, es gibt hier de facto keine Textilindustrie mehr, keine Modeindustrie, und trotzdem … Die Arbeit der Gastprofessoren an der Angewandten kann man gar nicht genug schätzen. Da sind unter Castelbajac, Raf Simons, Vivienne Westwood etc., um nur einige zu nennen, so viele Karrieren gefördert worden. Man muss sich ja nur anschauen, wie viele Österreicher derzeit in wichtigen Positionen bei großen internationalen Labels wie Balenciaga, Kenzo, Burberry arbeiten.

Was war damals vorrangig, der künstlerische Anspruch oder der kommerzielle Erfolg

Tschabitzer-Handler: Fabrics Interseason waren die ersten mit einem anderen Anspruch an die Mode, ihnen ging es um ein Gesamtkonzept. Sie haben zum Beispiel eigene Sounds zu ihren Kollektionen produziert, die wiederum von eigenen Parfums begleitet wurden, keine klassischen wohlgemerkt. Oder Bless oder Carol Christian Poell, die Mode als Objekt sehen. Die meisten der österreichischen Modedesigner von der Angewandten waren damals in erster Linie künstlerisch orientiert, da ging’s gar nicht so sehr ums Kommerzielle. Die Frage „Lassen sich die Fetzen verkaufen?“ hat keinen interessiert. Kommerzialität kam dann erst mit der Gastprofessur von Raf Simons.

Wer war eurer Meinung nach der wichtigste österreichische Modedesigner?

Tschabitzer-Handler: Keine Frage, Rudi Gernreich. Wenn man überlegt, wie sehr er seiner Zeit voraus war, das Thema Genderfluidität zum Beispiel, das hat er damals schon aufgenommen, und wie sehr Gernreich alle wichtigen Modemarken der Welt beeinflusst hat. (Gernreich ist 1938 nach L.A. emigriert und hat von dort aus Weltkarriere gemacht. Nach Österreich ist er nie wieder zurückgekehrt, Anm.)

Eichinger: Ich habe Helmut Langs Nähe zur Kunst immer sehr bewundert. Ich habe für ihn Läden in Frankreich und Japan gemacht und habe gesehen, mit welcher Energie und Genauigkeit er in diese Projekte hineingegangen ist. Das hat mir imponiert.

Molacek: Helmut Lang ist zweifelsohne der einflussreichste österreichische Designer.

Verratet ihr uns schon Highlights der Ausstellung? Worauf seid ihr besonders stolz

Tschabitzer-Handler: Ich bin sehr stolz, dass es gelungen ist, so viele Designer, Fotografen, Magazinmacher und die Angewandte zu „aktivieren“ (lacht). Es gibt ja keine Modesammlung in Österreich, auf die wir hätten zurückgreifen können. Wir mussten die Protagonisten überreden, uns aus ihren privaten Archiven Exponate zur Verfügung zu stellen. Man kann sich nicht vorstellen, wo wir überall gewühlt haben, wo wir unterwegs waren (lacht). Das MAK könnte mit dieser Modeausstellung mit einer relevanten Sammlung beginnen.

Eichinger: Das Dreidimensionale, das uns gelungen ist. Mehr sage ich jetzt nicht …

Tschabitzer-Handler: Das Eingangsbild. Rudi Gernreich, Helmut Lang, und mehr verrate ich jetzt auch nicht, aber es ist ganz toll.

Ulrike Tschabitzer-Handler, Co-Eigentümerin der brand unit und Kuratorin, leitete Unit F und das „festival für fashion & photography“ und kuratierte die Ausstellung „Fast Forward – Mode in den Medien der 90er Jahre“ im Künstlerhaus.

Architekt und Designer Gregor Eichinger gründete 1980 das Büro Eichinger & Knechtl, lehrte u. a. an der ETH Zürich und an der Akademie der Bildenden Künste München und gestaltete in Wien u.a. das Palmenhaus, das Fotomuseum Westlicht, den Blumenkraft-Shop und den Conceptstore Song.

Der gebürtige Tiroler Peter Pilotto studierte an der Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen und führt seit 2007 mit Christopher De Vos das Label Peter Pilotto.

Rudi Molacek begann als Modefotograf, lehrte von 1985–1991 an der Universität für angewandte Kunst in Wien und lebt heute als Künstler und Kunstsammler in Berlin.

 

Show Off. Austrian Fashion Design, 14.2.–12.7., MAK, www.mak.at

 

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